Dolmen in Estepona
Dank seines vielfältigen Freizeit-, Sport- und Kulturangebots gewinnt der reizvolle Küstenort Estepona immer mehr Freunde. Eines der spannendsten kulturellen Highlights der aufstrebenden Stadt ist jedoch selbst den meisten Einheimischen noch immer fremd, und das, obwohl es sich in einem gut besuchten Naherholungs- und Picknickgelände knapp zwei Kilometer von der nördlichen Stadtgrenze befindet und täglich besichtigt werden kann.
Die Rede ist von dem 5.000 Jahre alten Dolmenkomplex Las Corominas, der im Mittelpunkt eines der nach Expertenmeinung ungewöhnlichsten archäologischen Museen Europas steht. Um seine Schätze zu betrachten, muss man sich tief in einen künstlich entstandenen Hügel begeben.
Zugang dorthin erhält man durch eine von tonnenschweren Felsquadern flankierte, eiserne Eingangstür, und im dahinter liegenden Foyer dokumentieren große Bildtafeln, wie es zur Entstehung des Museums kam.
Eine sensationelle Entdeckung
Es war purer Zufall, dass 2001 bei Sondierungsarbeiten für die geplante Autobahn AP-7 bedeutsame archäologische Reste auftauchten: fünf 5.000 Jahre alte, unversehrte Dolmengräber mit den Gebeinen von über 30 Menschen und reichen Grabbeigaben. Bis dahin hatte es an der gesamten Costa del Sol so gut wie keine Hinweise auf neolithische Siedlungen gegeben.
Erbaut worden war diese südlichste steinzeitliche Begräbniskomplex in Andalusien von halbnomadisch lebenden Stämmen, die weder soziale Unterschiede noch Privatbesitz kannten. In einem auf 4.000 Jahre datierten Einzelgrab fand man Utensilien des täglichen Lebens, darunter verschlossene Tongefäße, Werkzeuge aus Feuerstein und Kupfer, Schmuck sowie Waffen aus Silex und Bronze.
Der gesamte Fundort lieferte der Wissenschaft weitgehende Erkenntnisse über die steinzeitliche Gesellschaft und ihre Entwicklung zu einer hierarchischen Struktur. Die Dolmen waren von der mittleren Steinzeit über die Kupferzeit bis ins 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in Gebrauch.
Eintauchen in die Steinzeit
Um diesem kulturhistorischen Schatz einen gebührenden Platz einzuräumen, ließ die andalusische Landesregierung ihn zur Gänze und minutiös abtragen, wenige Kilometer nordöstlich im Parque de los Pedregales identisch wieder aufbauen und wie vor 5.000 Jahren mit einer meterdicken Erdschicht bedecken.
Der künstlich aufgeworfene Hügel beheimatet eine kreisrunde Kuppel mit 24 Metern Durchmesser und sechs Metern Höhe. Oben wird sie von einem nachtblauen Okular gekrönt, das das Firmament jener Zeit mit unzähligen Lämpchen aus Fiberglas nachbildet und den Saal in ein geheimnisvolles, ehrfurchtgebietendes Licht taucht. In einem solchen Ambiente bewegt man sich unwillkürlich langsam, tastend und flüsternd.
Das Zentrum der Ausstellung sind die fünf Dolmen in originalgetreuer topografischer Platzierung und Ausrichtung. Von einem erhöhten Steg zwischen ihnen wird ihre gesamte Struktur perfekt sichtbar, zumal die steinernen Deckenplatten zur Seite geschoben sind. Die wenigen Skelette, Schädel und Knochen sind Nachbildungen, denn die Originalfundstücke müssen in angemessen klimatisierten Räumen aufbewahrt werden.
Hingegen sind die Grabbeigaben wie Schalen und Teller aus einzigartiger Schnurkeramik, Lanzenspitzen, Waffen und Werkzeuge aus Feuerstein und Bronze, Schmuck aus Perlen, Halbedelsteinen und Muscheln und anderes mehr in den ringsum in die Museumswände eingelassenen Glasvitrinen zu sehen.
In diese mystische Welt kann man nach telefonischer Voranmeldung (626 912 311) eintauchen, täglich um 11 und 18 Uhr für etwa anderthalb Stunden und in Begleitung eines mitreißenden Führers namens Ludario. Der Besuch kostet 8 Euro für Erwachsene und 4 Euro für Kinder.
Ab September sollen in Las Corominas auch wieder Konzerte für ein reduziertes Publikum sowie Steinzeit-Workshops für Kinder ab drei Jahren und Schulklassen stattfinden.
Mehr Informationen gibt die Website dolmenestepona.com, die allerdings nicht immer auf dem neusten Stand ist.