Kommentar: Fehlende Effizienz und mangelndes Selbstvertrauen besiegeln unnötiges WM-Aus

Auch wenn die Spanier überraschend gegen Japan verloren: Die deutsche Nationalmannschaft muss sich an die eigene Nase fassen

Zum WM-Aus von Deutschland

“Schade Deutschland, alles ist vorbei!” So heißt es in einem bekannten Fußball-Fangesang, den meines Erachtens nach besonders gerne die Holländer anstimmen, wenn die deutsche Nationalmannschaft vorzeitig ein großes Turnier verlassen muss.

Nun, seit gestern Abend ist die zurecht höchst umstrittene und merkwürdige WM 2022 in Katar für Hansi Flick und seinem Team bereits nach der Vorrunde vorbei – wie übrigens schon vor vier Jahren bei der ebenfalls umstrittenen WM in Russland.

Gestern hat Deutschland das nötige Glück gefehlt, klar. Ein Sieg oder auch nur ein Unentschieden der Spanier hätte gereicht.

Aber im Endeffekt hat die Nationalelf das frühe Ausscheiden durch die Auftaktniederlage gegen Japan selbst zu verantworten. Was dabei für Chancen liegenlassen wurden, war leider wegweisend für das Turnier.

Ich bin mir sicher: Wenn der von der Muse geküsste Jamal Musiala gegen Japan bei einer seiner gefährlichen Aktionen im Strafraum trifft und damit dann das 2:0 oder 3:0 erzielt, dann wäre der Junge wahrscheinlich komplett durch die Decke gegangen und hätte voller Selbstvertrauen für viele weitere wichtige Tore und Vorlagen gesorgt.

So aber kamen auch bei ihm pro Spielminute immer mehr Zweifel auf. Besonders gut zu erkennen beim gestrigen Spiel gegen Costa Rica, wo er sich wunderbar im Strafraum freidribbelt, den Ball dann aber aus kurzer Distanz fast zwei Meter neben den Kasten setzt.

Bitte nicht falsch verstehen: Das ist absolut kein Vorwurf an Musiala. Der Junge ist 19 Jahre alt, bezaubert mich und viele andere Fans jedes Spiel aufs Neue und wird im Weltfußball noch für viel Furore sorgen (da bin ich mir ebenfalls sicher). Aber genau diese kleinen Details machen am Ende den Unterschied aus.

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Wacklig außer gegen Spanien

Abgesehen vor der fehlenden Effizienz vor dem Tor, die man natürlich dem ganzen Team ankreiden muss, war es gleichzeitig erschreckend, wie sehr die Mannschaft eingebrochen ist, wenn die vermeintlich schwächeren Gegner wie Japan oder eben auch Costa Rica zu gefährlichen Aktionen kamen.

Plötzlich änderte sich das Spiel, die Souveränität war auf einen Schlag weg. Wieso eigentlich? Wo ist das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das bei Kickern von Real Madrid, Bayern München, Manchester City oder auch Borussia Dortmund eigentlich standardmäßig da sein müsste?

Kurioserweise geschahen diese Einbrüche zudem nur gegen die vermeintlich Kleinen. Gegen Spanien hat der Rückstand die Deutschen nicht umgeworfen, ganz im Gegenteil. Da gelang es sogar, noch eine Schippe draufzulegen, während gegen Japan und Costa Rica die Knie wacklig wurden.

Und so fragt man sich natürlich, wo in diesen Momenten die sogenannten Führungsspieler waren, die den Laden zusammenhalten. Klingt nach Floskel, ist aber so. Jeder der Fußball gespielt hat, weiß, dass man sich in schwierigen Situation an Teamkameraden hochziehen kann, die bei Rückschlägen eben nicht einbrechen und sich gegen die vermeintliche Wende stemmen.

Aufgabe für Flick

Genau das hat gefehlt – neben der viel besprochenen fehlenden Qualität auf einigen Positionen in der Abwehr und im Sturmzentrum. Und das wird die Aufgabe sein für Hansi Flick und sein Team im Hinblick auf die EM 2024 in Deutschland.

Sonst singen am Ende wieder die Holländer ihr Lieblingslied.

P.S. Ach ja, und die Spanier? Kein Vorwurf, immerhin haben wir selber mit 1:2 gegen Japan verloren. Luis Enrique sagte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass er gar nicht mitbekommen hat, dass die Spanier sogar kurzfristig ausgeschieden waren, nachdem Costa Rica gegen Deutschland in Führung ging. Wollen wir ihm Glauben schenken. Zumindest haben die Iberer als Gruppenzweiter jetzt den vermeintlich leichteren Weg Richtung Finale. Veremos.

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