Algarrobo – ein Dorf mit vielseitiger Geschichte

Schmale und steile Gassen erinnern an die arabischen Wurzeln des kleinen Dorfes in der Axarquía. Algarrobo Costa ist bei ausländischen Residenten beliebt.

Algarrobo an der Costa del Sol

Algarrobo an der Costa del Sol

Die Gemeinde Algarrobo, die insgesamt 6.551 Einwohner (Stand 2021) zählt, besteht aus dem etwa 3,5 Kilometer vom Meer entfernt liegenden Dorf und dem am Meer gelegenen Algarrobo Costa. Das traditionelle weiße Dorf bildet den Kern dieser Axarquía-Gemeinde. Schmale und steile Gassen erinnern an die arabischen Wurzeln des Dorfes, das in jener Epoche durch die Produktion von Seide, Feigen, Rosinen und Mandeln ein Wachstum erfuhr.

Außerdem gehören Trayamar und ein Abschnitt von Mezquitilla der Gemeinde an, deren wohlklingender Name auf Deutsch ‘Johannisbrotbaum’ bedeutet. Dieser Baum spielt in Málaga eine große Rolle, denn er spendet nicht nur Schatten und Holz, sondern verbessert auch den Boden und trägt mit seinen Wurzeln zur Stabilisierung der Hänge bei.

Die ersten Beweise für Siedlungen in diesem Gebiet reichen bis in die Bronzezeit zurück. Der kleine Ortsteil Trayamar zwischen Küste und Dorf beherbergt einen für die Geschichte Algarrobos sehr bedeutsamen archäologische Fund – die Nekropole von Trayamar, eine Totenstadt, die sich von der Finca Trayamar bis zu einem nahe gelegenen Hügel erstreckt.

Algarrobo an der Costa del Sol
Trayamar.

Die phönizischen Grabstätten aus dem 7. Jahrhundert vor Christus gehören zu den ältesten in ganz Europa und sind zweifellos die bedeutendsten historischen Reliquien der phönizischen Kultur, die in Europa entdeckt wurden. Den deutschen Archäologen Schubart und Niemeyer zufolge, die diese Ausgrabungen jahrelang untersuchten, handelt es sich um Gräber aus vorpunischer Zeit. Die darin gefundenen Juwelen werden im archäologischen Museum der Provinz verwahrt.

Mit ihren langen Sandstränden sind Algarrobo Costa und Mezquitilla ein beliebtes Reiseziel für Touristen. Anfang der 1970er Jahre entstanden auf den ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Flächen an der Küste erste Apartmentblöcke, mit denen der Grundstein für den Tourismus gelegt wurde.

Algarrobo an der Costa del Sol
Algarrobo Costa ist beliebt bei deutschen Überwinterern.

Da in Algarrobo Costa viele deutsche und andere ausländische Residenten die Wintermonate verbringen, wird in dieser Zeit ein überwiegend deutschsprachiges, aber auch internationales Kulturprogramm angeboten.

Den Startschuss bildet das Oktoberfest, bei dem gelegentlich auch Stimmungskanonen aus Deutschland zu Gast sind. Ein Weihnachtsmarkt, Konzerte und Kinofilme in deutscher Sprache sind ebenfalls Bestandteile dieses Kulturprogramms. In der alten Bücherei von Mezquitilla in der Urbanisation Pueblo Bahía werden regelmäßig Kunstausstellungen gezeigt.

Landwirtschaft in Algarrobo

Neben dem Tourismus spielt die Landwirtschaft in Algarrobo seit jeher eine große Rolle. Sie basiert auf dem Anbau von Frühgemüse in Gewächshäusern, dem Fischfang, und dem Anbau subtropischer Früchte wie Avocados, Mangos und Kiwis in jüngerer Zeit. Als Ergebnis eines deutsch-spanischen Abkommens wurde in Algarrobo am 20. Mai 1961 die Forschungsstation ‚Estación Experimental La Mayora‘ (EELM) gegründet. Ihr Begründer und erster Direktor war der Deutsche Dr. Dieter Wienberg, dessen Studie über die Ausweitung spanischer Exporte von Gemüse und Frühobst eine wichtige Grundlage für das Projekt darstellte.

Sehenswertes und Kulturelles in Algarrobo

Das historische Erbe ist in Algarrobo nach wie vor präsent. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die erwähnten phönizischen Grabstätten von Trayamar. Die Dorfkirche Santa Ana aus dem 16. Jahrhundert wurde einst der Santa Maria von Algarrobo gewidmet.

Im Dorf befindet sich außerdem die Wallfahrtskapelle Ermita de San Sebastián mit einem kreuzförmigen Grundriss, die 1976 originalgetreu nachgebaut wurde. Dem Schutzpatron San Sebastian ist die Wallfahrtskapelle auf dem Hügel El Ejido gewidmet.

An der Küste sind außerdem zwei alte Wachtürme erhalten – der schiefe ‘Torre ladeada‘ aus der Maurenzeit und der gerade ‘Torre nueva‘ aus dem 16. Jahrhundert. Darüber hinaus ist in Algarrobo Costa eine Sonnenuhr aus weißem Marmor zu sehen, die im Jahr 2005 von Carlos Esteve gebaut wurde.

Algarrobo an der Costa del Sol
Der schiefe Turm von Algarrobo Costa.

Zur Feier von Lichtmess wird im September seit über 20 Jahren eine traditionelle Flamenco-Nacht organisiert. Im Oktober wird der Einmarsch der napoleonischen Truppen im September 1812, die das (zum Glück verhinderte) Niederbrennen von Algarrobo angeordnet hatten, als ‘Quema de Algarrobo’ nachgespielt.

Ein typisches gastronomisches Erzeugnis der Ortschaft, das auch über die Provinzgrenzen hinaus geschätzt ist, sind die ‘Tortas de Algarrobo’ – ein arabisches Gebäck, das hier seit 1859 aus Olivenöl, Mehl und Gewürzen zubereitet wird. Doch Algarrobo hat noch viele andere Leckerbissen zu bieten.

In den zahlreichen Restaurants entlang der Küste sind gegrillter Fisch, Sardinenspieße oder Meeresfrüchte an der Tagesordnung.

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