Interview mit Sabine und Renée Conrad aus Marbella
Renée Conrad und seine Frau Sabine haben sich vor achtzehn Jahren entschlossen, nach Spanien auszuwandern. Die beiden verfügen über jahrelange Erfahrung in der Gastronomie und haben sich mit ihrem Restaurant VIVO by Conrad’s in Nueva Andalucía (Marbella) den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt, das internationale Küche auf hohem Niveau und eine gemütliche Atmosphäre mit charmantem Ambiente bietet.
Renée Conrad kreiert in der Küche kulinarische hochwertige Gerichte mit Herz und Verstand während Sabine Conrad den Service mit großer Herzlichkeit und Professionalität leitet.
Renée Conrad ist ein renommierter deutscher Spitzenkoch. Sein Kochstil zeichnet sich durch eine schnörkellose, leichte Küche aus, bei der der Fokus auf hochwertigen Zutaten liegt. Er kombiniert in seinen Kreationen italienische und internationale Einflüsse und legt großen Wert auf ausgewogene Aromen und eine sorgfältige Zubereitung.
Die Gerichte sind kreativ, ohne überladen zu wirken, und spiegeln eine moderne Interpretation klassischer Rezepte wider.
In der Berliner Gastronomieszene der frühen 2000er Jahre erlangte Renée Conrad Anerkennung als Küchenchef. Er war unter anderem von 2001 bis 2003 als Küchenchef im Restaurant Facil des Madison Hotels tätig, wo er einen Michelin-Stern erkochte.
2006 wurde Conrad mit einem zweiten Michelin-Stern im Restaurant Vivo im Grand Hotel Esplanade prämiert. Kurz danach ist er mit seiner Frau nach Marbella ausgewandert.
Wir haben mit Renée und Sabine Conrad über ihre Erfahrungen in Spanien gesprochen.
Warum haben Sie sich entschieden, Deutschland zu verlassen und nach Spanien zu gehen?
Renée: Wir sind im Oktober 2007 nach Spanien gekommen und haben dieses Lokal in Marbella gefunden. Von Beginn an waren wir immer voll. Das lag sicher auch daran, dass ich damals zu den besten Köchen der Welt zählte. Ich habe immer davon geträumt, ein italienisches Restaurant zu eröffnen und die authentische italienische Küche in Spanien zu etablieren. Doch bis man in Spanien wirklich durchblickt, dauert es natürlich. Man muss sich erst mal die Hörner abstoßen, um zu verstehen, wie die Gastronomie hier funktioniert. Es war eine verrückte Zeit.
Wie haben Sie sich kennengelernt?
Sabine: Wir haben uns 1996 in einem Restaurant in Wuppertal kennengelernt. Ich war schon sechs Jahre im Betrieb, als Renée dazukam. Von dort sind wir dann 1997 zusammen nach Berlin gezogen.
In dieser Zeit erlangten Sie auch die Anerkennung in der Berliner Gastronomieszene…
Renée: Ja, als erstes habe in Berlin als Küchenchef im Restaurant Am Karlsbad gearbeitet, es folgten die Kaiserstuben, Viehhauser im Presseclub Berlin und dann das Restaurant Facil im Madison Hotel und das Restaurant Vivo im Grand Hotel Esplanade. Nachdem ich 2006 das Vivo verlassen hatte, beschlossen meine Frau und ich uns in Spanien mit einem Restaurant selbständig zu machen.
Sie haben in dem Restaurant, in dem wir heute sind, in Marbellas Stadtteil Nueva Andalucía angefangen und dann später ein größeres Restaurant eröffnet…
Renée und Sabine: Ja, unser Traum war immer in Marbella ein schönes großes Restaurant zu finden und den Traum haben wir dann 2014 in die Tat umgesetzt. Wir haben das Lokal komplett renoviert und es war ein großer Erfolg und das, wovon wir immer geträumt hatten.
Doch dann wurde uns der Mietvertrag nach fünf Jahren gekündigt. Das war ein harter Schlag. Der Eigentümer wollte das Gebäude verkaufen, und wir haben vorher nichts davon gewusst. Wir hätten nicht 100.000 Euro in das Restaurant investiert, wenn wir gewusst hätten, dass uns der Mietvertrag eines Tages gekündigt wird.
Das war sicher keine einfache Zeit?
Renée und Sabine: Wir haben alles verloren, die komplette Investition und wir hatten auch keine Arbeit mehr. Einen Job in Spanien zu finden ist nicht einfach und es gibt auch nichts Passendes für jemanden, der so lange selbstständig war. Wir hatten dann das Glück, dass unser erstes Lokal wieder zu haben war und haben uns entschieden wieder dorthin zurückzukehren.
Der Übergang zurück zum kleineren Restaurant war extrem schwierig, besonders, weil die finanzielle Situation so angespannt war. Wir haben dann 2020 hier wieder angefangen, kurz vor Corona. Wir hatten gerade vier Tage geöffnet und dann kam der Lockdown. Das war wirklich hart. Wir haben auch keine staatlichen Hilfen bekommen, da man dafür eine gewisse Anzahl an Monaten geöffnet hätte sein müssen.
Durch den Umzug vom großen Restaurant in das kleinere Lokal haben wir fast zwei Jahre ohne Einkommen überbrücken müssen. Das war keine leichte Zeit aber mittlerweile haben wir den Turnaround geschafft, auch dank unserer vielen treuen Gäste.
Wie ist ihr Resümée nach achtzehn Jahren in Spanien?
Renée: Ich würde sagen, zwölf Jahre davon haben wir gekämpft. Aber irgendwann weiß man, dass man angekommen ist. Diese Jahre waren mit Sicherheit die härtesten meines Lebens, aber nun ist es so, wie es ist. Es war nicht einfach, wieder in einer kleinen Küche zu arbeiten, aber heute blicken wir auf die ganze Zeit mit Stolz zurück.
Vermissen Sie als Sterne-Koch manchmal die Gourmet-Küche?
Renée: Ich hatte nie vor, als Michelin-Sternekoch die Welt zu bereisen, da diese Art von Küche nicht den alltäglichen Gaumen anspricht. Nach 20 Jahren harter Arbeit ist unsere Vision für die Zukunft nun in der Gegenwart Wirklichkeit geworden.
Es war immer mein Wunsch, eine authentische italienische Küche zu schaffen, die mit modernen Akzenten überrascht und begeistert. Mit meiner Erfahrung und den Auszeichnungen habe ich trotz allem meine Vision der echten italienischen Küche nie aus den Augen verloren.
Was ist das Besondere an Ihrem kulinarischen Konzept in VIVO by Conrad’s?
Renée: Unser Konzept basiert auf Leichtigkeit, Qualität und ehrlichem Geschmack. Wir bieten mediterrane, italienische und europäische Küche, bei der die Produkte im Vordergrund stehen. Nichts ist überladen, nichts ist Show – es geht einfach nur um gutes Essen, wie man es sich wünscht.
Was genießen Sie in Spanien, wenn Sie nicht im Restaurant stehen?
Sabine: Früher sind wir oft mit den Hunden nach Tarifa gefahren, aber seit der Pandemie haben wir das nicht mehr gemacht. Jetzt genießen wir die Ruhe auf unserer Finca. Die Zweisamkeit und die Zeit mit den Tieren sind für uns eine willkommene Abwechslung. Der Arbeitsalltag ist stressig genug, da sind wir froh, wenn wir am Wochenende abschalten und in die Berge blicken können.
Sie leben jetzt seit elf Jahren auf Ihrer Finca in Monda, haben Sie sich dort gut eingelebt?
Sabine: Wir haben hier ein paar Leute kennengelernt, sie sind sehr verlässlich und höflich. Aber wir gehen selten aus, da wir zwei Kilometer außerhalb von Monda im Nirgendwo leben. Wir sind eher eigenbrötlerisch und genießen unsere Zeit zu Hause. Abenteuerurlaub ist für uns kein Thema, und Shopping interessiert uns auch nicht. Ich freue mich über die Zeit, die ich mit den Tieren verbringen kann. Sie sind immer da und schenken einem etwas, das Menschen manchmal nicht können.
Sie haben vor, in fünf Jahren zusammen in Rente zu gehen. Gibt es neue Projekte, die Sie verwirklichen möchten?
Renée und Sabine: Wir möchten diese fünf Jahre noch genießen und gleichzeitig einen Übergang schaffen. Wir wollen weiterhin kochen und unsere Gäste glücklich machen, aber auch über den Tellerrand hinausblicken.
Letztes Jahr haben wir die Finca renoviert. Wir haben dort auch eine schöne Terrasse wo wir exklusive Essen oder Veranstaltungen für bis zu 20 Personen anbieten. Wir servieren ein Menü nach Wahl, und seit eineinhalb Jahren haben wir auch einen Pizzaofen und servieren auch original italienische Pizza. Es macht unglaublich Spaß, eine gute Pizza zu kreieren.
Dieses Konzept wollen wir weiter ausbauen und zum Beispiel auch Kochkurse in kleinem Rahmen anbieten.
Zusammengefasst haben wir uns mittelfristig zum Ziel gesetzt, dass die Gäste unsere Küche weiterhin genießen können, aber in einem kleineren exklusiven Rahmen in der wunderschönen Umgebung und der unglaublichen Atmosphäre der Finca.
Das bedeutet, dass man die Finca auch für einen privaten Event nutzen kann?
Renée: Genau, man kann in einer kleinen Runde einfach nur zum Essen kommen, oder beispielsweise auch einen Geburtstag feiern. Dafür können wir auf Wunsch Musik dazu buchen. Unser Vorteil, ist dass wir keine unmittelbaren Nachbarn haben und sich daher keiner von Live-Musik gestört fühlt.
Sabine, Sie haben schon vorher in Spanien gelebt und wollten wieder zurück. Hat sich mit der Finca in Monda ein Traum erfüllt?
Sabine: Ja, für mich schon. Tiere waren immer eine große Leidenschaft von mir. Dass wir jetzt unser eigenes Reich mit den Tieren haben, hat meinen Traum wahr gemacht. Auch wenn es schwierige Zeiten für Renée gab, wir stehen immer alles zusammen durch und treffen unsere Entscheidungen gemeinsam.
Das Interview führte Dana Nowak.