Friedrich Schatz – Deutscher Winzer in Ronda
Friedrich Schatz wuchs im württembergischen Remstal auf, wo seine Eltern bereits in mehrfacher Generationsfolge ein Weingut betreiben. Der Winzersohn wollte das Familienhandwerk weiterführen, jedoch wusste er bereits mit 18 Jahren, dass er in die Welt hinauswollte.
Im Jahr 1982 machte er sich auf die Reise, um einen geeigneten Ort zu finden, und wählte schließlich die Serrania de Ronda im Süden Spaniens aus.
Die Region um Ronda war vor 2.000 Jahren ein blühendes Weinanbaugebiet der Römer, aber in den 1980er Jahren gab es so gut wie keine Weinbauern mehr, doch sollte er den richtigen Riecher haben.
Wir haben mit Friedrich Schatz über seinen Pioniergeist und seine Erfahrungen gesprochen.
Wie kam es, dass Sie sich in Ronda niedergelassen haben?
Ich wollte eigentlich weiter weg, nach Australien, Kalifornien oder Südafrika, aber mein Vater sagte mir, wenn du willst, dass ich dich unterstütze, suche einen Platz wo ich kein Schiff oder Flugzeug brauche, um dich zu besuchen. Damit waren diese Destinationen vom Tisch und somit habe ich mir noch einmal die Klimakarte angeschaut.
Warum haben Sie Ronda ausgewählt?
Das Mikroklima aus mediterranen und atlantischen Einflüssen ist ideal für den Weinbau. Grazalema befindet sich ganz in der Nähe und ist einer der regenreichsten Orte von ganz Spanien. Somit haben wir genügend Niederschläge, um ohne künstliche Bewässerung auszukommen. Die Hochlage von 700 Metern über dem Meeresspiegel bringt außerdem an den bis zu 40 Grad heißen Sommertagen eine nächtliche Abkühlung mit sich, die für die Beeren zur Bildung von Säure und Tannin wichtig ist. Und so kam es, dass ich hier einen kleinen Rebberg gekauft habe.
Als Sie als junger Mann nach Ronda aufbrachen, wussten Sie da schon, dass Sie so tolle Bedingungen für Wein vorfinden würden?
Also geplant hat man viel, aber meistens kommt es immer anders. Als ich 1982 anfing, gab es hier keine Kellerei mehr. Ich musste erst einmal sehr viele Jahre in die Entwicklungsarbeit stecken. Wenn man einen Test mit einer Rebsorte machen will, dann muss man ein Jahr auf das Ergebnis warten. Also, es war eine sehr zeitintensive Entwicklungsgeschichte.
Sie waren ein Pionier in Ronda?
Als ich begann, war ich weit und breit der einzige Winzer. Alfonso zu Hohenlohe-Langenburg, (Gründer des Marbella Club Hotels), stieß 1991 mit seinem Weingut El Cortijo Las Monjas hinzu. Er hatte damals eine große Finca und fing 1991/92 mit dem Weinanbau an. Somit waren wir zwei Vorkämpfer und wir hatten damals viel Kontakt. Das Problem war anfangs, dass die Region keine Qualifikation hatte um den Wein anbauen zu können. Über Jahrzehnte wurde in Ronda kein Wein mehr angebaut und so hatte diese Region die Qualifikation verloren. Wir haben uns damals stark gemacht und haben die Kennzeichnung DO (Denominación de Origen) erst 2001 erreicht. Dieses Label ist für uns Winzer unter anderem bedeutend, um unsere Erzeugnisse als Qualitätsweine mit Herkunftssiegel deklarieren zu können.
Fühlen Sie sich jetzt noch immer als Deutscher oder eher schon als Spanier nach so vielen Jahren?
Also ich fühle mich als Deutscher, weil die Wurzeln einfach da sind. Ich bin damals ja mit 18 Jahren ausgewandert, aber man ist deutsch aufgewachsen und wenn man mal 18 Jahre irgendwo geliebt hat, dann hat man da seine Wurzeln.
Fehlt Ihnen auch manchmal etwas aus Deutschland?
Es fehlt uns hier nichts, aber natürlich gibt es gewisse heimische Speisen, an die man sich doch immer wieder mal erinnert. Natürlich isst man als Schwabe gerne Maultaschen, die lasse ich mir dann von meinem Schwager oder Vetter, die beide Metzger sind, zusenden.
Wo haben Sie und Ihre Frau sich kennengelernt?
Das ist eine ganz interessante Geschichte. Vor 16 Jahren war ich auf einer Weinverkostung und ich hatte einen guten Freund, der in der Nähe von Pamplona lebt, ein kleines Dorf mit vielleicht zehn Häusern und 20 Einwohnern. Er hatte mich zum Abendessen eingeladen und meine jetzige Frau war die Nachbarin und ebenfalls eingeladen, und so haben wir uns kennengelernt. Ich hatte dann natürlich meine Weine dabei und es hat mich drei Flaschen Wein gekostet, bis ich sie überzeugt hatte.
Sind Sie nach wie vor glücklich in Ronda?
Sehr glücklich. Es ist ein sehr schöner Ort, man kann hier sehr gut leben, denn es gibt eine gute Infrastruktur. Man findet alles, was man so braucht, aber es ist nicht so groß, so dass man dann doch mehr ein ländliches Leben führen kann.
Was ist ihr Geheimnis für den Erfolg?
Mein Motto ist: Der Wein wird nicht im Keller gemacht, sondern im Weinberg. Die Reben mögen gerne die Sonne, aber auch den Schatten ihres Besitzers, das heißt man sollte sich einmal am Tag seinen Reben zeigen, damit man sieht, was los ist und was sie brauchen. Man kann lernen, Wein zu machen. Doch ab einem gewissen Punkt braucht man ein Gefühl dafür und natürlich auch ein gutes Händchen im Keller beim Ausbau. Das hat man oder man hat es nicht.
Sie bauen in einer biodynamischen Landwirtschaft an, das heißt, Sie verzichten gänzlich auf Spritzmittel oder Schwefeln?
Ja, die Finca hat in der Mitte einen großen Garten, direkt neben den Rebstöcken, ich nenne ihn meine „Polizeistation“. In dem Garten haben sich viele Vögel angesiedelt, die auf Insektenjagd gehen. Ferner habe ich am Rand der Parzellen Rosmarin gepflanzt, der durch seinen intensiven Geruch Schädlinge fernhält. Zur Stärkung der Reben mache ich Aufgüsse unter anderem aus Schafgarbe, Eichenrinde und Baldrian. Das funktioniert. Wein braucht keine Chemie.
Hat die Dürre hier in Spanien Auswirkungen auf den Weinbau?
Letztes Jahr war ein sehr trockenes Jahr und die Weinlese fing schon Anfang August an. Das war die früheste Lese, die wir je gemacht haben. Früher dauerte die Hitzewelle mit Temperaturen über 40 Grad vielleicht drei Tage, jetzt dauern die Hitzewellen eine Woche, zehn Tage oder länger. Letztes Jahr hatten wir nur 215 Liter Regen für das ganze Jahr, in diesem Jahr waren es bislang 500 Liter, aber da kommt im Herbst und Winter hoffentlich noch Regen dazu. Wir hatten Regen im Frühjahr und über den Sommer war es komplett trocken. Wir hatten dieses Jahr schon wieder fünf Monate Trockenheit und mussten wieder früher lesen. Dieses Jahr haben wir mit der Lese am 10. August begonnen. Für uns Winzer hier war dieses Jahr aber trotzdem gut. Durch die Trockenheit hatten wir bei den Frühreifen Sorten ca. 10 Prozent weniger Menge, aber die Qualität ist absolute Spitze.
Welche Weine finde ich denn im “Schatz-Keller”?
Wir keltern sechs Weine, einen weißen Chardonnay, einen Rosé aus Muskattrollinger (Moscatel Negro) und vier Rotweine, darunter ein Pinot Noir, Petit Verdot, unser Blend Finca Sanguijuela (Tempranillo, Merlot, Cabernet Sauvignon) und unser Lemberger, den ich nach der nahegelegenen römischen Ruinenstadt Acinipo benannt habe, welches übersetzt „Land des Weines“ bedeutet.
Ronda hat sich zum Touristen-Hotspot entwickelt, hat das positive Auswirkungen für Sie?
Die Touristen, die jetzt massenweise in Bussen in Ronda ankommen, finden eher nicht den Weg zu uns. Der Tourismus, der am Wein interessiert ist, ist mehr individuell unterwegs. Wir haben internationale Besucher von der Küste, welche gerne mal einen schönen Tag in Ronda verbringen wollen und bei uns eine Weinverkostung machen möchten. Aber wir haben heute mehr Besucher. Das kommt vielleicht daher, dass der Weintourismus immer bekannter wird. Die Firma Milamroes Ronda, ein Freund von mir, realisiert unsere Besuche. Es werden normalerweise zwei Touren angeboten, eine um 11.30 und die andere um 13.30, manchmal je nach Nachfrage auch am Nachmittag. Es geht zuerst in den Weinberg und dann in den Keller, wo unsere aktuellen Weine verkostet werden, mit ein paar Tapas. Man muss sich aber unbedingt vorher anmelden.
Wenn Sie jetzt nicht auf der Finca und mit dem Wein beschäftigt sind, gibt es da Lieblingsplätze oder Aktivitäten, denen Sie gerne nachgehen?
Wir gehen oft in den Bergen wandern. Gerade jetzt ist eine tolle Zeit, bis zum nächsten Sommer. Es ist nicht mehr so heiß und man kann wunderschöne Bergtouren machen. Von einem Dorf zum anderen gibt es hier wunderschöne Pfade. Viehtriebwege von früher führen durch Eichen- und Kastanienwälder, die sich jetzt im oberen Genaltal um diese Jahreszeit verfärben. Das ist ein wunderschönes Spektakel. Es ist wie goldener Reif, der einen umgibt. Und man findet auch immer wieder eine kleine gute Wirtschaft, wo man einkehren kann. Jetzt fängt auch die Pilzzeit an und da kann man zum Beispiel herrliche Pilzgerichte oder auch Wild und die hiesigen Eintöpfe probieren.