Semana Santa in Andalusien
Die Semana Santa, die Karwoche, ist in Spanien und Andalusien das Herzstück der Osterfeierlichkeiten. Im Mittelpunkt dieser bedeutenden Woche, die in diesem Jahr vom 13. April bis 20. April stattfindet, stehen die Prozessionen, bei denen beeindruckende Heiligenfiguren durch die Straßen getragen werden.
Allein in der Stadt Málaga gibt es zwischen Palmsonntag und Karfreitag mehr als 40 Prozessionen – sowie eine zusätzliche am Ostersonntag.
Die Prozessionen ziehen täglich zwischen etwa 16:00 Uhr und 4:00 Uhr morgens durch die Straßen – am Palm- und Ostersonntag auch am Vormittag.
Im Falle von Regen können die Prozessionen aus Sicherheitsgründen verschoben oder abgesagt werden.
Was passiert während der Semana-Santa-Prozessionen?
Während dieser prächtigen Umzüge tragen die religiösen Bruderschaften (Cofradías) der Stadt kunstvoll geschnitzte Bilder von Jesus Christus, der Jungfrau Maria und anderen biblischen Figuren durch die Straßen – montiert auf riesigen, prunkvoll verzierten Thronen (Tronos).
Die Prozessionen dauern mehrere Stunden, wobei die Träger alle paar Minuten kurze Pausen einlegen.
Diese Tronos werden auf den Schultern der Träger getragen, die sich entlang der Metallstreben positionieren, die vorne, hinten und unter dem Thron verlaufen. Zu den Trägern gehört jedes Jahr auch der Hollywood-Schauspieler Antonio Banderas, der nie eine Prozession verpasst!
Jede Prozession wird von einer Musikkapelle begleitet und von Mitgliedern der Bruderschaft flankiert, die lange Gewänder und spitze Kapuzen tragen – jeweils in den Farben ihrer Bruderschaft. Diese spezielle Kleidung dient dazu, die Anonymität der Büßer zu wahren und ihnen eine aufrichtige Buße zu ermöglichen.
Besondere Ostertraditionen in Andalusien
Besonders beeindruckend sind die Prozessionen in Südspanien, vor allem in Andalusien. Eines der bekanntesten Heiligenbilder ist “Nuestro Padre Jesús Cautivo” (Unser Vater Jesus der Gefangene) in Málaga.
Jedes Jahr versammelt sich am Montag nach Palmsonntag eine riesige Menschenmenge, um diese Figur in ihrer charakteristischen weißen Tunika zu sehen. Durch die Bewegung der Träger scheint es, als würde die Statue selbst durch die Straßen schreiten.
Ein weiteres einzigartiges Ritual findet am Mittwoch der Karwoche in Málaga statt: Die Prozession von “El Rico” (der Reiche). Die Tradition geht auf das 18. Jahrhundert zurück, als die Pest in Málaga wütete.
Da es nicht genug Träger für die Heiligenbilder gab, durften Gefangene das Gefängnis verlassen, um die Throne zu tragen – und kehrten danach freiwillig in ihre Zellen zurück. In Erinnerung an dieses Ereignis wird bis heute jedes Jahr ein Gefangener während der Karwoche begnadigt.
Die Musik der Karwoche: Saetas und Trommeln
Ein besonderes Element der spanischen Osterprozessionen ist der Gesang der “Saetas”. Diese ergreifenden, meist improvisierten religiösen Lieder werden ähnlich wie der Flamenco mit tiefer Emotion vorgetragen. Sobald eine Saeta erklingt, bleibt der Prozessionszug stehen oder verlangsamt sich.
Neben den Gesängen begleiten Trommeln und Blasinstrumente die Umzüge – mit Ausnahme der sogenannten “stillen Prozessionen”, bei denen nur die Schritte der Nazarener und das Knarren der Throne zu hören sind.
Kulinarische Ostertraditionen
Neben den Prozessionen spielen auch kulinarische Bräuche eine große Rolle. In vielen Regionen Spaniens werden während der Fastenzeit traditionelle Süßspeisen zubereitet.
Besonders beliebt sind “Torrijas“, eine Art spanischer “Armer Ritter”: Brot wird in Milch und Honig getränkt, in Ei gewendet und goldbraun gebraten.
Weitere typische Ostergebäcke sind “Pestiños” und “Buñuelos”, die oft mit Zucker oder Honig serviert werden.
Mit-Autor: Málaga Guru
