Ursprung des Fußballs in Spanien: Nicht Madrid, nicht Barcelona – sondern eine Stadt in Andalusien

Wie britische Bergleute den Fußball nach Andalusien brachten und den ältesten Klub Spaniens gründeten

Geschichte des spanischen Fußballs
Fußballmannschaft im Jahr 1906 in Huelva. Foto: Wikipedia.

Die Geschichte des spanischen Fußballs

Wer an Fußball in Spanien denkt, hat meist Real Madrid und den FC Barcelona im Kopf. Aber der beliebte Sport hat seine Wurzeln in einer andalusischen Stadt – in Huelva.

Und das nicht etwa auf gepflegtem Rasen, sondern auf staubigem Industrieboden zwischen Minenschächten, Schmelzöfen und Schienen.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1873, als die britische Rio Tinto Company Limited den Betrieb der Kupferminen in der Region übernahm. Mit dem Management kamen hunderte britische Ingenieure, Kaufleute und Bergleute nach Andalusien – und mit ihnen eine Sportart, die in ihrer Heimat längst im Aufschwung war: der Fußball.

Zunächst spielten die britischen Arbeiter unter sich, meist mit improvisierten Toren und auf provisorischen Spielfeldern nahe der Minenanlagen.

Doch bald schon interessierten sich auch Einheimische für das, was da vor sich ging. Was als Zeitvertreib für Expatriate begann, entwickelte sich rasant: Am 23. Dezember 1889 wurde Recreativo de Huelva gegründet – ursprünglich als Huelva Recreation Club –, der bis heute als ältester Fußballverein Spaniens gilt.

Fußball zwischen Kohle, Kupfer und Kolonialgeist

Geschichte des spanischen Fußballs
Rio Tinto im Jahr 1892.

Die Entwicklung war kein Zufall: Die Umgebung von Riotinto war nicht nur reich an Bodenschätzen, sondern durch den britischen Einfluss auch eine kulturelle Enklave.

Neben Tennis, Cricket und Rugby stach besonders der Fußball heraus, weil er schnell zu erlernen war und kaum Ausrüstung benötigte. Die Spiele dienten zur Erholung der Arbeiter, festigten die Gemeinschaft und wirkten anziehend auf die lokale Bevölkerung.

Zwischen 1874 und 1889 fanden regelmäßig organisierte Spiele statt, oft an Sonntagen oder Feiertagen. Zu Beginn wurde noch nach englischen Regeln gespielt, teils sogar in voller viktorianischer Montur.

Bald aber begannen auch Spanier, sich an dem Spiel zu beteiligen, und der Sport trat seinen Siegeszug in andere Städte an: zunächst Sevilla, dann Bilbao, Barcelona und schließlich ganz Spanien.

Fußball per Schiff: Von Huelva in die Häfen des Landes

Ein nicht zu unterschätzender Verbreitungsweg waren die Schiffe britischer Seeleute. In den Häfen, in denen sie anlegten – ob Cádiz, Valencia oder eben Bilbao – organisierten sie Freundschaftsspiele gegen andere Briten oder lokale Mannschaften.

So entstand 1898 auch der stolze baskische Traditionsclub Athletic Club aus Bilbao, mit starkem englischem Einfluss in seiner DNA.

Spanische Zeitungen reagierten anfangs eher skeptisch. Der “englische Sport” galt als kurios, ja fast exzentrisch. Doch ab den 1910er Jahren wurde Fußball zur landesweiten Massenbewegung. Spätestens mit der Einführung des Pokalwettbewerbs Copa del Rey im Jahr 1903 war der Fußball endgültig in Spanien angekommen.

Kurioses und Wissenswertes im Überblick
  • Die ersten Spiele in Huelva fanden auf improvisierten Feldern statt, oft mitten in Industrieanlagen oder auf Brachflächen in der Nähe der Minen.

  • Recreativo de Huelva wurde am 23. Dezember 1889 gegründet – als Huelva Recreation Club.

  • Der Fußball reiste mit den Schiffen: Britische Seeleute organisierten Freundschaftsspiele in den Häfen, in denen sie anlegten – darunter Bilbao, wo 1898 der Athletic Club entstand.

  • Der spanische Pokalwettbewerb Copa del Rey wurde erstmals 1903 ausgetragen – zu einem Zeitpunkt, als der Fußball bereits in mehreren Regionen angekommen war.

  • Die frühen spanischen Zeitungen berichteten eher belustigt oder skeptisch über den “neuen englischen Sport”, bevor er in den 1910er Jahren zur Massenbewegung wurde.

Quellen: La Razón, Recreativo de Huelva.

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