Als sei die Zeit stehengeblieben
Aufgrund der Nähe zu Küste und Bergen ist die kleine Gemeinde Sayalonga in der Axarquía ein guter Ausgangspunkt für Aktivitäten aller Art. Lediglich 15 Kilometer muss man für ein Bad im Meer zurücklegen. Und zieht es einen eher in die Berge, dann liegt der Naturpark der Gebirge Tejeda und Almijara, mit den höchsten Bergen der Provinz, quasi vor der Tür.
Das weiße Dorf liegt nur zehn Fahrminuten von der Autobahn-Ausfahrt Algarrobo entfernt. 1.681 Einwohner (Stand 2019) hat die kleine Gemeinde, die von einer weichen Hügellandschaft umgeben ist, und zu der auch das kleine Dörfchen Corumbela mit rund 300 Einwohnern gehört.
In den letzten Jahrhunderten haben verschiedene Zivilisationen in Sayalonga ihre Spuren hinterlassen, darunter Römer und Araber. Die Römer nutzten den nahegelegenen Fluss und das milde Klima zum Anbau von Gemüse. Doch vor allem die Araber, die hier über 900 Jahre präsent waren, haben diesen Ort und seine Architektur nachhaltig geprägt. Eine bedeutende Hinterlassenschaft der Araber ist auch die Zisterne ‘Ventorrillo del Aljibe’, die 90.000 Liter fasst. Unweit davon liegen die Ruinen der arabischen Ortschaft Batahiz, der bekannte Poeten wie Mohamed Al-Hasni entstammen.
Ein Gang durch das Dorf
Bei einem Spaziergang durch Sayalongas historischen Ortskern bekommt man den Eindruck, als sei die Zeit stehen geblieben. Im Dorfzentrum befindet sich die im Mudéjar-Stil gehaltene Kirche Santa Catalina aus dem 16. Jahrhundert. Gleich daneben stößt man auf die Wallfahrtskapelle San Cayetano, die aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert stammt. Neben der Kirche gelangt man in die Callejón de la Alcuza. Diese engste Gasse im Ort ist an der schmalsten Stelle nur 50 cm breit. Den Namen verdankt sie ihrer Trichterform, denn ‘Alcuza’ ist das arabische Wort für Trichter. Die Atmosphäre vergangener Zeiten kann man hier besonders deutlich nachempfinden.
Schöne Rundgänge durch das Dorf sind die ‘Route der Aussichtspunkte’ oder die ‘Route der Wandbilder’. Und auch zu diversen Wanderwegen in der nahen Umgebung gibt das Tourismusbüro gerne Auskunft. Ausflüge mit dem Mountain-Bike sind ebenfalls beliebt, und seit 2004 verfügt der Ort über ein eigenes Schwimmbad.
Kulturell Interessierte sollten Zeit einplanen, um dem ‘Museo Morisco’ einen Besuch abzustatten. Das maurische Museum wurde 2006 eröffnet, und befindet sich in einem geschichtsträchtigen Gebäude mit hufeisenförmigen Bögen, mit Schnitzereien verzierten Türen und verschiedenfarbigen Wänden, die allesamt die Handwerkskunst der Morisken widerspiegeln. Das in mehrere Säle unterteilte Gebäude diente in der Vergangenheit bereits als Schule, Rathaus und Kunstwerkstatt.
Der runde Friedhof zieht jedes Jahr tausende Besucher an
Der einzigartige Rundfriedhof aus christlicher Zeit ist die wohl bedeutendste Sehenswürdigkeit Sayalongas. Derartige Friedhöfe gibt es nur sehr selten. Dieser Ort strahlt eine besondere Schönheit und schlichte Elganz aus. Über 3.000 Besucher kommen jedes Jahr hierher, was den Rundfriedhof zu den meistbesuchten Denkmälern im Landkreis Axarquía macht.
Diese besondere Stätte der letzten Ruhe verfügt auch über einen Aussichtspunkt, von dem sich atemberaubende Blicke in die Sierra Almijara, nach Corumbela, auf den Monte Bentomiz und die Dörfer Árchez und Canillas de Albaída auftun. Im Interpretationszentrum des Rundfriedhofs erfährt man mehr über seine außergewöhnliche Form, und wer will, kann einen Eintrag im Gästebuch dieses mystischen Ortes hinterlassen. Den Schlüssel zum Museum bekommt man im örtlichen Tourismusbüro.
Sehenswert ist auch die Fuente del Cid, ein Brunnen, um den sich die Legende rankt, der gleichnamige spanische Nationalheld habe bei seinem Aufenthalt in der Region das Wasser aus diesem Brunnen getrunken. Erwähnenswert ist auch ein mit Ornamenten verziertes Minarett aus dem 14. Jahrhundert in dem Örtchen Corumbela. Es wurde vor einigen Jahren restauriert und ist in perfektem Zustand. Optisch ähnelt es den Minaretten, die man in Árchez oder Salares vorfindet.
Küche mit arabischem Akzent
Auch in kulinarischer Hinsicht ist der arabische Einfluss in Sayalonga präsent. Das traditionelle Migasgericht, das in Sayalonga gerne zubereitet wird, ähnelt dem arabischen Couscous. Auch der frittierte Kürbis mit Oregano ist ein typisch arabisches Gericht. Eintöpfe mit Fenchel sind in der kälteren Jahreszeit sehr beliebt. Typisch für Sayalonga ist die ‘Cachorreñas’, eine einfache aber sehr schmackhafte Suppe, die mit Knoblauch, Olivenöl, Paprika, Brot und Ei verfeinert wird. Dazu kommen verschiedene Desserts, bei welchen, wie im arabischen Raum üblich, Honig eine große Rolle spielt.
Weitreichend bekannt ist Sayalonga außerdem für den Anbau von Nísperos (dt. Mispeln), die gerne die Grundlage für Marmeladen oder Liköre bilden. Dieser Frucht ist auch das bekannteste Fest im Dorf gewidmet, das am ersten Sonntag im Mai gefeiert wird, wenn die Nísperos geerntet werden. Der Día del Níspero gilt als Fest von nationalem touristischem Interesse in Andalusien. Die Feier geht mit der Verkostung der Früchte und der daraus hergestellten Produkte einher.
Und der lokal angebaute Wein darf an einem solchen Festtag natürlich auch nicht fehlen. Weitere erwähnenswerte Feierlichkeiten sind die Osterwoche, die am Gründonnerstag, Karfreitag und am Ostersonntag in Sayalonga und in Corumbela mit Prozessionen aufwartet. Mitte Juli wird ein ganzes Wochenende lang rund um die Uhr mit Gesang und Tanz das jährliche Volksfest von Sayalonga gefeiert.
Mehr Infos: www.sayalonga.es