Prozessionsspinner-Raupen in Spanien
Der Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) ist ein Schmetterling, ein Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner (Notodontidae), der eigentlich völlig harmlos ist. Doch in seinem Vorstadium als Raupe kann er für Menschen und Tiere, insbesondere für Hunde, eine Gefahr darstellen.
Diese geht von den nesselnden Brennhaaren aus, die diese Raupen besitzen. Laut Information der Veterinärskammer (OCV), die kürzlich vor den ‘tödlichen’ Risiken der Pinien-Prozessionsspinnerraupe für Haustiere warnte, ist der Körper der Raupen von rund 500.000 Brennhaaren bedeckt. Diese Haare enthalten ein Gift namens Thaumetopoein, das ernsthafte Probleme für die Gesundheit von Mensch und Tier mit sich bringen kann. Die Gefahr besteht nicht nur bei direktem Kontakt mit den Raupen, denn der Wind kann die abgefallenen Brennhaare teils über mehrere hundert Meter befördern.
Es sind etwa einhundert verschiedene Arten von Prozessionsspinnern (Thaumetopoeinae) bekannt, die auf unterschiedliche Baumarten spezialisiert sind. Zu den bedeutendsten gehören: Pinien-Prozessionsspinner, die vor allem im Mittelmeerraum angesiedelt sind; Eichen-Prozessionsspinner, die in Süd- und Mitteleuropa vorkommen und sich in Deutschland in den letzten Jahren stark vermehrt haben, sowie die überwiegend in Nordeuropa verbreiteten Kiefern-Prozessionsspinner.
Der Pinien-Prozessionsspinner braucht die Wärme, weshalb er bevorzugt warme, trockene Pinienwälder besiedelt. Er liebt felsiges Gelände und sonnige Täler mit erhöhter Luftfeuchtigkeit. Deshalb ist er im Mittelmeerraum weit verbreitet. Laut der OCV wird das Auftreten in einem großen Teil der Pinienwälder, dem nach der Steineiche am meisten vertretenen Baum Spaniens, der sich über weite Teile Andalusiens erstreckt, immer häufiger.
Der Pinien-Prozessionsspinner ist der bedeutendste Schädling für die Pinien im Mittelmeerraum. Untersuchungen in Spanien zufolge reduzierte der Fraß an den Nadeln junger Bäume das Wachstum um mehr als die Hälfte.
Wie sehen die Raupen aus?
Die Raupen des Pinien-Prozessionsspinners sind bis zum 5 cm lang, blauschwarz mit einer gelben bis rötlichen Querwulst auf jedem Segment des Rückens. Die Unterseite ist weißlich bis hellgrau. An den Seiten sind die Raupen mit weißlichen Haaren bestückt.
Wann finden die Raupenprozessionen statt?
Etwa von Mitte Januar bis Mitte/Ende April sind die Raupen aktiv. Dann verlassen sie ihre Nester in den Kronen der Pinie, um in langen Ketten, sogenannten ‘Prozessionen’, hinabzusteigen und sich in den Boden einzugraben.
Die Gespinstnester der Raupen sind von Brennhaaren übersät. Auch wenn die Raupen sich längst zur Verpuppung in den Boden zurückgezogen haben – ihre Nester bleiben erhalten, wodurch es weiterhin zum Kontakt mit den Brennhaaren kommen kann.
Welche Symptome können bei Kontakt mit den Brennhaaren auftreten?
Bei Kontakt mit den Brennhaaren reagiert der Körper mit allergieähnlichen Symptomen. Es kann zu einem Hautausschlag kommen, der mit Rötungen, Bläschen und starkem Juckreiz verbunden ist. Dabei reicht es wenn die Haut in Kontakt mit den Brennhaaren kommt. Auch Atemprobelme können die Folge sein. Werden Symptome beobachtet, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Wie reagieren bei Kontakt mit den Raupen?
Wer mit Raupen in Berührung kommt sollte die Hände sofort mit Wasser abspülen, jedoch nicht reiben. Die Kleidung gut ausschütteln und direkt in die Waschmaschine geben. Hautärzte raten dazu, sofort zu duschen und sich die Haare zu waschen. Auch hier ist zu beachten, dass man sich trockentupfen sollte, statt sich abzurubbeln, um keine weiteren Nesselhaare zu zerbrechen.
Wie soll man sich verhalten wenn man eine Prozession sieht?
Wer Prozessionsspinner-Raupen sieht, sollte Abstand halten und sie auf keinen Fall anfassen. Und ja nicht kratzen falls es juckt. Langärmelige Kleidung und eine Kopfbedeckung schützen Wanderer davor, dass die Härchen auf die Haut gelangen. Brillen bieten zusätzlichen Schutz. Bei Wind wird dazu geraten, die Nähe von Pinien zu meiden und auf spielende Kinder Acht zu geben.
Wenn man auf dem Land lebt, sollte man in den Monaten, in denen die Raupen aktiv sind, möglichst keine Wäsche im Freien aufhängen.
Was gilt es für Hundehalter zu beachten?
Zum Schutz vor der Raupe sollte man die Hunde immer an der Leine führen. Sind sie den Raupen dennoch doch zu nahe gekommen und beginnen sich zu kratzen, ist sofort ein Tierarzt hinzuzuziehen. Normalerweise sind Hunde durch ihr dichtes Fell relativ gut vor den Brennhaaren geschützt. Dies gilt jedoch nicht für den Bereich um die Schnauze und die Pfoten. Steckt der Vierbeiner aus Neugier seine Schnauze in ein Nest oder frisst eine der Raupen, wird es gefährlich. Um welche Art von Prozessionsspinnerraupe es sich handelt, macht dabei keinen Unterschied.
Je nachdem wie der Hund in Kontakt mit den Brennhaaren gekommen ist, können folgende Symptome auftreten: Schwellungen von Maul- oder Nasenschleimhaut, Zungenentzündung, Bindehautentzündung, Schluckbeschwerden bei Entzündung der Rachenschleimhaut, Husten und Atembeschwerden bei eingeatmeten Haaren, im Fall von verschluckten Raupen Magenschleimhautentzündung mit starkem Erbrechen, Hautreizungen, Juckreiz, vermehrter Speichelfluss, allergischer Schock. In jedem Fall ist schnellstmöglich ein Tierarzt aufzusuchen.
Welche Sofortmaßnahmen kann man unternehmen?
Um die Brennhaare zu entfernen, sollte man die betroffenen Bereiche mit reichlich Wasser abspülen. Dabei am besten Handschuhe und möglichst auch einen Mundschutz tragen! Anschließend ab zum Tierarzt, auch wenn die Verletzung zuerst nicht so schlimm aussieht.
Welche Vorsichtsmaßnahmen kann man treffen?
Damit es erst gar nicht zum Kontakt mit den Raupen kommt, sollte man vom Prozessionsspinner befallene Gebiete meiden. Ist dies nicht möglich, sollte der Hund immer an der Leine bleiben, und seine Nase nicht ins Gestrüpp stecken, um den Kontakt zu Raupen oder herabgefallenen Gespinstnestern zu vermeiden.
Wie wird gegen die Plage vorgegangen?
Die Bekämpfung des Pinien-Prozessionsspinners (Traumatocampa pityocampa) in Andalusien erfolgt im Rahmen des ‘Plans zur Bekämpfung des Pinien-Prozessionsspinners’, den das zuständige Regionalministerium seit 1991 durchführt. Dieser Plan zielt darauf ab, den Schädling mit größtmöglicher Rücksicht auf die Umwelt zu bekämpfen.
Die Veterinärorganisation OCV betonte jedoch, dass das Ziel nicht in jedem Fall die Ausrottung der Raupe sein sollte, da sie die Nahrung “zahlreicher insektenfressender Tiere” ist, sondern dass es notwendig ist, Präventions- und Kontrollmaßnahmen zu ergreifen, wenn es zu einem massiven Abstieg von den Bäumen auf den Boden kommt.
Wer selbst Bäume hat, muss je nach Jahreszeit Maßnahmen ergreifen, um sich gegen die Plage zu wappnen. Dabei sollte man jedoch niemals selbst zur Tat schreiten, sondern immer Fachleute hinzuziehen. Die Nester müssen mit Schutzkleidung von den Bäumen geholt werden.