In der Stadt kann man sich vielleicht eher ohne Spanisch „durchmogeln“, hier im Dorf geht das nicht

Der Schweizer Unternehmer Lukas Hammer aus Riogordo im Interview mit Costa del Sol ONline

Interview mit Lukas Hammer Andalusien
Lukas und Alexia Hammer fühlen sich in Riogordo zu Hause.

Interview mit Lukas Hammer Andalusien

Was ursprünglich als einjähriger Ausstieg aus dem Alltag gedacht war, wurde vor zehn Jahren zu einem kompletten Neustart: Gemeinsam mit seiner Frau Alexia und der kleinen Tochter Dalia zog der Schweizer Lukas Hammer nach Riogordo – einem idyllischen Dorf im bergigen Hinterland der Provinz Málaga.

Heute betreibt die Familie mehrere Ferienunterkünfte, exportiert Olivenöl und hat kürzlich sogar eine kleine Cafetería eröffnet.

Wir haben mit Lukas Hammer über seine Projekte, seine Erfahrungen als Auswanderer und seine Liebe zu Andalusien gesprochen.

Ihr habt kürzlich eine Cafetería in Riogordo eröffnet – wie kam es dazu?

Es war schon immer ein Traum meiner Frau Alexia, einen schönen, gemütlichen Ort der Begegnung zu schaffen. Es gibt in Riogordo einige Restaurants und Bars, aber ein gemütliches Café hat uns gefehlt. Als eine alte Bar, welche 14 Jahre leer stand zu kaufen war, sahen wir eine Möglichkeit, diesen Traum zu verwirklichen. Zusammen mit lokalen Handwerkern haben wir so unsere Cafeteria „Tarai“ umgebaut.

Wie sind Eure anderen „Negocios“, also die Ferienhäuser, entstanden? War das geplant, als Ihr hergekommen seid?

Nein, ursprünglich wollten wir nur ein B&B betreiben. Irgendwie haben sich dann aber laufend neue Möglichkeiten ergeben. Auf Anregung von Gästen entstand der Olivenöl Export in die Schweiz und während der Corona-Zeit konnten wir unser Haus für Gruppen in Alfarnate übernehmen.

Wie kam es zu dem Geschäftsmodell mit dem Olivenöl?

Gäste von unserem B&B haben das Olivenöl der lokalen Kooperative mit in die Schweiz genommen. Als sie keines mehr hatten, fragten sie uns, ob es dieses Olivenöl in der Schweiz auch im Handel gibt. Da dies nicht der Fall war, haben wir einen ersten Transport organisiert. Heute haben wir ein kleines Lager in der Schweiz und viele Stammkunden, welche das Olivenöl aus Riogordo sehr schätzen.

Was war der Auslöser für Eure Entscheidung, in Andalusien ein neues Leben zu beginnen?

Eigenlich kamen wir nur für ein Sabbatical nach Andalusien. Geplant war ein Jahr – danach sollte es zurück in die Schweiz gehen. Während diesem Jahr haben wir uns aber in die Gegend verliebt und wir haben nach Möglichkeiten gesucht, hier etwas Neues aufzubauen. In Riogordo wurden wir fündig und so konnten wir nach einer kurzen Umbauphase 2016 unsere „Casa paz y más“ mit 4 Gästezimmern eröffnen.

Wie waren die ersten Jahre als Familie in Riogordo? Gab es Hürden bei der Integration?

Alexia spricht fließend spanisch, für sie war es leicht sich zu integrieren. Unsere Tochter Dalia hat direkt die Dorfschule besucht, so hatten wir schnell Kontakt zu anderen Familien. Für mich war es wichtig, schnell spanisch zu lernen. Die Gemeinde bietet Spanisch-Kurse für Zuwanderer – das hat mir sehr geholfen. Für uns hat die Integration sehr gut funktioniert – auch die lokalen Behörden haben uns bei allen Projekten sehr gut unterstützt.

Was schätzt Du besonders am Leben in Riogordo und in der Axarquía?

Wir leben hier im autenthischen Andalusien, abseits der großen Tourismusströme. Die Natur ist spektakulär, die Freizeitmöglichkeiten sind groß. Wir sind aber auch in 30 Minuten am Strand in Torre del Mar oder in Málaga oder in 1 Stunde in Granada. Diese zentrale Lage, die wunderschöne Natur und die Vorteile des Dorflebens schätzen wir sehr.

Ist die Integration auf dem Land leichter als in der Stadt?

Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache. In der Stadt kann man sich vielleicht eher ohne Spanisch „durchmogeln“, hier im Dorf geht das nicht. Die Menschen hier sind aber extrem offen und hilfsbereit. Ich kann mich gut erinnern, mit welcher Geduld mir am Anfang zugehört wurde, wenn ich mit Händen und Füßen in der Ferretería (Eisenwarenhandel) versucht habe zu erklären, was ich brauche.

Was würdest Du Menschen raten, die mit dem Gedanken spielen, nach Andalusien auszuwandern?

Macht es wie wir. Mietet etwas für eine gewisse Zeit und lebt hier – nur so merkt man, ob es passt. In diesem Jahr hat man genug Zeit, die Gegend kennen zu lernen und zu schauen, wo man sich niederlassen möchte.

Könnt Ihr Euch vorstellen, irgendwann in die Schweiz zurückzukehren – oder ist Andalusien zur neuen Heimat geworden?

Andalusien ist definitiv unsere neue Heimat geworden. Wir kehren immer gerne in die Schweiz zurück um Familie und Freunde zu treffen oder um ein paar Tage das kühle Wetter zu genießen. Aber unser Lebensmittelpunkt ist nun hier in Riogordo.

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