Graf Rudi in Marbella
Er ist Mitte der 50er Jahre erstmals nach Marbella gekommen. Ein Ort, der damals lediglich ein kleines Fischerdorf im Süden Spaniens war. Das einzigartige Klima an diesem bis dato recht unscheinbaren Fleckchen Erde hatte es ihm sofort angetan.
Als Mitgründer und langjährigem Direktor des mittlerweile legendären Marbella Club Hotels hatte der Mann entscheidenden Anteil daran, dass Marbella zu einem internationalen Top-Touristenziel wurde. Die Rede ist von Rudolf, Graf von Schönburg-Glauchau, besser bekannt als Graf Rudi (spanisch: Conde Rudi).
Graf Rudi wurden am 25. September 1932 in Sachsen geboren und feierte im vergangenen Monat seinen 90. Geburtstag in seiner Wahlheimat Marbella.
Seine Kindheit hatte Rudi im elterlichen Schloss in Glauchau (Sachsen) verbracht, bis die Familie vor russischen Truppen fliehen musste. Nach seinem Studium an der berühmten Hotelfachschule in Lausanne kam er 1956 auf Einladung seines Cousins, des verstorbenen Prinzen Alfonso von Hohenlohe, nach Südspanien.
Dieser hatte die Idee, auf einem brachliegenden familiären Grundstück an der Küste, die damals noch nicht einmal den Namen Costa del Sol trug, ein Motel zu eröffnen, das heute in aller Welt als Marbella Club Hotel bekannt ist.
Ein perfekter Gastgeber
Graf Rudi, der sich in den besten Hotels Deutschlands und der Schweiz umgeschaut hatte, prägte den Stil des Marbella Club in entscheidender Weise. Er kümmerte sich nicht nur um die Organisation des Hauses, sondern vor allem um das Wohl der Hotelgäste und organisierte Veranstaltungen und Feste für eine Klientel, die meist mindestens drei Wochen blieb.
“Wir mussten etwas tun, um sie zu unterhalten, denn in den 1960er Jahren gab es in Marbella und an der Costa del Sol bei weitem nicht das Freizeit- und Unterhaltungsangebot, das wir heute haben”, erinnert sich der Jubilar.
Zu diesen Gästen zählten Vertreter des europäischen Hochadels, Politiker und Wirtschaftsmagnaten aus aller Welt, Hollywood-Schauspieler und andere Kulturschaffende, kurz: der gerade aufblühende Jetset.
Bald wusste alle Welt, dass sich in einem kleinen Badeort namens Marbella an der spanischen Südküste so prominente Figuren wie Henry Ford, Edward Kennedy, Audrey Hepburn, Ava Gardner, Kim Novak, James Stewart, Gina Lollobrigida, Gunter Sachs, Brigit Bardot und viele andere tummelten.
In ihrem Gefolge kamen bald zahllose Urlauber nach Marbella und Umgebung, um sich im Glanz der Schönen und Reichen zu sonnen und natürlich das ganzjährig fantastische Klima zu genießen.
Ein glücklicher Mann in Marbella
Conde Rudi hatte, als er einen seiner ersten Gäste nach Somalia begleitete, auf dem dortigen Flughafen die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers getroffen. Prinzessin Marie-Louise von Preußen hielt sich längere Zeit bei ihrem dort lebenden Bruder auf und arbeitete freiwillig als Kinderkrankenschwester. Die schicksalhafte Begegnung mündete 1971 in einer Heirat, von der auch der Marbella Club deutlich profitierte, denn fortan war dort die lang vermisste Hand einer Frau zu spüren.
Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen: Die erstgeborene Sophie, deren Taufpatin keine Geringere als die damalige spanische Königin Sofia und Cousine von Prinzessin Marie-Louise ist, lebt mit ihrer kleinen Familie in Valencia und ist Mitbegründerin einer hochkarätigen Event-Firma.
Der sechs Jahre jüngere Friedrich Wilhelm hingegen absolvierte an derselben Lausanner Schule wie einst sein Vater das Studium für Hotelmanagement. Sein Vater sei der zufriedenste Mensch, den er kenne, sagte Friedrich einmal, und das merkte man dem gräflichen Jubilar am Vorabend zu seinem 90. Geburtstag noch immer deutlich an.
An diesem Abend versammelten sich zahlreiche Freunde und Wegbegleiter von Conde Rudi im Garten seines geliebten Marbella Club Hotels zu einem animierten Cocktail mit Präsentation der gerade erschienenen Biografie des Mannes, der eine Schlüsselfigur für die touristische Entwicklung Marbellas war.
Die von José María Sánchez-Robles geschriebene und mit vielen Fotos bebilderte Biografie trägt den Titel “El Conde Rudi – Un hombre afortunado“ (Graf Rudi – Ein vom Glück gesegneter Mensch). Sie ist auf Spanisch und Englisch beim Verlag Edinexus erschienen.
