“Die Costa del Sol bleibt für uns Heimat”

Peter und Sigrid Hubert sind gerade zu Besuch an der Costa del Sol. Sie haben die deutsche Medienlandschaft an der Küste entscheidend mitgeprägt.

Peter Hubert Costa del Sol
Peter und Sigrid Hubert kommen immer wieder gerne an die Costa del Sol.

Sigrid und Peter Hubert an der Costa del Sol

Viele Gäste der vierten deutschen Filmwoche in Málaga waren überrascht: Zur Eröffnungsveranstaltung in der vergangenen Woche tauchte ein Mann auf, der zwei Jahrzehnte lang ein bekanntes Gesicht an der Costa del Sol war und seit einiger Zeit wieder in Deutschland lebt. Peter Hubert, erster Geschäftsführer der Wochenzeitung Costa del Sol Nachrichten, Mitgründer von SUR deutsche Ausgabe und treibende Kraft der ersten deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe, ist gerade zu Besuch an der Sonnenküste.

“Ich war überrascht, wie viele mich noch kennen”, sagt der gebürtige Franke, der inzwischen in der Nähe von München wohnt. Vor sieben Jahren, im Jahr 2016, ist er mit seiner Frau Sigrid zurück nach Deutschland gegangen – nach 20 Jahren in Spanien.

Dass die Huberts an die Costa del Sol kommen, war zunächst gar nicht geplant. Peter Hubert hat in den 1990er Jahren in Deutschland bei verschiedenen Zeitungen gearbeitet, bei der Bildzeitung als Layouter, dann als Schlussredakteur bei der Quick und zuletzt als Chef vom Dienst bei ‘Mädchen’.

“Im zarten Alter von 50 Jahren habe ich mir dann überlegt, ob es das war oder ob noch mehr geht”, sagt Hubert. Dann hat er eine Anzeige gesehen, dass ab 1994 in Barcelona eine deutsche Monatszeitschrift einen Partner gesucht hat. Er stellte sich vor und hatte die Zeitschrift dann “schnell an der Backe.”

Bald stellte sich aber heraus, dass die Zeitung insolvent war. “Die Seguridad Social stand plötzlich vor der Tür, weil die vorherigen Besitzer Schulden gemacht hatten, die man dann von mir eintreiben wollte. Damit hatte sich dann das Thema für mich erledigt.”

Zu diesem Zeitpunkt hatte Dieter Moll, der Besitzer der Costa Blanca Nachrichten, schon Kontakt zu Peter Hubert geknüpft. Moll wollte eine eine Wochenzeitung an der Costa del Sol gründen und man war sich schnell einig. “Wir haben dann untersucht, wo sind die meisten Deutschen, und dann war klar, dass wir nach Torrox gehen.”

Die Anfänge in Torrox

Gestartet sind die Huberts im Jahr 1996 mit Peter Hubert als Geschäftsführer, Sigrid Hubert als Anzeigenleiterin und einer spanischen Mitarbeiterin, die in Frankfurt aufgewachsen ist. “Die erste Zeit ist dann jede Woche ein Redakteur von der Costa Blanca gekommen und hat den Inhalt gemacht,” erinnert sich Peter Hubert.

“Der Einzige, der sofort kapiert hat, dass das ein Erfolg wird, war der damalige Bürgermeister Pérez. Er hat zu mir gesagt, jetzt weiß ich endlich, wie ich die Deutschen erreichen kann.”

Nach den ersten zwei Jahren, in denen man auch die spanischen Anzeigenkunden überzeugen musste, dass Anzeigen in einer deutschen Zeitung Sinn machen, lief es dann richtig gut und die Costa del Sol Nachrichten wurden zur Anlaufstelle für Deutsche.

Peter Hubert baute in den Anfangsjahren auch noch die Seiten selbst zusammen und machte das gesamte Layout. “Die Filme wurden damals noch ins Fotogeschäft gebracht und entwickelt. Es war eine anstrengende, aber auch eine schöne Zeit, in der wir lange Arbeitstage hatten. Aber es macht Spaß, wenn man etwas bewegen kann”, sagt der Franke.

Auch Ehefrau Sigrid hat positive Erinnerungen an die ersten Jahre Torrox: “Es war eine gute Zeit und wir haben viele neue Erfahrungen gemacht.” Vom Anzeigenverkauf wusste Sigrid Hubert am Anfang wenig und hat sich nach und nach eingelernt. “Am Anfang habe ich noch versucht, die Kunden per Telefon oder per E-Mail zu kontaktieren. Aber das funktioniert in Spanien nicht. Hier muss man zu den Leuten persönlich hingehen.”

Nachdem man festgestellt hatte, dass in Torrox zwar die Leser sitzen, aber in Marbella die Anzeigenkunden, entschloss man sich im Jahr 1998, den Hauptsitz nach Marbella zu verlegen und Torrox als Filiale zu behalten. So sind die Huberts dann in Riviera del Sol bei Marbella gelandet, wo sie bis zu ihrem Umzug nach Deutschland wohnten.

Kündigung per Fax

Aus der Zeit in Marbella hat Peter Hubert immer wieder eine Anekdote parat: “Der Herr Moll hat ja immer gesagt, dass er, wenn er 50 ist, in Rente geht. Und das hat er tatsächlich gemacht und an einen großen Zeitungsverlag in Deutschland verkauft. Plötzlich war der Besitzer ein anderer, und dann hat man überlegt, ob man uns noch braucht, und uns dann recht schnell unsere Kündigung geschickt – per Fax”.

Zur Ruhe setzen wollten sich die Huberts noch nicht, deshalb kam ein neues Angebot gerade zu rechten Zeit: “Als man uns gekündigt hat, kam die Frage: Herr Hubert, können Sie sich denn vorstellen, eine deutsche Ausgabe für die spanische Tageszeitung Diario SUR zu machen? Wir haben uns dann in einem kleinen Team zusammengesetzt und das Projekt vorbereitet. Es hat dann gedauert, aber plötzlich hieß es dann vonseiten des SUR: Wir machen es!”

Das Team musste sofort loslegen und die erste Ausgabe innerhalb von zwei Wochen fertigstellen. Das war im Juni 2004. Die Anfänge waren etwas chaotisch, aber auch spannend, so Peter Hubert. Bis zu seiner Rente mit 65 ist er bei der SUR deutsche Ausgabe geblieben.

Sigrid Hubert wollte nicht mehr in das Anzeigengeschäft zurück und hat sich einer neuen Aufgabe gewidmet: Die deutsche Nachbarschaftshilfe, die jetzt, dank Katja Thirion aus Mijas, wieder auflebt.

Die Nachbarschaftshilfe ist gegründet worden von Lina Giese, die damals schon gesehen hat, dass viele Leute Hilfe brauchen. “Sie musste dann aber nach Deutschland zurück, und dann haben wir das mit Fernando Frühbeck übernommen”, sagt Sigrid Hubert.

Beide Huberts waren viel mit dem Auto unterwegs und haben vielen Leuten an der Costa del Sol geholfen. “Es war schon viel, was wir da gemacht haben”, erinnert sich Sigrid Hubert.

Zurück nach Deutschland oder in Spanien bleiben?

Und was würden beide den Residenten raten, die hier an der Küste langsam älter werden und überlegen, nach Deutschland zurückzugehen? “Das kommt sehr auf die familiäre Situation an”, sagt Peter Hubert. “Wenn ich in Deutschland Familie habe, ist es möglicherweise besser, zurückzugehen. Aber wegen des Krankensystems muss man nicht zurück. In Spanien wird viel gelästert, aber die Ärzte hier wissen schon, was sie tun und wenn man das Gesundheitssystem richtig zu handhaben weiß, dann funktioniert das reibungslos.”

Bei den Huberts hat sich die Rückkehr nach Deutschland ergeben. “Einen richtigen Grund gab es nicht. Es war einfach so weit. Wir haben gesehen, dass viele Nachbarn ihre Häuser verkauft haben und zurückgegangen sind und haben dann auch darüber nachgedacht. Und unsere Tochter und unsere drei Enkeltöchter wohnen in Bayern, ebenso wie meine inzwischen hundertjährige Mutter, deshalb war das für uns naheliegend”, sagt Sigrid Hubert. “Es heißt ja immer: Alles hat seine Zeit”, ergänzt Ehemann Peter.

Die Entscheidung vor sieben Jahren war die richtige, so die Huberts. Dennoch kommen beide immer wieder gerne an die Costa del Sol zurück. “Wir sind mit dem Auto gekommen, und wenn man die alten Strecken fährt, denkt man spätestens ab Granada: Ja, wir sind wieder zurück. Die Sonne, der Strand, das Meer – die Costa del Sol bleibt für uns immer Heimat”,  sagt Sigrid Hubert.

Ab Mitte Dezember geht es wieder zurück Richtung München – langsam und in Etappen: “Wir haben ja jetzt Zeit!”

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