Segeln an der Costa del Sol
Segeln an der Costa del Sol

Segeln an der Costa del Sol

14 Kilometer liegen zwischen Gibraltar und Marokko. 14 Kilometer, die täglich von ca. 300 Schiffen passiert werden und die mit ihren unbeständigen Windverhältnissen auch als herausforderndes Segelrevier gelten.  Einer, der dies besser weiß als viele andere, ist Ron Veerman. Der Holländer ist seit vielen Jahren als Kapitän auf verschiedenen Yachten in der Karibik und im Mittelmeer unterwegs und kennt das Gebiet in der Meerenge in und auswendig. Auf dieser Reise geht es mit der Segel-Yacht Chronos vom Puerto Alcaidesa (La Linea/Gibraltar) eine Woche lang zur Delfin-und Walbeobachtung durch den Estrecho.

Bei der ersten Besprechung mit den Passagieren erklärt der Kapitän den Plan, den er aufgrund der Wetterprognose für die kommenden Tage gefasst hat: Es geht hinüber nach Marokko, dann in die spanische Exklave Ceuta und wieder zurück an die Costa del Sol. Aber: Die Bedingungen in der Meerenge sind besonders schwierig, weil ständig Poniente (Westwind) und Levante (Ostwind) aufeinandertreffen und sich die Windrichtung innerhalb weniger Stunden ändern kann. Auch werden vorherrschende Winde durch die Düsenwirkung in der Straße von Gibraltar verstärkt, so dass häufig Starkwind herrscht. Deshalb kann es sein, dass aus Plan A auch mal Plan B oder Plan C wird.  Wind und Wetter bestimmen die Route, so wie das bei Seglern üblich ist.

26 Kabinen gibt es auf der Chronos, die Gäste sind bunt gemischt. Eine Familie, Alleinreisende, Paare, ein Amerikaner, eine Portugiesin, viele Deutsche… Neben dem täglichen Update durch Kapitän Ron erfahren sie Neuigkeiten und Ankündigungen oder erfreuen sich auch mal an einem Seglerspruch auf einer Tafel auf dem Achterdeck. Die 54 Meter lange Chronos ist mit einer Segelfläche von 1000 qm eine der schnellsten (bis 14 Knoten) großen Segel-Yachten der Welt. Die Stagsegelketch hat zwei Masten, bei denen der vordere Mast höher ist als der hintere. Das Besondere an diesem Modell: die Segel zwischen den Masten sind in zwei dreieckige Segel unterteilt, so dass die Segelfläche leicht an die Windverhältnisse angepasst werden kann.

Heute, am ersten Vormittag, fahren wir noch mit Motor auf das Meer hinaus. Aber schon lässt sich das majestätische Gefühl erahnen, das einen beim Dahingleiten über das Meer erfasst.

Delfine beobachten vor Tarifa

In Tarifa steigt ein Mitarbeiter der Schweizer Stiftung firmm an Bord.  Jörn Selling ist Meeresbiologe und wird mit uns Wale und Delfine beobachten. Die Wahrscheinlichkeit, diese in der Meerenge zu sehen, ist groß. Hier treffen das schwere salzhaltige Wasser des Mittelmeers und das nährstoffreiche Wasser des Atlantiks auf verschiedenen Ebenen zusammen. In dem aufgewirbelten Wasser befindet sich ein außergewöhnlicher Fischreichtum, der wiederum die Nahrung für Delfine, Tümmler und Grindwale, aber auch für durchziehende Orcas und Schwertwale ist.

Am Anfang dauert es noch. Biologe Jörn sieht immer mal wieder in der Ferne einen Tümmler. Aber der ist genauso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht ist. Doch dann, auf einmal, schwimmt ein Grindwal neben dem Boot, ein zweiter, ein dritter, eine ganze Gruppe…. „Wir überlassen es den Tieren, ob sie nah herankommen oder lieber weiter schwimmen möchten“, sagt Jörn. Heute haben wir Glück und die Tiere begleiten uns eine ganze Weile auf unserer Reise.

Nachdem der Meeresbiologe wieder an Land abgesetzt ist, beginnt Kapitän Ron mit seiner Crew, die Segel zu setzen. Wir sind etwa mit 12 Knoten Richtung Marokko unterwegs, also fast mit maximaler Geschwindigkeit.

Und dann stellt es sich sein, das Gefühl der Leichtigkeit. Auf einer wunderbaren Yacht, in Schräglage, den Blick auf das glitzernde Wasser gerichtet – und zufrieden damit, wirklich nichts zu tun und einfach nur zu sein.

Abends legen wir im marokkanischen Smir an und genießen an Bord das Diner, das der kanadische Chefkoch Tayler gezaubert hat. Ziegenkäse mit warmen Feigen und Aprikosen als Vorspeise, anschließend frischer Lachs und Mousse de Chocolat als Dessert. Lecker!Wer mag, macht am kommenden Tag eine geführte Tour nach Tetuan, wer nicht, bleibt auf der Yacht und probiert sich im Stand up Paddling oder Kanufahren. Oder setzt sich einfach auf die wunderschöne Yacht und schaut vom Hafen aus in die Ferne. Das Gefühl der Leichtigkeit bleibt. Und das Gefühl der Dankbarkeit, auf einer Yacht wie der Chronos mit segeln zu können.

Die Idee, Segelcharter für Einzelbucher anzubieten, hatte Firmeninhaber Andreas Steidle-Sailer vor über 15 Jahren bei einem Besuch einer Bootsmesse in Frankreich. „Ich war sofort verliebt in eine wunderschöne Yacht dort und habe mich gefragt, warum das nicht möglich ist, mitzufahren.“ Aus dieser Frage entstand dann Sailing Classics, das inzwischen drei große Yachten hat und in verschiedenen Regionen der Welt Törns für Individualbucher anbietet.

Auf unserem Schiff, der Chronos, hat sich die Gruppe der Gäste inzwischen kennengelernt und ist ins Gespräch gekommen.  Die Gesprächskonstellationen wechseln, mal auf dem Achterdeck, mal beim Essen, mal mit den jungen Crewmitgliedern, denen man die Begeisterung für ihre Arbeit auf der Segel-Yacht anmerkt.  Aber wie bei allem gilt auch hier: Jeder kann, keiner muss. Es gibt viele Plätze, an die man sich mit einem Buch oder mit Kopfhörern zurückziehen kann – oder einfach aufs Meer hinausblickt.

Von Marokko aus geht es am dritten Tag über den Estrecho nach Sotogrande. Der Grund für dieses Ziel ist – natürlich – der Wind. Der weht gerade so, dass man über den Estrecho hinübergleiten kann und Ceuta erst einmal auf später verschiebt. Nach einem Ausflug in den bunten Hafen von Sotogrande hat keiner mehr Lust, am Abend noch einmal von Bord zu gehen.  Zu schön ist das sanfte und beruhigende Schaukeln der Yacht, die vor dem Hafen Anker gelegt hat.

Anfänger, beziehungsweise Nicht-Segler sind auf der Chronos genauso willkommen wie Profis. Die junge internationale Crew besteht aus Holländern, Polen, und Deutschen und ist ebenso wie Kapitän Ron immer zu Auskünften bereit und sehr um das Wohl der Gäste besorgt.  Das „Guten Morgen, liebe Gäste“ der polnischen Bootsfrau Kasia kommt ebenso von Herzen wie das „Have fun today“ von Marie-Jeanne, der Chef-Stewardess aus Holland. Koch Tyler kauft soweit möglich jeden Morgen frische Zutaten auf dem lokalen Markt und zaubert jeden Mittag und Abend hervorragende und gesunde Gerichte, die die Erwartungen aller Gäste übertreffen.

Nach Ceuta segeln wir am kommenden Morgen doch noch, dann passen auch die Windverhältnisse. Noch ein Rundgang durch die spanische Exklave, ein wunderbares Abendessen in einem marokkanischen Restaurant mit Blick auf Ceuta und dann geht es am kommenden Tag zurück unter vollen Segeln nach La Linea in den Hafen Alcaidesa, unserem Ausgangspunkt, wo dann mit dem Captain’ s Diner Abschied gefeiert wird.  Abschied von einer tollen Crew und einer wunderbaren Gästegruppe, mit der einfach alles gepasst hat.

217 Seemeilen liegen hinter uns. 217 Seemeilen, in denen wir viel über Wind und Wellen gelernt haben, Delfine und Wale beobachten konnten, viel Zeit für uns hatten, interessante Gespräche geführt und gut gegessen haben. Chronos, wir sehen uns wieder – irgendwo, irgendwann.

Mehr Informationen zu den Yacht-Reisen gibt es unter www.sailing-classics.de.

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