Interview mit Oscar Medina – Bürgermeister von Torrox
Der beliebte Küstenort Torrox ist eine Referenz für deutsche Residenten und Urlauber an der Costa del Sol. Eingebettet zwischen Meer und Bergen wirbt die Gemeinde schon seit Jahren mit dem besten Klima Europas.
Von daher wundert es nicht, dass Torrox nicht nur bei den Deutschen, sondern auch bei Ausländern aus aller Herren Länder sehr beliebt ist. Das liegt aber natürlich nicht nur am Wetter, wie uns Bürgermeister Oscar Medina im Interview erklärt.
Herr Medina, wie lange sind sie schon als Bürgermeister im Amt?
Im Juni werden es genau zehn Jahre, also schon eine ganz Dekade.
Wie würden Sie diesen Zeitraum zusammenfassen, was ist alles passiert, was hat sich geändert?
Ich glaube, dass Torrox ein bedeutende Entwicklung gemacht und einen großen Qualitätssprung. Uns ist es gelungen, den deutschen Touristen wieder zurückzugewinnen, nachdem der Zuspruch etwas verloren gegangen war. Gleiches gilt für die Residenten und Langzeiturlauber, die hier ein Großteil des Jahres verbringen. Besonders erfreulich: Nachdem die Großeltern und Eltern über Jahrzehnte hier waren, kommen nun auch deren Kinder wieder vermehrt nach Torrox.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Wir haben viel getan, damit sich die Deutschen hier wohlfühlen. Dazu gehören zum Beispiel Events wie das Oktoberfest, dass in den letzten Jahren immer größer und beliebter wurde. Als Bürgermeister möchte ich ein friedliches und ruhiges Zusammenleben, aber gleichzeitig den Menschen auch etwas bieten – den Einheimischen genauso wie den vielen Ausländern, die hier leben. Torrox bietet nach wie vor Sonne und Meer verbunden mit Ruhe und Erholung, aber inzwischen eben auch viele Feste und Events, so dass für alle etwas geboten wird.
Wieviel Deutsche sind eigentlich in Torrox gemeldet?
Offiziell angemeldet sind es etwa 2.500 Personen, aber Umfragen zufolge gehen wir davon aus, dass fast 10.000 Deutsche in Torrox leben. Viele haben Angst davor, sich offiziell anzumelden, zum Beispiel aus steuerrechtlichen Gründen, obwohl es faktisch keine Nachteile gibt. In Torrox haben wir fast mehr gemeldete Wasseranschlüsse in Häusern als Einwohner. Das allein belegt schon, dass hier deutlich mehr Menschen leben, als offiziell gemeldet sind.
Das liegt zum einen bestimmt auch an Ferienwohnungen und touristischen Unterkünften. Finden Sie, dass solche Ferienapartments, die nur teilweise genutzt werden, in Torrox auch ein Problem darstellen, wie beispielsweise in der Provinzhauptstadt Málaga?
Ich persönlich bin kein Freund davon, Ferienwohnungen zu verbieten. Der Tourismus ist unsere Haupteinnahmequelle, weil wir kaum andere Einnahmequellen haben, außer vielleicht noch die Landwirtschaft. Dank des Tourismus hat sich unsere Infrastruktur stark verbessert, unsere medizinische Versorgung, aber auch unsere Schulen. Wobei die Situation in Málaga natürlich nicht mit der von Torrox zu vergleichen ist. Ich bin davon übrigens selbst betroffen: In meiner Wohnanlage sind wir fast das ganze Jahr mehr oder weniger alleine, aber im Juli und August ist dann die „Hölle“ los. Es ist laut, es wird gefeiert. Aber diese Leute bringen eben auch Geld mit, geben es hier aus und sorgen somit dafür, dass es der Gastronomie gut geht, dass beispielsweise Klempner Aufträge haben, Maurer, Elektriker, Steuerberater, Anwälte, Geschäfte und so weiter. Wir alle verdienen am Tourismus, er schafft Arbeitsplätze und Wohlstand. Und gleichzeitig haben auch die Touristen ein Recht auf Urlaub. Es ist ein Geben und Nehmen. Eines ist aber auch klar: Wir Gemeinden müssen gleichzeitig dafür sorgen, dass es für die jungen Leute bezahlbaren Wohnraum gibt.
Ein großes touristisches Projekt in Torrox ist der Bau eines Yachthafens in Calaicete. Wie ist da der Stand der Dinge?
Das Projekt gibt es schon seit 40, 50 Jahren. Wir möchten es jetzt wieder voranbringen, weil es unter anderem neuen Wohnraum schafft, den wir aufgrund des aktuellen Booms an der Costa del Sol auch brauchen. Es sind rund 6.000 neue Apartments geplant, einige im Luxussegment, viele andere aber normale Wohnungen. Auch ein Hotel soll dabei entstehen und ein Golfplatz. Momentan arbeiten wir noch an der Planung mit privaten Investoren, aber wenn alles gut läuft, könnte der Bau in etwa zwei Jahren beginnen.
Sie haben dazu einmal gesagt, dass der Hafen in Calaceite das Puerto Banús der östlichen Costa del Sol werden sollten. Nun hat der berühmten Yachthafen in Marbella nicht bei allen einen guten Ruf und es kam deswegen Kritik auf.
Das stimmt, bei dieser Äußerung habe ich nur an das Schöne und Positive von Puerto Banús gedacht. Für den Yachthafen in Calaceite denke ich tatsächlich eher an ein Vorbild wie Saint-Tropez, das trifft es viel besser. Denn Sicherheit ist mir persönlich und allgemein für den Tourismus sehr wichtig. Im Vergleich zur westlichen Costa del Sol, die teilweise sehr überlaufen ist, soll der Besucher hier mehr Ruhe und mehr Platz finden. Auch wenn es ambitioniert oder populistisch klingt, aber wir möchten das Saint-Tropez des Süden Spaniens werden.
Torrox wirbt seit Jahren mit dem „besten Klima Europas“. Woher kommt dieser Slogan ursprünglich?
Es gab eine europäische Studie aus den 80er Jahren und laut dieser hatte Torrox das beste Klima in ganz Europa. Das haben wir uns registrieren lassen. Die Lage des Ortes, eingebettet in die Berge- und Hügellandschaft, schafft dieses einzigartige Mikroklima, mit rund 320 Sonnentagen im Jahr. Es wird im Sommer nie so heiß wie in Málaga zum Beispiel oder im Hinterland, und im Winter ist es nicht so kalt und es regnet weniger. Ich habe kürzlich einen Mann aus Miami kennengelernt, der nach Europa ziehen wollte und den Ort für das beste Klima gesucht hat. Er lebt jetzt hier in Torrox und ist sehr glücklich und zufrieden. Das sind solche Geschichten, die mich persönlich sehr freuen und motivieren.
Ist es eigentlich schwer, die Interessen der einheimischen Bevölkerung mit denen der Ausländer zu verbinden?
Wir Torroxeños sind eh nicht so viel (lacht). Aber wir haben eine gute, ich würde sogar sagen liebevolle Beziehung zum Tourismus. Wir leben von den Touristen und es herrscht eine gute Stimmung zwischen uns und den mehr als 100 verschiedenen Nationalitäten, die in Torrox leben.
Neue Regelungen in Torrox
Seit kurzem gibt es ein neues Gesetz zur Registrierung von Haustieren in der Gemeinde. Wie sieht das genau aus?
Wir möchten unser Bürger dazu verpflichten, ihre Haustiere (vor allem Hunde und Katzen) zu registrieren. Sie erhalten einen Mikrochip, wodurch man jederzeit wissen kann, wo sich das Haustier gerade aufhält, welche Impfungen es hat und so weiter. Der Service ist kostenlos, aber auch verpflichtend. Damit möchten wir einfach sicherstellen, dass keine Tiere verloren gehen oder ausgesetzt werden. Und falls es zu Übergriffen oder Unfällen kommen sollte, weiß man durch den Chip genau, wer der Besitzer des Tieres ist.
An den Stränden von Torrox ist es nicht erlaubt, sich mit Handtüchern und Sonnenschirmen einen Platz zu reservieren. Kürzlich wurde ebenfalls untersagt, große Zelte aufzubauen. Was steckt dahinter?
Es darf zum Beispiel nicht sein, dass man sich frühmorgens ganz vorne am Wasser einen Platz reserviert und dann erst einmal frühstücken geht, einkaufen und drei Stunden später wiederkommt. Damit nimmt man anderen Leuten, die früher zum Strand gehen, den Platz weg und ist schlichtweg nicht fair. Mit den großen Zeltbauten wollen wir verhindern, dass man den anderen Leuten den Ausblick verbaut. Vor allem den Rettungsschwimmern wird so die Sicht oft versperrt. Die Zelte sind manchmal so groß, dass sie fest im Boden verankert werden. Das kann nicht sein. Aber: Es wird keine Strafen geben! Die Polizei wird die betroffenen Personen lediglich darauf hinweisen, ihre Sachen zu entfernen. Erst wer danach nicht Folge leistet, kann eine Strafe erhalten, wegen Missachtung von Anordnungen durch Polizeibeamte. Und natürlich gibt es auch einen saisonalen Unterschied. Im Mai wird es beispielsweise keine Probleme geben, weil weniger Menschen hier sind und für alle genügend Platz ist. Aber im Juli und August muss man sich einfach untereinander respektieren. Der Strand ist für alle da!
In Torrox gibt es immer mehr Feste. Täuscht der Eindruck?
Wir sind in Andalusien die Gemeinden mit den meisten Festen. Im Sommer würde ich fast behaupten, dass jeden Tag etwas anderes geboten wird. Es gibt das vorher erwähnte Oktoberfest, es gibt das traditionelle Migas-Fest, die Feria in Torrox im Oktober, die Feria in El Morche im Ausgust, Konzerte, Märkte, Foodtrucks, den Weihnachtsmarkt und vieles mehr. Ich möchte einfach, dass für jeden etwas dabei ist und die Bürger sich hier wohlfühlen.
In Torrox wird das Thema Sicherheit großgeschrieben. Sie wollen die Polizeipräsenz weiter ausbauen?
Genau. Wir wollen die Polizeipräsenz an die steigende Einwohnerzahl der Gemeinde anpassen. Denn Sicherheit sorgt bei Einheimischen und Touristen für ein gutes Gefühl. Die Leute können sich hier frei bewegen, ohne ständig Angst zu haben. Das ist übrigens auch ein wichtiger Grund, warum es immer mehr Menschen nach Torrox zieht. Und damit das auch in Zukunft so bleibt, haben wir das Thema Sicherheit immer im Blick.
Es gibt eine kuriose Geschichte zu Ihrem Vornamen Oscar. Möchten Sie uns diese kurz erzählen?
Stimmt. Alle männlichen Familienmitglieder hießen bei den Medinas immer Miguel. Folglich hätte auch ich Miguel Medina heißen müssen, aber mein Vater hatte es sich in den Kopf gesetzt, mich Óscar zu nennen. In den 70er Jahren kamen erstmals viele Deutsche nach Torrox und meinem Vater gefiel der Name sehr. Es war nicht einfach, sich durchzusetzen und auch die Kirche musste erst einen Heiligen Oskar (San Óscar) ausfindig machen, denn damals, kurz nach der Franco-Zeit, konnte man sich nur mit dem Namen eines Heiligen registrieren lassen (lacht).
Eine letzte Frage: Sie sind jetzt zehn Jahre als Bürgermeister von Torrox für die Partido Popular (PP) im Amt. Streben sie eine höhere politische Laufbahn an.
Ehrlich gesagt, nein. Es bin mit Leib und Seele Bürgermeister von Torrox. Außerdem habe ich drei Kinder, eine Familie und bin sehr glücklich mit meinem Amt, dass ich mit Stolz ausführe und noch viel für den Ort erreichen möchte.
