Aufstieg des FC Málaga: Eine ganze Stadt feiert ihre Helden

Ein Tor in der Nachspielzeit der Verlängerung des erst 17-jährigen Antoñito erlöst die Blau-Weißen, die nach einem Jahr wieder in den Profifußball zurückkehren

Gimnàstic de Tarragona – FC Málaga 2:2

Der FC Málaga hat am vergangenen Samstagabend den direkten Wiederaufstieg in die zweite Liga geschafft. Nach nur einer Saison in der dritten Liga in Spanien, der sogenannten Primera Federación, kehren die Andalusier auf dem schnellsten Weg zurück in den Profifußball.

Zuvor galt es aber für die Mannen von Trainer Sergio Pellicer ein richtig schweres Stück Arbeit zu leisten. Denn das Rückspiel bei Gimnàstic Tarragona (kurz: Nàstic) am Samstag war gespickt mit zahlreichen, auch außersportlichen Hürden, die erst einmal genommen werden mussten.

Pellicer schickte im Hexenkessel des Nou Estadi Costa Daurada die gleiche Elf auf den Platz, die in der Vorwoche mit 2:1 im Finalhinspiel siegen konnte. Tarragona startete erwartungsgemäß mit viel Druck in die Partie und suchte die schnelle Führung, doch der FC Málaga präsentierte sich gut sortiert.

Auch wenn nach vorne kaum gefährliche Aktionen bei den Andalusiern zu sehen waren, muss man gleichzeitig hervorheben, mit welcher Ruhe und Abgeklärtheit sie den Großteil der hitzigen Partie gestalteten. Es kam im Verlauf der ersten Halbzeit zu immer längeren Ballbesitzphasen für die Gäste von der Costa del Sol, die sich damit eine gewisse Sicherheit erspielen konnten.

Nàstic erhöhte im zweiten Durchgang noch einmal den Druck, doch auch die Katalanen konnten sich kaum zählbare Chancen erspielen. Bis zur 70. Minute, als Málaga einen weiten Einwurf nicht klären konnte und der Ball an den Fünfmeterraum zu Stürmer Alan Godoy kam, der mit einem schwierigen Drehkopfball das 1:0 für die Katalanen erzielte.

Der Jubel im Stadion war frenetisch, denn jetzt hatte sich Tarragona schon einmal zumindest die Verlängerung gesichert. Beim FC Málaga hingegen gab es lange Gesichter, wog man sich doch bereits in Sicherheit, das 0:0 über die Zeit zu bringen. Besonders nachdem Innenverteidiger Nacho González kurz vor dem Tor, in der 63. Minute, die Gelb-Rote-Karte gesehen hatte.

Bis zum Schlusspfiff passierte dann nicht mehr all zu viel, auch wenn Málaga mit einem Mann mehr natürlich den Druck erhöhte, aber kaum Lücken fand. Es ging also in die Verlängerung.

Schock bei Málaga nach dem 2:0 für Tarragona

Doch für den leidgeprüften Fan des FC Málaga sollte es sogar noch schlimmer kommen. Es waren gerade einmal zwei Minuten in der Verlängerung absolviert, als Nàstic nach einem der wenigen Konter einen hohen Ball in den Strafraum brachte.

Weder Málagas Juande noch Rechtsverteidiger Pulga gelang es, Stürmer Gorka Santamaria entscheidend zu decken, so dass der 9er der Hausherren das 2:0 besorgen konnte. Das Nou Estadi Costa Daurada rastete komplett aus – kein Wunder, da sich die Katalanen bereits als Zweitligisten sahen.

Doch der Fußballgott war am Samstag auf Seiten des FC Málaga. Pellicer wechselte in der Verlängerung noch einmal und brachte mit den 17-jährigen Ochoa und Antoñito zwei Toptalente aus der eigenen Schmiede. Und beide sollten spielentscheidend sein.

Tarragona beschränkte sich nach dem 2:0 auf konsequentes und übertriebenes Zeitspiel. Damit sind nicht nur die Spieler gemeint, sondern vor allen Dingen auch die Fans der Hausherren, die ständig Gegenstände auf den Rasen warfen und dabei auch einige Kicker des FC Málaga trafen.

Die Andalusier gaben allerdings nicht auf und nur wenige Minuten nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit der Verlängerung gelang dem eingewechselten Dioni der 2:1-Anschlusstreffer (108. Minute). Der junge Aarón Ochoa hatte sich aus 20 Metern ein Herz gefasst und mit einem strammen Schuss das lange Eck anvisiert. Tarragonas Keeper konnte zwar abwehren, aber Dioni schaltete am schnellsten und setzte den Nachschuss in die Maschen.

Das unsportliche Verhalten ging nach dem Anschlusstreffer der Gäste sogar soweit, dass die Heimfans als auch die Balljungen die Spielbälle, die während der Partie im Aus oder auf der Tribüne landeten, immer wieder versteckten beziehungsweise nicht herausrückten. Trotz Ermahnung durch den Schiedsrichter wurden während des Spiels gleich mehrere Bälle auf den Rasen geworfen, was das Spiel noch mehr verzögerte.

Das ging dem Unparteiischen fünf Minuten vor dem Spielende dann deutlich zu weit. Er schickte die Spieler und Verantwortlichen in die Katakomben und drohte mit einem kompletten Spielabbruch. Diese Androhung nahm sich das Personal von Nàstic dann endlich zu Herzen und so wurde die Partie wieder angepfiffen.

Málaga warf jetzt alles nach vorne. Sogar Keeper Alfonso Herrero war bereits einige Minuten vor Schluss permanent im gegnerischen Strafraum zu finden, in den jetzt Flanke um Flanke hineingeschlagen wurde. Denn das 2:1 hätte nicht für ein Elfmeterschießen gereicht; Nástic wäre bei diesem Ergebnis aufgrund der besseren Platzierung nach Saisonabschluss aufgestiegen.

Dramatischer hätte der Showdown letztlich nicht sein können: In der 122. Minute gab es noch einmal Ecke für die Blau-Weißen. Tarragona konnte zunächst klären, doch das Leder kam auf der linken Seite zu Víctor García, der noch einmal den Ball gefährlich Richtung Elfmeterpunkt brachte.

Dort stieg Roberto am höchsten und köpfte Richtung Tor. Von einem Gegenspieler prallte der Ball zum jungen Antoñito, der aus kurzer Distanz den Ball mit der Brust stoppte und mit wackeligen Beinen, aber enorm viel Herz im Netz unterbringen konnte – das 2:2 praktisch im letzten Augenblick! Und dieses Ergebnis reichte dem FC Málaga.

Nach dem 2:2 brachen alle Dämme

Danach brachen alle Dämme – nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei allen Verantwortlichen und natürlich vor allem bei den Fans. Seit Jahren ist man an der Costa del Sol großes Leid rund um den Club gewöhnt.

Angefangen mit dem skandalösen Ausscheiden im Viertelfinale der Champions League 2013 gegen Borussia Dortmund (mit einem klaren Abseitstor in der Nachspielzeit), über die jahrelange Misswirtschaft unter Scheich Al Thani, wodurch die Blau-Weißen erst aus der Primera División absteigen mussten und letztes Jahr dann sogar aus der zweiten Liga.

Man könnte also durchaus sagen, dass der Fußballgott aufgrund der letzten zehn Jahre beim FC Málaga einiges gutzumachen hatte. Dementsprechend emotional fielen die Feierlichkeiten direkt nach der Partie aus, die insgesamt bis Sonntagabend andauerten.

Noch auf dem Platz im Stadion in Tarragona feierten die mitgereisten Schlachtenbummler mit ihrer Mannschaft. In Málaga lagen sich rund 10.000 Fans beim kurzfristig eingerichtetem Public Viewing im Auditorio Municipal Cortijo de Torres sowie später in der Innenstadt in den Armen.

Danach empfingen immer noch Tausende ihre Helden am Flughafen, obwohl die Ankunft der Blau-Weißen um 5:30 früh morgens war. Der Zusammenschnitt von AS gibt einen guten Überblick über die Gefühlslage der blau-weißen Herzen:

Empfang in Málaga

Am späten Sonntagnachmittag zogen die Mannschaft und das Trainergespann noch mit einem offenen Bus durch die Stadt und ließen sich dabei ausgiebig von den Fans als auch von Bürgermeister Francisco de la Torre feiern, der das Team im Rathaus empfing.

Auch heute noch sowie mit Sicherheit in den kommenden Tagen und Wochen befindet sich eine ganze Stadt im Freudentaumel. Denn der FC Málaga ist nach nur einem Jahr zurück im spanischen Profifußball. Und wenn jemand diesen Erfolg mehr als nur verdient hat, dann sind es die treuen und zahlreichen Fans der Blau-Weißen. Die Talfahrt ist endlich vorbei.

HINTERLASSE EINE ANTWORT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein