Wichtiges Utensil bei heißem Wetter – der Fächer hat eine lange Tradition

Bis zum frühen 20. Jahrhundert war der Fächer in Andalusien ein nahezu unverzichtbares modisches Accessoire der Damen.

Fächer in Andalusien

Fächer in Andalusien

In den Sommermonaten war es ja in Andalusien schon immer recht mollig warm, und seit ich denken kann, erinnere ich mich an Frauen, die dieses Accessoire immer bei sich trugen, um sich frische Luft zuzufächeln – insbesondere auch bei der beliebten Feria, die in Málaga im August stattfindet.

Aber es gibt den Gebrauch der Fächer schon viel länger. Frühe Darstellungen von Fächern sind aus dem alten Ägypten bekannt. Dabei handelte es sich allerdings nicht um in der Hand gehaltene Fächer, sondern um große Palmwedel, die von Dienern hin und her geschwungen wurden, um der Herrschaft Luft zuzufächeln.

Fächer in AndalusienDie Fächer wie wir sie heute kennen, wurden auch nicht in Spanien erfunden, sondern bereits im 15. Jahrhundert von Korea nach China und im 16. Jahrhundert von portugiesischen Händlern aus dem Fernen Osten nach Europa gebracht.

Doch so richtig zur Geltung kamen sie erst unter Ludwig XIV. und Ludwig XV, wo sie aus der Garderobe nicht mehr wegzudenken waren. Für ihre Herstellung wurden sehr luxuriöse Produkte (Federn, Edelsteine, Seide, Gold und Edelmetalle) verwendet.

In Spanien etablierte sich der Fächer durch Maria von Portugal im 16. Jahrhundert. Kurz danach entstand im andalusischen Huelva die erste Manufaktur für feste Fächer aus Papier, die Faltfächer, die schnell auch in der Welt des Flamenco verwendet wurden.

Ursprünglich diente der Fächer dazu, die Hitze zu lindern, und wurde gleichermaßen von Frauen und Männern benutzt. Jedoch wurde die Verwendung des Fächers mehr und mehr von Damen genutzt, und sie entwickelten eine eigene “Sprache des Fächers”. Je nach Haltung und Position des Fächers konnte die Frau signalisieren, wonach ihr der Sinn stand.

Nonverbale Botschaften

Fächer sollen ab dem 18. Jahrhundert verwendet worden sein, um bei gesellschaftlichen Zusammenkünften nonverbale Geheimbotschaften auszutauschen.

Wörterbücher ordnen jeder Fächergeste eine Aussage zu. Zum Beispiel bedeutet die Geste den “Fächer geschlossen an die linke Wange zu halten”: “Ich liebe dich”. Das Öffnen des Fächers vor dem Gesicht bedeutet, dass die Person Interesse hat, während das Schließen des Fächers eine Ablehnung signalisieren kann.

Einen Fächer absichtlich fallen zu lassen, damit der Erwählte ihn aufheben und der Señora oder Señorita zurückgeben kann, bedarf wohl keiner Erklärung. Das kennen wir auch aus alten Filmen vom Taschentuch: Die Dame lässt es zufällig zu Boden gleiten, es wird vom Kavalier aufgehoben und der Angebeteten wieder überreicht. Schon ist das Eis gebrochen und ein Gespräch kann sich entwickeln.

Dass ein Fächer mehr als nur viel Wind fabrizieren kann, machten sich zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu Nutze. Queen Elizabeth I hielt ihn stets, um die Aufmerksamkeit auf ihre schönen Hände zu lenken, Kaiserin Elisabeth von Österreich verbarg im Alter ihre schlechten Zähne dahinter. Der deutsche Modezar Karl Lagerfeld benutzte ihn, um den Mundgeruch anderer Menschen wegzuwedeln.

Bis zum frühen 20. Jahrhundert war der Fächer ein nahezu unverzichtbares modisches Accessoire der Damen. Die aufwendige und teure Herstellung machte ihn zum Statussymbol, die Feinheit und Empfindlichkeit zum Symbol der Weiblichkeit. Damen ließen sich mit dem Fächer in der Hand porträtieren und verwendeten ihn auf Gesellschaften, um kokett dahinter hervorzublinzeln.

Wie fächert man richtig?

Mit einem Fächer bringen wir die uns umgebende Luft in Bewegung. Sie ist nicht kälter, es erscheint uns aber so. Durch die Fächerbewegung wird frische Luft zugeführt und die aufgestaute, warme Luft über unserer Haut abtransportiert.

Und wie sollte man korrekt fächern? Der Fächer wird zunächst in die rechte Hand genommen, und der Daumen umfasst den Fächerkopf mit dem Dorn, an dem die Streben zusammenkommen. Dann wird der Fächer in einem 180-Grad-Winkel geöffnet und so gehalten, dass er exakt eine parallele Linie zu einer gedachten Tischplatte bildet.

Wir wissen nun: der Fächer dient nicht nur zur Kühlung, sondern war und ist in Europa modisches Accessoire, Statussymbol und Hilfsmittel zum Flirten.

In Japan ist er ein Requisit bei traditionellen Tänzen, das als Verlängerung des Armes die Ausdruckskraft der Gestik steigert. Aber wohl überall haben die Frauen und sicher auch die Männer, die einen Fächer verwenden, Spaß an der Möglichkeit, das Gesicht hinter einem Fächer zu verbergen.

Fächer kaufen in Andalusien

Einfache Fächer, die lediglich der Abkühlung dienen, gibt es in vielen Souvenirläden in Andalusien und an der Costa del Sol. Auch das Kaufhaus Corte Inglés, das in allen größeren Städten Spaniens zu finden ist, bietet diese an.

Exquisitere und handgemacht Fächer kann man in Fachgeschäften kaufen, die sich auch auf Flamenco-Kleider spezialisiert haben. Einen Überblick über die Geschäfte gibt es unter diesem Link.

Wer es ganz edel will, der bestellt einen handgefertigten Fächer bei Abanicos Carbonell, einer der ältesten Fächermanufakturen Spaniens mit Sitz in Valencia. Diese Fächer haben das AEA-Siegel (Abanico Español Artesanal), das Qualität und Herkunft des Fächers garantiert.

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