Die Karwoche in Málaga und ihre Besonderheiten
Bevor ich im Sommer 2021 nach Málaga gezogen bin, wusste ich nur wenig über die Semana Santa und ihre Traditionen. Als im April 2022 dann die erste Osterwoche nach COVID gefeiert wurde, wollte ich alles so erleben, wie die Einheimischen und Wow, was für eine faszinierende Woche.
Schon in den Wochen vor Ostern spürt man die Vorbereitungen in der Stadt. Rote Tücher werden an den Gebäuden festgemacht, an denen die Prozessionen vorbeigehen werden, Tribünen werden auf Plaza de la Constitución und Alameda Principal aufgestellt.
In den Konditoreien werden die verschiedenen Versionen der rund um Ostern traditionellen Torrijas angeboten, die dem französischen Toastbrot ähneln.
Die Tausende von Nazarenern, die die Prozessionen begleiten werden, kaufen Ihre Kapirote, ein kegelförmiger Hut, der in den meisten Fällen das Gesicht bedeckt. Diese “Haube” wird zusammen mit der Tunika getragen.
In den Parks der Stadt trifft man in den Wochen vor den Osterfeiertragen oft die Orchester der Brüderschaften, die für die Prozessionen üben.
Man muss nur wenig über den Ablauf der Karwoche in Málaga wissen, bevor man sich zwischen die großen Menschenmassen wagt. Bringen Sie etwas Geduld mit (und eine Flasche Wasser), da die Prozessionen nie pünktlich starten und die angegebenen Zeiten selten eingehalten werden können. Die Prozessionen dauern jeweils zwischen 6 und 12 Stunden.
Jede Prozession besteht aus zwei Thronen, dem von Christus und dem der Jungfrau. Es gibt nur eine Ausnahme der beeindruckenden Servitas-Prozession am Karfreitag, bei der die Lichter während des Vorbeiziehens der Prozession ausgeschaltet werden, begleitet von einer einzigen Trommel.
Für mich ragten so viele Eindrücke hervor. Die Szenen in der Innenstadt von Málaga am Lunes Santo gleichen denen vor einem großen Fußballspiel, wenn Zehntausende von Menschen voller Erwartung zum Stadion laufen. Die El Cautivo-Prozession an diesem Montagnachmittag ist einer der Höhepunkte der Woche.
Der Geruch von Weihrauch in den Straßen, die vielen Kinder, die das Wachs der tropfenden Kerzen aufsammeln und große Kugeln daraus machen, die fantastischen Orchester, die die Prozessionen mit ihrer Musik begleiten.
Die Farben der Tunikas und der Kapirote. Rot symbolisiert das Blut und die Leidenschaft Christi, weiß den Frieden und blau die himmlische Liebe. Die Menschenmassen während der Paloma-Prozession am Donnerstag, wenn man die Calle Carretería hinaufschaut ist eine der Erinnerungen, die für mich herausragen.
Und dann ist da noch der sehr traditionelle, lokale Imbiss während der Prozession, wenn Zitronen mit Salz an Ständen in der Innenstadt verkauft werden. Ich habe sie probiert, sie sollten es auch, erst dann ist das Semana Santa Erlebnis komplett.
Eine unvergessliche Woche – ob man religiös ist oder nicht.
Der Autor des neuen, regelmäßigen Blogs “Inside Málaga” ist Christian Machowski, der nach 25 Jahren in England seit sieben Jahren in Andalusien lebt. Sie finden den gebürtigen Bremer auf Twitter unter @Christian_ESEM und auf Instagram unter @christian_esem.