Weihnachtsbräuche in Spanien
Ein ganz besonderer Tag der Weihnachtszeit in Spanien ist immer der 22. Dezember. Da sitzen alle, die ein oder mehrere Lose gekauft haben vor dem Fernseher und verfolgen die Ziehung der Weihnachtslotterie (Sorteo de Navidad), in der Hoffnung diesmal den “El Gordo” – den “Dicken”, zu gewinnen, oder wenigstens ein Scheibchen vom gigantischen Jackpot abzubekommen.
Wer bei der Weihnachtslotterie im Dezember nicht erfolgreich war, bekommt am 6. Januar eine neue Chance auf einen Supergewinn bei der Lotterie “El Niño”.
Heiligabend, der in Spanien “La Noche Buena” heißt, wird auch hier am 24. Dezember gefeiert. Traditionell kommen viele Familienmitglieder zusammen, um abends gemeinsam zu essen.
Aber anders als in Deutschland, wo es am 24. Dezember oft Würstchen mit Kartoffelsalat oder roten Heringssalat und am 25. Dezember den obligatorischen Gänsebraten mit Klößen, Rot- und Grünkohl gibt, serviert man in Andalusien eher Garnelen (Langostinos), Serrano Schinken (Jamón serrano), Manchego Käse (Queso manchego) und den sogenannten Russischen Salat (Ensaladilla Rusa).
Zum Dessert gibt es kleine krümelige Kekse (Polverones) und Turrón (weißen Nougat).
Seit einigen Jahren müssen die meisten spanischen Kinder nicht wie früher bis zum Drei-Königs-Tag am 6. Januar warten, sondern bekommen auch jetzt schon die meisten oder zumindest ein paar kleine Geschenke, da die Tradition der Bescherung am 24. oder 25. Dezember von anderen europäischen Ländern übernommen wurde. In Spanien findet diese Bescherung in der Regel am Morgen des 25. Dezember statt.
Natürlich dürfen auch Weihnachtslieder (Villancicos) nicht fehlen. Eines der bekanntesten ist “Noche de Paz” mit gleicher Melodie und ähnlichem Text wie “Stille Nacht, heilige Nacht”. In die Charts geschafft hat es “Feliz Navidad“, das wohl inzwischen jedes Kind kennt und mitsingen kann, und das von José Feliciano bereits 1970 geschrieben wurde.
Der 28. Dezember ähnelt indes unserem 1. April; man spielt sich gegenseitig Streiche und macht sich mit Witzen über andere lustig. Offiziell heißt dieser Feiertag “Los Santos Inocentes – Die unschuldigen Heiligen”.
Übrigens gibt es außer “Feliz Navidad” noch andere Arten sich “Frohe Weihnachten” zu wünschen: “Felices Fiestas” (Frohe Feiertag) oder kombiniert mit Neujahrswünschen “Un próspero año nuevo” – ein gutes (wörtlich: wohlhabendes) Neues Jahr!
Silvester in Spanien
Damit sind wir nun beim 31. Dezember gelandet. Silvester heißt hier “La Noche Vieja” (Die alte Nacht). Wehe man vergisst sich rechtzeitig mit Weintrauben einzudecken. Jeder hat kurz vor 24 Uhr ein Schälchen mit 12 Trauben (meist schon entkernt) vor sich stehen. Punkt Mitternacht verkünden 12 Glockenschläge den Wechsel ins neue Jahr.
Jährlich strömen Tausende von Menschen aus aller Welt nach Madrid, um die Uhr des “Real Casa de Correos “, des ehemaligen Königlichen Postamts live zu sehen und die 12 Glückstrauben zu essen, eine für jeden Monat des folgenden Jahres.
Die meisten verfolgen diese letzten Minuten in Spanien allerdings vor dem Fernseher, wo diese Uhr an der “Puerta del Sol” dann groß im Bild zu sehen ist. Heute ist das Gebäude Sitz der Regierung der Autonomen Region Madrids.
Beginnt die Glocke zu läuten, dann muss pro Schlag eine Weintraube verspeist werden. Die Zwölfte wird in den oft noch vollen Mund gestopft bevor das neue Jahr beginnt, denn nur so sollen die Wünsche in Erfüllung gehen. Damit sich niemand verschluckt oder gar erstickt, wurde die Zeit zwischen den Gongschlägen einfach auf zwei Sekunden verlängert.
Feierlichkeiten am Drei-Königs-Tag in Spanien
Die letzten Höhepunkte und der Abschluss der Feierlichkeiten finden am 5. und 6. Januar statt. Am Abend des 5. Januar ziehen Los Reyes Magos (Die Heiligen Drei Könige), Caspar, Melchior und Balthasar, in Dörfer und Städte ein. Früher kamen sie zu Pferd, Esel oder auf dem Kamel, heute eher auf großen geschmückten Wagen und zuletzt sogar mit dem Hubschrauber.
Dieser Festzug ist die “Cabalgata”. Kinder stehen mit ihren Eltern am Straßenrand und sammeln die Bonbons und Süßigkeiten ein, die die Könige in die Menge werfen. Noch am selben Abend werden in den Küchen zu Hause Teller mit Speisen für die Heiligen Drei Könige zur Stärkung nach der langen Reise aufgestellt.
Am Morgen des 6. Januar geht es dann ans Auspacken der Geschenke. Kulinarische Spezialität an diesem Tag ist der “Roscón de Los Reyes”, ein gebackener Hefekranz, belegt mit kandierten Früchten, die die Juwelen der Könige symbolisieren und gefüllt mit Sahne oder unterschiedlichen Cremes.
In den Kuchen versteckt eingebacken wird stets eine Bohne und eine kleine Königsfigur. Wer in seinem Stück den König findet, darf sich die mitgelieferte goldene Papierkrone aufsetzen. Wer die Bohne erwischt, muss den Kuchen bezahlen.
Winterschlussverkauf mit großen Rabatten
Endlich sind alle Feierlichkeiten vorbei und man kann sich nun in so etwas ähnliches wie den Winterschlussverkauf stürzen und auf Schnäppchenjagd gehen oder ungeliebte Geschenke umtauschen. In den meisten Geschäften und Kaufhäusern wird mit großen Rabatten (Descuentos) geworben.