“Andalusien und Bayern haben viel gemeinsam – die Mentalität ist ähnlich”

In El Palmar an der Costa de la Luz beginnt jetzt die Surfsaison. Der Deutsche Thomas Mayr leitet dort mit seiner Frau ein Surfcamp.

Interview mit Thomas Mayr vom Surfcamp El Palmar
Fotos: La Luz Surfcamp El Palomar

Interview mit Thomas Mayr vom Surfcamp El Palmar

Der Wellen- und Weltenbummler Thomas Mayr hat mit seiner Frau Monica Samm an der Costa de la Luz sein Zuhause gefunden. Aufgewachsen in den bayerischen Bergen, haben die beiden sich entschieden, den Schnee und die Ski gegen das Surfbrett und die andalusische Sonne einzutauschen.

Der milde Winter und die vergleichsweise Ruhe der Costa de la Luz machen diese Küste zum Traumspot für Surfer. Im Jahr 2010 entschied Thomas Mayr sich, dort ein Surfcamp zu eröffnen.

Er hatte Erfahrung beim Wellenreiten, nicht aber in der Gastronomie. Um das Camp aufzubauen, suchte er Unterstützung und lernte die Kauffrau und Gastronomin Monica Samm kennen und fand gleichzeitig auch die große Liebe. Wir haben mit dem Paar über seine Erfahrungen an der Costa de la Luz gesprochen.

Warum habt Ihr die Costa del Luz ausgewählt?

Ich kam Mitte der 80er Jahre nach Tarifa und habe damals das Wellenreiten in El Palmar entdeckt und den Ort lieben gelernt. Wir haben uns für die Costa del Luz entschieden, weil es außerhalb des Sommers ein noch weitgehend unberührtes Fleckchen ist, mit viel Platz, Ruhe und trotzdem ein wenig Leben, mit Hippieflair, einer guten Musikszene und netten Menschen.

Wie sieht Euer Tag im Surfcamp aus?

Während ich jeden Tag, wenn es Wellen gibt, auf dem Surfbrett stehe, kümmert sich Monica um die Gäste und ihr Café Dahoam. Sie achtet dabei darauf, den bayerischen Flair in das andalusische Ambiente zu integrieren. Das ist vielleicht etwas verrückt, aber es kommt sehr gut an. Andalusien und Bayern haben viel gemeinsam. Speziell die Mentalität der Menschen ist sehr ähnlich, beide sind geradeaus, ehrlich und superherzlich, wenn man sie ein wenig kennenlernt. Vielleicht ein Grund, warum die meisten unserer Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen.

Für wen ist Paddle-Surfing, Kite-Surfen oder Wellenreiten geeignet?

Im La Luz Surfcamp bieten wir neben Wellenreiten auch Paddle-Surfing an. Das kann man auch ohne Wellen auf Seen und Flüssen betreiben, aber auch am Meer mit Wellen. Es ist eine entspannende, körperlich sehr gesunde Sportart. Einsteiger, Fortgeschrittene und auch Kinder finden in El Palomar gute Verhältnisse zum Wellenreiten. Kite-Surfen ist ein Ableger des Windsurfens und wird in El Palmar fast gar nicht betrieben, weil El Palmar eine Wellenreiter-Hochburg ist, so wie Tarifa eine Wind-Kitesurf-Hochburg ist.

Wann gibt es den besten Wind und welcher Wind ist am besten zum Wellenreiten geeignet?

Zum Wellenreiten ist es am besten, wenn kein oder wenig Wind herrscht. Die Wellen kommen von Stürmen, die weit draußen auf dem Meer stattfinden und Wellen quer durch den Atlantik schicken.

Surfen an der Costa de la Luz
Thomas Mayr und seine Frau Monica Samm haben in Andalusien ein Zuhause gefunden.

Wie habt Ihr Euch in El Palmar eingegliedert? Wie ist die Beziehung zu den Einheimischen?

Wir haben in den letzten Jahren seit Gründung des La Luz Surfcamps ganz brav und viel gearbeitet und das Camp langsam aufgebaut, ohne die Einheimischen im Dorf zu belästigen oder irgendwem was wegzunehmen. Und wir haben ausschließlich Einheimische als Mitarbeiter angestellt und kaufen so viel wie möglich lokal ein. Das heißt 80 Prozent dessen, was die Gäste für ihren Urlaub hier bezahlen, bleibt hier am Ort und der Region. Wir lieben El Palmar und wir glauben, die Einheimischen respektieren das und sehen uns deshalb ein wenig als “Teil der Familie” an.

Gab es auch schwierige Momente?

Die gesamte Covid-Zeit war hart für uns. Zuerst der Lockdown, bei dem wir Gäste nach Hause schicken mussten und das Camp erst einmal schließen mussten und dann der zweite Covid Herbst/Winter, in dem wir versuchten, unseren Betrieb aufrechtzuerhalten und auch unser Personal zu halten. Das hat sich aber dann nach 2 Monaten als wenig erfolgreich herausgestellt, wir hatten teilweise 5 Gäste und 15 Personen Personal.

Danach gab’s die Wahl, entweder zu schließen, was dazu geführt hätte, dass wir unser Personal verlieren oder über ein Crowdfunding den Betrieb über den Winter in reduzierter Form zu finanzieren. Das hat dann sehr gut geklappt, alle unsere ehemaligen Gäste haben fleißig mitunterstützt und so sind wir gemeinsam über den Winter gekommen. Dafür sind wir allen Gästen ewig dankbar!

Gibt es Lieblingsplätze an der Küste? 

El Palmar, Los Canos, Fuente de Gallo, die Breña zwischen Los Canos und Barbate sind einfach Traumstrände und bieten eine traumhafte Natur. Aber El Palmar ist uns am liebsten.

Den Sommer verbringt Ihr daheim im Chiemgau. Wie ist der Wechsel zwischen Andalusien und Bayern?

Das La Luz Surfcamp ist von Mitte September bis Ende Mai geöffnet. Im Sommer haben wir geschlossen, weil es keine oder nur wenig Wellen gibt. Wir verbringen die Sommermonate in unserer Heimat im bayrischen Chiemgau. Der Wechsel vom Meer in die Berge ist ein wichtiger Ausgleich in unserem Leben, weil wir unsere Wurzeln nicht vergessen wollen und die Küste um Conil im Sommer mit den vielen Touristen für uns eher Ruhesuchende nicht ganz so ideal ist.

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