Deutschsprachige Nachbarschaftshilfe soll Comeback erfahren

Eine erste Projektgruppe traf sich auf Initiative von Katja Thirion in La Cala de Mijas.

Nachbarschaftshilfe an der Costa del Sol.
Praktikantin Margarethe, Francisco López vom deutschen Konsulat, Konsul Arnulf Braun, Stadträtin Arancha López und Katja Thirion in La Cala de Mijas (v.l.).

Nachbarschaftshilfe an der Costa del Sol

In einem kürzlich erschienenen Interview mit Costa del Sol ONline hatte Katja Thirion vom Residentenbüro in Mijas erklärt, dass sie sich eine deutschsprachige Nachbarschaftshilfe für die Costa del Sol wünsche.

Mehrere Residenten hatten sich daraufhin bei ihr gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Sie kamen diese Woche mit Vertretern der deutschen Gemeinschaft an der Costa del Sol zusammen, darunter Konsul Arnulf Braun, Rechtsanwalt Fernando Frühbeck und die beiden deutschen Pfarrer an der Küste, um den Grundstein für das Projekt zu legen.

Das erste Resümee: Die Notwendigkeit einer deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe an der Küste ist groß. “Gerade während der Corona-Pandemie haben wir gemerkt, dass viele Menschen nur wenig oder kein Spanisch sprechen und dann hilflos sind, wenn etwas passiert”, sagt Katja Thirion.

Auch unter deutschen und deutschsprachigen Residenten gibt es zunehmend ältere Menschen, die Hilfestellung benötigen wie zum Beispiel beim Transport zum Arzttermin, beim Einkaufen oder auch bei Übersetzungen.

Das Problem: Oftmals reichen die Leistungen der spanischen Sozialversicherung nicht aus. Wenn dazu noch der Partner verstirbt, dann sind viele auf Nachbarschaftshilfe regelrecht angewiesen.

Auch immer mehr junge Menschen geraten in Not

Interessant ist auch, dass immer mehr junge Menschen an der Costa del Sol in Not geraten, berichtet Francisco López vom deutschen Konsulat. Er hat in letzter Zeit verstärkt mit hilfebedürftigen Deutschen zu tun, darunter auch viele junge Aussteiger oder psychisch labile Menschen, die hier nicht weiterkommen und eigentlich nach Deutschland zurückgeschickt werden müssten.

Mindestens ein neuer Notfall pro Woche wird dem Konsulat gemeldet. “Eine deutschsprachige Hilfsvereinigung ist wichtiger denn je”, waren sich alle Teilnehmer der Projektgruppe einig.

Bei der Gründung einer deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe an der Costa del Sol könnten die Briten ein Vorbild sein. “Diese Bevölkerungsgruppe hat sich an der Küste gut organisiert. Die britischen Residenten haben ein großes Netzwerk und helfen sich gegenseitig”, sagt Mijas’ Stadträtin für das Ausländeramt, Arancha López, die auch an dem Treffen der Projektgruppe teilnahm.

Das Residentenbüro in Mijas hat im vergangenen Jahr mit Apemex bereits eine neue Arbeitsgruppe zur Hilfestellung von ausländischen Senioren in Notsituationen geschaffen. Apemex (APoyo a PErsonas MAyores EXtranjeras) besteht aus Vertretern des Sozialamts in Mijas, der Lokalpolizei, dem Rotem Kreuz und verschiedenen britischen oder englisch sprachigen Organisationen.

Ziel ist nun, ein ähnliches Netzwerk für deutschsprachige Residenten aufzubauen, das nicht nur auf Mijas beschränkt ist, sondern an der ganzen Costa del Sol tätig ist und im Idealfall sogar in ganz Andalusien, wünscht sich Francisco López vom deutschen Konsulat.

Nachbarschaftshilfe an der Costa del Sol.
Rechtsanwalt Fernando Frühbeck (l.) hat über seine Erfahrungen mit der Nachbarschaftshilfe in Marbella berichtet.

Eine deutsche Nachbarschaftshilfe gab es schon einmal

Ab 2003 gab es schon einmal für mehrere Jahre eine deutschsprachige Hilfsvereinigung in Marbella. Rechtsanwalt Fernando Frühbeck war Mitgründer und Präsident der deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe, zusammen mit Peter und Sigrid Hubert, die an der Küste sehr bekannt waren und lange Zeit leitende Positionen in der deutschsprachigen Medienlandschaft an der Costa del Sol innehatten.

Nachdem die beiden nach Deutschland zurückgegangen sind, war niemand mehr da, sagt Frühbeck, der selbst aktiv geholfen hat und die Nachbarschaftshilfe dann nicht alleine weiterführen konnte.

Das könnte sich nun wieder ändern, wenn sich genügend freiwillige Helfer finden. “Eine Unterstützung kann zunächst Begleitung zum Einkaufen sein, Fahrdienste oder auch der Besuch im Krankenhaus”, sagt Katja Thirion. Ganz wichtig sind freiwillige Übersetzer, da viele Menschen, die in Not geraten sind, kein Spanisch können.

In diesem Zusammenhang äußerte Konsul Braun einen wichtigen Wunsch an alle Residenten: “Sorgen Sie vor für die Zeit, wenn sie älter werden. Das kann über eine Patientenverfügung sein, aber man sollte sich auch die Frage stellen: Kehre ich im Alter nach Deutschland zurück oder bleibe ich in Spanien? Wenn ja, dann ist es absolut sinnvoll, sich in das spanische Sozialsystem einzutragen als Resident, denn nur dann bekommt man hier auch Hilfe und Sozialleistungen.”

Wer Interesse hat, am Aufbau einer deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe an der Costa del Sol mitzuarbeiten, kann sich bei Katja Thirion unter dieser E-Mail melden: [email protected]

HINTERLASSE EINE ANTWORT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein