Gibraltar von Spanien aus besuchen
Es ist nur ein kurzer Spaziergang, der zwei Welten verbindet. Von der spanischen Stadt La Línea de la Concepción aus überquert man die Grenze nach Gibraltar und findet sich in einem Ort wieder, der britischen Tee, rote Telefonzellen und eine atemberaubende Aussicht auf das Mittelmeer bietet.
Für viele Andalusien-Reisende ist ein Besuch in Gibraltar ein absolutes Muss – und das aus gutem Grund. Die Halbinsel bietet eine einzigartige Mischung aus Geschichte, Natur und Kultur.
Geschichte von Gibraltar: Ein strategischer Schauplatz

Gibraltar blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die eng mit seiner strategischen Lage verbunden ist. Bereits in der Antike wurde der Felsen von den Phöniziern, später von den Römern und Mauren als Festung genutzt. Seine Bedeutung lag in der Kontrolle über die enge Meerenge zwischen Europa und Afrika.
Im Jahr 1704, während des Spanischen Erbfolgekrieges, wurde Gibraltar schließlich von den Briten erobert und ist seitdem ein britisches Überseegebiet. Diese besondere Konstellation führt bis heute zu politischen Spannungen mit Spanien, macht den Ort jedoch auch kulturell interessant.
In den engen Gassen der Altstadt begegnen dem Besucher Überreste aus unterschiedlichsten Epochen – von den maurischen Befestigungsanlagen bis hin zu britischen Kolonialbauten. Das Ergebnis ist ein Geschichtsmosaik, das man in dieser Form nirgendwo sonst in Europa findet.
Was kann man in Gibraltar sehen?
1. Der Felsen von Gibraltar

Das unbestrittene Wahrzeichen der Halbinsel und ein echter Hingucker aus nahezu jeder Perspektive ist “The Rock”, der Felsen von Gibraltar. Wer den Gipfel erklimmen möchte, kann bequem die Gibraltar Cable Car (Seilbahn) nutzen, die wegen Wartungsarbeiten erst wieder ab dem 24. Februar 2025 geöffnet ist. (Preis für Erwachsene: 19 £ hin und zurück)
Dort oben eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama auf das Mittelmeer und bei klarer Sicht sogar bis zur afrikanischen Küste.
Besonders berühmt sind die dort lebenden Berberaffen, die einzigen wildlebenden Affen Europas.
Die genaue Herkunft der Affen ist nicht ganz geklärt. Es wird vermutet, dass sie während der maurischen Herrschaft oder später durch britische Soldaten aus Nordafrika eingeführt wurden. Einer Legende nach soll Gibraltar so lange britisch bleiben, wie die Affen dort leben. Während des Zweiten Weltkriegs ließ Winston Churchill daher sogar neue Tiere aus Marokko importieren, um die Population zu sichern.
Die Affen leben hauptsächlich im Upper Rock Nature Reserve und sind an Menschen gewöhnt. Sie sind neugierig, aber auch frech – besonders, wenn es um Essen geht.
Besucher sollten darauf achten, keine Lebensmittel offen zu tragen, da die Affen oft versuchen, sich Snacks zu schnappen.
2. St. Michael’s Cave

Die beeindruckende Tropfsteinhöhle St. Michael’s Cave wird nicht nur wegen ihrer natürlichen Schönheit geschätzt, sondern auch als Schauplatz für Konzerte und kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die stimmungsvoll inszenierte Beleuchtung verleiht dem unterirdischen Saal eine beinahe mystische Atmosphäre.
Die Höhle liegt etwa 300 Meter über dem Meeresspiegel und besteht aus einem Netzwerk von Kammern und Gängen. Sie wurde schon in der Antike genutzt – Römer und Mauren kannten sie bereits. Eine Legende besagt, dass die Höhle einen geheimen Unterwassertunnel nach Afrika haben soll.
Der Besuch der Höhle ist Teil des Upper Rock Nature Reserve, daher ist der Eintritt im Gesamtpreis des Naturschutzgebiets enthalten.
3. Die Great Siege Tunnels
Die Great Siege Tunnels sind ein beeindruckendes Verteidigungssystem, das während der Großen Belagerung von Gibraltar (1779–1783) von britischen Soldaten in den Felsen gehauen wurde.
Sie gehören zu den bekanntesten historischen Sehenswürdigkeiten Gibraltars und bieten einen faszinierenden Einblick in die militärische Strategie des 18. Jahrhunderts.
Von hier aus verteidigten die Briten Gibraltar gegen spanische und französische Angriffe.
Die Tunnel bieten einen faszinierenden Einblick in die militärische Vergangenheit der Halbinsel und sind gespickt mit Schaukästen und Kanonen, die das Leben der Soldaten veranschaulichen.
Die Tunnel sind Teil des Upper Rock Nature Reserve, sodass man eine Eintrittsgebühr für das gesamte Naturschutzgebiet zahlt.
4. Europa Point

Am südlichsten Punkt Gibraltars treffen der Atlantik und das Mittelmeer aufeinander. Von hier aus kann man die beeindruckende Aussicht auf die Meerenge von Gibraltar und das marokkanische Küstengebirge genießen.
Außerdem befindet sich hier die eindrucksvolle Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee und der markanten Leuchtturm von Gibraltar. Ein Ort, an dem man gerne eine Weile verweilt, um den Ausblick auf sich wirken zu lassen.
5. Main Street
Diese lange Einkaufsstraße ist mit britischen Pubs, Geschäfte und Kolonialbauten das Herzstück der Stadt. Gibraltar ist ein zollfreies Gebiet, was bedeutet, dass viele Produkte hier günstiger sind als in Spanien oder Großbritannien.
Besonders beliebt sind: Parfüm und Kosmetik, Elektronik und Kameras, Schmuck und Uhren sowie Alkohol und Zigaretten.
Aber auch für eine Teepause oder einen britisch angehauchten Pubbesuch lohnt sich der Bummel über die Main Street.
Praktische Tipps für den Besuch in Gibraltar
- Pass und Einreise: Nach dem Brexit gehört Gibraltar nicht mehr zur Europäischen Union. Dennoch gelten für EU-Bürger vergleichsweise unkomplizierte Regeln: Ein gültiger Personalausweis reicht weiterhin für die Einreise. Aktuelle Infos gibt es unter diesem Link.
- Währung: In Gibraltar bezahlt man mit dem Gibraltar-Pfund, das 1:1 an das britische Pfund gekoppelt ist. Auch britische Pfund werden akzeptiert. In vielen Geschäften und Restaurants kann man oft auch mit Euro zahlen, allerdings ist der Wechselkurs nicht immer günstig.
- Sprache: Die Amtssprache ist Englisch, viele Einwohner sprechen jedoch auch Spanisch, und manche sogar eine Mischform (“Llanito”).
- Kulinarischess: Neben typisch britischen Gerichten wie Fish and Chips oder English Breakfast sollte man auch die mediterrane Küche nicht verpassen. Viele Restaurants bieten eine interessante Fusion aus spanischer und britischer Esskultur.
- Tickets und Preise: Aktuelle Informationen gibt es auf der offiziellen Seite von Gibraltar Tourismus. Tickets für den City Bus, der viele Sehenswürdigkeiten abfährt, gibt es unter diesem Link.
Anreise von Málaga aus nach Gibraltar
- Mit dem Auto: Die Fahrt von der Provinzhaupstadt Málaga nach Gibraltar dauert je nach Verkehrslage zwischen 1,5 und 2 Stunden (ca. 130 km). Beachten sollte man, dass der Grenzübertritt manchmal Wartezeiten mit sich bringt, insbesondere zu Stoßzeiten, da die Zufahrtsstraße nur einspurig ist.
- Mit dem Bus: Regelmäßige Busverbindungen führen von Málaga nach La Línea de la Concepción, der spanischen Stadt direkt an der Grenze zu Gibraltar. Von dort sind es nur wenige Gehminuten bis zur Grenzstation, die man zu Fuß überqueren kann.