Spanien erlebt den neunten Tag in Folge eine dramatische Serie von Waldbränden, die sich vor allem im Nordwesten und Westen der Halbinsel ausbreitet.
Mehr als 40 Feuerherde wüten derzeit in den Regionen Galicien, Kastilien-León und Extremadura, weitere Brände halten auch Asturien, Kantabrien und die Region Valencia in Atem.
Nach offiziellen Angaben sind bereits mehr als 160.000 Hektar Wald und Buschland den Flammen zum Opfer gefallen. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, vier Todesopfer wurden bestätigt.
Besonders hart getroffen ist die Provinz Ourense in Galicien, wo allein rund 58.500 Hektar verbrannten – das schwerste Feuerdesaster der Region in diesem Sommer. In Kastilien-León stehen mehr als 20 Großbrände außer Kontrolle, vor allem in den Provinzen Zamora, León, Salamanca und Ávila.
In der Provinz León mussten zehn Ortschaften in der Nähe der Picos de Europa evakuiert werden. Dort kam am Sonntag ein 57-jähriger Feuerwehrmann aus Soria ums Leben, als ein Löschfahrzeug in Espinoso de Compludo verunglückte. Ein weiterer 30-jähriger Feuerwehrmann wurde schwer verletzt.
Insgesamt zählt die Regionalregierung von Kastilien-León drei Todesopfer und 16 Verletzte im Zusammenhang mit den Löscharbeiten. Mehrere Patienten in León und Zamora liegen mit schweren Verbrennungen im Krankenhaus, drei von ihnen befinden sich in kritischem Zustand.
Auch Extremadura meldet Katastrophenalarm: Der Brand bei Jarilla (Provinz Cáceres) ist weiter unkontrolliert und hat bereits 11.000 Hektar verwüstet. Ganze Dörfer wie Gargantilla wurden evakuiert, im Valle del Jerte kam es zu Teilräumungen. Die Regionalregierung warnt, dass bis zu 70 Prozent der Feuer nicht gelöscht werden könnten, solange die Wetterlage trocken und windig bleibt.
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Die Folgen spüren auch Reisende: Der Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Madrid und Galicien wurde aus Sicherheitsgründen eingestellt. Auch Verbindungen zwischen Zamora und Ourense bleiben ausgesetzt.
Hilfe aus Europa
Die Dimension der Brände überfordert vielerorts die regionalen Einsatzkräfte. Die spanische Armee entsandte bereits zusätzliche Einheiten der UME (Unidad Militar de Emergencias) und rund 100 Marinesoldaten zur Unterstützung.
Verteidigungsministerin Margarita Robles sprach von einer Katastrophe, „wie sie die UME in ihren 20 Jahren Bestehen noch nicht erlebt hat“.
Spanien erhält über den europäischen Katastrophenschutzmechanismus umfassende internationale Unterstützung. Deutschland entsendet ein Team von 50 bis 60 Waldbrandspezialisten mit mehr als 20 Fahrzeugen, während die Slowakei einen BlackHawk-Helikopter nach Cáceres schickt, der bis zu 3.400 Liter Wasser transportieren kann.
Auch die Niederlande beteiligen sich mit zwei Chinook-Hubschraubern, die jeweils über eine Löschkapazität von bis zu 7.000 Litern verfügen. Frankreich und Italien hatten zuvor bereits Löschflugzeuge und Einsatzkräfte nach Spanien entsandt, und weitere französische Teams sollen nun nach León und Ourense verlegt werden, um die regionalen Feuerwehren bei den schwierigen Löscharbeiten zu entlasten.
Dringender Ruf nach Reformen
Neben den akuten Löscharbeiten mehren sich Forderungen nach strukturellen Veränderungen. Experten verweisen auf die mangelnde Prävention, fehlende Koordination zwischen den Behörden und eine chronische Unterfinanzierung der Einsatzkräfte.
Angesichts des klimabedingt immer heißeren und trockeneren Sommers befürchten viele, dass 2025 zum bislang schlimmsten Waldbrandjahr in Spaniens Geschichte werden könnte.
Die spanische Regierung bestätigte am Montag, den 18. August, dass bislang 27 mutmaßliche Brandstifter festgenommen wurden, gegen 97 weitere Personen wird ermittelt.
Quellen: El Mundo, Sur in English, El País, RTVE, La Vanguardia.