“Bei uns im Ausland gibt es einen großen Zusammenhalt”

Pfarrer Steinke aus Torrox im Gespräch mit Costa del Sol ONline

Pfarrer Steinke Costa del Sol

Pfarrer Wilfried Steinke Costa del Sol

Dass der evangelische Pfarrer Wilfried Steinke in Torrox gelandet ist, hat mit Dänemark zu tun. Nach seine Ruhestandsversetzung interessierte er sich bei der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) für eine einmonatige Urlauberseelsorge in dem Land an der Nordsee.

Nachdem die Videokonferenz zur Vorbereitung auf die Urlauber­seelsorge zu Ende war, teilte der zuständige Oberkirchenrat mit, dass ein Pfarrer im Ruhestand für die Arbeit mit deutschen Touristen und Touristinnen sowie Residenten gesucht wird.

Daraufhin bewarb sich der gebürtige Aschaffenburger auf die Stelle und hatte Erfolg. Das war im Frühjahr 2021. Seit September 2021 lebt Pfarrer Steinke nun mit Ehefrau Christa in Torrox. Wir haben mit ihm über seine Arbeit an der Costa del Sol gesprochen.

Wie wird man Pfarrer für die deutsche Gemeinschaft an der Costa del Sol?

Es sind jeweils Beauftragungen für zehn Monate. Zweimal habe ich bereits verlängert, nun steht die dritte Verlängerung an. Ruhestandspfarrer, die nach wie vor im Ruhestand bleiben, arbeiten ehrenamtlich, gegen eine monatliche Aufwandsentschädigung. Im Gegensatz zu Vollzeitpfarrern, die von der EKD entsandt werden, werden Ruhestands­pfarrer beauftragt.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?

Vorbereitung auf die Gottesdienste, Gottesdienstgestaltung alle zwei Wochen. Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnengespräche. Bei Bedarf Durchführung von Trauerfeiern und Hochzeiten. Überlegungen wie die Arbeit der EKD finanziert werden kann. Dies geschieht im ständigen Austausch mit den Mitarbeitern. Zur täglichen Arbeit gehört auch die Abstimmung mit dem Kollegen Manfred Otterstätter.

Gibt es besondere Sorgen und Probleme, die Gemeindemitglieder im Ausland haben?

Besonders “Senioren und Seniorinnen” machen sich auf den Weg an die Costa del Sol. In Deutschland unterhalten sie weitere soziale Kontakte, die auch nötig sind. Jedoch ist es gut, dass die Menschen, die hier an die Costa del Sol neue soziale Kontakte bekommen, die ihnen helfen, sich hier zurechtzufinden. Das gelingt im Allgemeinen gut. Jedoch täuscht das alles nicht darüber hinweg, dass man das Päckchen aus der Heimat mit in den Süden nimmt.

Ich kann mich allerdings nicht des Eindrucks erwehren, dass die lebensfrohe Art der spanischen Bevölkerung auf die Deutschen abfärbt. Vieles ist einfach leichter. Wenn man in einer Gemeinschaft wie der Kirche lebt, können viele Dinge miteinander geteilt werden. Freundschaften müssen naturgemäß auch hier gepflegt werden.

Wo sehen Sie in Ihrer Gemeinde einen Bedarf der Hilfe und Unterstützung?

Nötige Hilfe sehe ich bei dem Umgang mit spanischen Behörden, falls es nötig ist, diese in Anspruch zu nehmen. Dazu bedarf es vor allem Übersetzungshilfen.

Wie arbeiten Sie mit ihrem Kollegen in Estepona und mit Ihrem katholischen Kollegen Alfred Scheller zusammen?

Die Zusammenarbeit mit dem Kollegen Manfred Otterstätter würde ich als sehr gut bezeichnen. Hervorzuheben ist der offene Umgang miteinander. Wir informieren uns gegenseitig bei auftauchenden Problemen und besprechen diese, meist telefonisch. Wir besprechen aber auch gemeinsame Projekte, wie zum Beispiel einen Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt unterhalb der Stupa an der Lourdes-Grotte in Benalmadena.

Die Zusammenarbeit mit dem katholischen Kollegen Alfred Scheller ist ebenfalls sehr vertrauensvoll. Ein besonderes Erlebnis war die ökumenische Zusammenarbeit anlässlich seines Priesterjubiläums im Frühjahr 2023. Das war ein Highlight in der Zusammenarbeit.

Da Alfred Scheller zur Zeit aufgrund gesundheitlicher Probleme noch in Deutschland ist, werden alle katholischen Gemeindeglieder zu den evangelischen Gottesdiensten eingeladen. Das hat besonders gut zu Weihnachten funktioniert, da es für katholische Gemeindeglieder die Möglichkeit gab, einen deutschsprachigen Gottesdienst zu besuchen. Dies geschah in enger Absprache mit Pfarrer Alfred Scheller. Wir wünschen uns, dass er bald wieder nach Spanien kommen kann.

Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen der Gemeindearbeit hier an der Costa del Sol und in Deutschland?

Im Unterschied zu der Gemeindearbeit in Deutschland sind wir sehr auf Spenden der Gemeindeglieder angewiesen. Es wird vonseiten der EKD von uns erwartet, einen Eigenbeitrag zu leisten, damit die Arbeit an der Costa del Sol weitergeführt werden kann. Es wäre fatal, müsste sich Kirche aus den Anbietern an guter Arbeit zurückziehen. In Deutschland wird die Gemeindearbeit über die Kirchensteuer finanziert.

Es ist festzustellen, dass es im “Ausland” einen großen Zusammenhalt gibt. Das liegt wohl daran, dass es gut tut, soziale Kontakte über die Kirche führen  zu können. Das ist nicht selbstverständlich und muss irgendwie erarbeitet werden. In Deutschland ist man am Wohnort automatisch Mitglied in der Kirchengemeinde, sofern man einer Kirche angehört. Hier ist man auf freiwilliger Basis Mitglied und wird dementsprechend auch gebeten, einen gewissen Beitrag zu leisten. Jeder kann Mitglied werden, konfessionelle Grenzen gibt es nicht. Wenn jemand keinen finanziellen Beitrag leisten kann, ist er/sie trotzdem willkommen. Wer in unsere Gottesdienste kommt, gehört einfach dazu.

Hervorzuheben ist, dass wir als deutschsprachige Kirche eine große Familie sind, zu der jeder dazukommen kann. Niemand wird ausgeschlossen.

Ihr berufliches Lebensmotto ist “Nah bei den Menschen”. Haben Sie das an der Costa del Sol realisieren können?

“Nah bei den Menschen” zu sein, hat für mich etwas mit Seelsorge zu tun. Seelsorge bedeutet zuhören zu können, auf die Sorgen und Nöte von Gemeindegliedern einzugehen. Dies konnte und kann sehr gut realisiert werden. Nah bei den Menschen zu sein, bedeutet auch hier darauf zu achten und darauf zu hören, wie die Stimmung gerade ist, was gebraucht wird und was nicht gebraucht wird. Das kann hier gut gelebt werden, da es nach jedem Gottesdienst Gelegenheit zum Austausch gibt. Wünschenswert wäre allerdings, wenn es außerhalb von Gottesdiensten noch weitere Gelegenheiten zum Austausch geben könnte. Dies ist allerdings von großen Entfernungen, die dann zurückzulegen sind, nicht unbedingt möglich.

Haben Sie und Ihre Frau Lieblingsplätze an der Costa del Sol?

Lieblingsplätze sind für uns das Meer, an dem wir leben dürfen. Ein besonderer Lieblingsplatz ist die Bucht bei La Herradura in der Nähe von Almunecar.

Da wir ein Wohmobil besitzen, können wir die Gelegenheit bei Freizeit nutzen, Plätze in der Umgebung oder auch in Spanien anzufahren und diese Gegenden kennen zu lernen. Wir nutzen die Gelegenheiten, die sich uns bieten.

Mehr Informationen zu Pfarrer Steinke gibt es auch unter diesem Link.

Kontakt: Wilfried Steinke, Tel. und WhatsApp: 0049160-97908422.
E-Mail: [email protected]

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