
Betrüger an der Costa del Sol
Seit über einem Jahr gibt es inzwischen die deutschsprachige Nachbarschaftshilfe (DNCS). Seitdem konnte der Verein vielen Menschen helfen – und auch das ein oder andere Mal rechtzeitig vor Betrug warnen.
“Betrügerische Machenschaften nehmen gezielt bei älteren Menschen zu, oft auch durch die eigenen Landsleute”, warnen die Anwälte, die Mitglied der Nachbarschaftshilfe sind. Einer davon ist Fernando Frühbeck, der Präsident der Hilfsorganisation.
Im schlimmsten Fall werden Senioren um ihr Wohneigentum gebracht.
Die Vorgehensweise der Täter läuft in der Regel ähnlich ab: Die Betrüger bieten Unterstützung und Alltagsbegleitung an. Haben sie erst einmal das Vertrauen gewonnen – häufig auch durch die gemeinsame Sprache – bekommen sie Einblicke in die Eigentums- und Vermögensverhältnisse der Betroffenen.
Mittels einer Vollmacht verschaffen sich die angeblichen Betreuer dann umfassende Rechte und erhalten mit einer sogenannten Betreuungsvollmacht die Möglichkeit, das Vermögen der Betroffenen zu verwalten und weitreichende Entscheidungen zu treffen.
Dazu gehören freiheitsentziehende Maßnahmen, ärztliche Zwangsmaßnahmen, die Verwaltung von Vermögen im In- und Ausland sowie Rechtsgeschäfte mit diesem Vermögen.
Sie können zudem Zugang zu Konten, Depots und Safes erhalten oder über das Aufenthaltsrecht der Betroffenen bestimmen – oft, ohne dass die älteren Menschen davon wissen.
Vielen ist nicht bewusst, welche schwerwiegenden Folgen eine solche Unterschrift haben kann.
Mehrere kürzlich bei der Nachbarschaftshilfe gemeldete Fälle verdeutlichen das Vorgehen. So wurde mehrfach der Name eines deutschen Seniorenbetreuers genannt, der gemeinsam mit einer angeblichen Krankenschwester agiert.
Opfer berichten von deutschem Betrügerpaar
Opfer berichten, dass das Paar gezielt alleinstehende Senioren ins Visier nimmt. Unter dem Vorwand der Unterstützung lassen sie sich Betreuungsvollmachten ausstellen, nebst Bankbefugnissen.
Dadurch kann der angebliche Betreuer sich bei der Bank in Deutschland Kontozugang verschaffen und frei über das Konto verfügen oder sogar – häufig in Zusammenarbeit mit einer Maklerin – die Immobilien der Betroffenen ohne deren Wissen verkaufen.
Alternativ überzeugt das Paar die älteren Menschen, dass ein Pflegeheim wegen der besseren Betreuung die bessere Wahl sei, um anschließend die Immobilie zu verkaufen und über das Geld zu verfügen.
Besonders besorgniserregend ist, dass diese Betrüger offenbar über ein weitreichendes Netzwerk an der Costa del Sol verfügen und oftmals sogar in Unwissenheit empfohlen werden.
In einem Fall erhielt eine 85-jährige Frau den Kontakt zu einer angeblichen Betreuerin über die Vermittlung einer AOK-Mitarbeiterin aus Deutschland.
Da die Betreuerin empfohlen wurde, hat die 85-Jährige ihr einen Zweitschlüssel der Wohnung gegeben. Anschließend unterzeichnete sie einen angeblichen Besuchsnachweis für die AOK, ohne eine Kopie des von ihr unterschriebenen Papieres zu erhalten.
Erst nach Eingreifen einer Anwältin der Nachbarschaftshilfe hatte sich herausgestellt, dass die Betreuerin mit einem Herrn erschien, sich aber keinen Besuchsnachweis, sondern eine umfassende Betreuungsvollmacht unterzeichnen ließ.

Die Rechtsberater des DNCS warnen nachdrücklich davor, Vollmachten leichtfertig auszustellen oder Unterlagen zu unterzeichnen, ohne vorher eine Rechtsberatung hierzu zu erhalten.
Einmal erteilte Vollmachten sind im Nachhinein schwer oder gar nicht aufzuheben.
Was kann man tun, um sich zu schützen?
- Keine Vollmachten leichtfertig unterschreiben – insbesondere keine Betreuungsvollmachten.
- Keine Unterlagen unterzeichnen, ohne sich diese von einer vertrauten Person durchlesen zu lassen
- Bei juristischen Fragen immer einen unabhängigen Anwalt oder das Konsulat konsultieren.
- Misstrauisch bleiben, wenn Fremde vorstellig werden und nach finanziellen Details fragen oder sich gar als Berater oder Betreuer vorstellen.
- Keine Schlüssel oder persönlichen Dokumente herausgeben, ohne sicher zu sein, wem man sie anvertraut oder in Abwesenheit einer vertrauten Person.
- Bei Unsicherheiten die Deutschsprachige Nachbarschaftshilfe Costa del Sol oder das deutsche Konsulat kontaktieren.
Kontaktstellen
- Deutsches Konsulat Málaga: Telefon 952 363 958 (Montag bis Freitag, 8:30 bis 12:00 Uhr), E-Mail: [email protected]
- DNCS: Vizepräsidentin Gabriela Roschinsky, Telefon 613 649 894, E-Mail: [email protected]