Berühmte Persönlichkeiten aus der Axarquía
Der Landstrich der Axarquía hat zahlreiche interessante Persönlichkeiten hervorgebracht. Egal ob Kunst, Philosophie oder Banditentum – einige erlangten in ihrem Genre sogar wahren Ruhm und sie werden bis heute geehrt und gefeiert. Fünf dieser zum Teil internationalen Berühmtheiten möchten wir hier näher vorstellen.
Eine Philosophin aus Vélez-Málaga
Die bekannte spanische Philosophin María Zambrano Alarcón wurde am 22. April 1904 in Vélez-Málaga geboren. Sowohl beide Eltern als auch ihr Großvater väterlicherseits waren Lehrer. Ihre frühe Kindheit verbrachte María Zambrano in Vélez-Málaga, bis die Eltern 1908 von Berufs wegen nach Madrid und ein Jahr später nach Segovia zogen.
Das Werk der Philosophin, Lyrikerin und Essayistin ist stark von ihrem akademischen Lehrer, dem Philosophen José Ortega y Gasset, beeinflusst, bei dem sie ab 1921 in Madrid studierte. Von 1931 bis 1936 lehrte María Zambrano Philosophie an der Universität von Madrid.
Da sie sich im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner engagierte, musste sie Spanien nach Francos Sieg verlassen.
Die Jahre bis 1984 verbrachte sie im Exil, unter anderem in Mexiko, Kuba, der Schweiz und Frankreich. Zambranos umfangreiches Werk, das zwischen bürgerlichem Engagement und poetischem Denken angesiedelt ist, wurde in Spanien erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts anerkannt.
Und so wurde sie erst im Alter mit den beiden höchsten literarischen Auszeichnungen Spaniens bedacht: 1981 wurde ihr Werk mit dem Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet, 1988 bekam sie als erste Frau den Cervantes-Preis verliehen.
María Zambrano starb am 6. Februar 1991 in Madrid. Sie wurde zwischen einem Orangen- und einem Zitronenbaum auf dem Friedhof von Vélez-Málaga beigesetzt, wohin später auch die sterblichen Überreste ihrer Mutter und ihrer Schwester überführt wurden.
Im Palacio del Marqués de Beniel in Vélez-Málaga befindet sich die Stiftung María Zambrano – ein Treffpunkt für Wissbegierige aus der Welt der Philosophen und Denker. Jedes Jahr wird hier der ‘Premio Cervantes’ vergeben, der als bedeutendster Literaturpreis der spanischsprachigen Welt gilt.
María Zambrano wird auf viele Arten in Ehren gehalten. So trägt der Hauptbahnhof von Málaga ebenso ihren Namen wie ein Airbus der Iberia. Unter dem Titel ‘María querida’ (dt. Geliebte María) wurde ihre Lebensgeschichte 2004 von José Luis García Sánchez verfilmt.
Ein Kunstmaler aus Vélez-Málaga
Ebenfalls aus Vélez-Málaga stammt der Kunstmaler Evaristo Guerra Zamorra, einer der besten spanischen Künstler der Gegenwart. Er wurde am 5. September 1942 in der Gemeinde geboren. Sein erstes Ölgemälde ‘Aussicht von Benamocarra’ schuf er im Alter von zwölf Jahren.
1956 setzte er seine Ausbildung an einer Schule für Malerei in Vélez fort. Seine erste Einzelausstellung wurde 1961 in der örtlichen Sparkasse gezeigt. Mit 19 Jahren besuchte der Maler die Kunsthochschule San Fernando in Madrid.
Während seines Aufenthalts in der Landeshauptstadt stattete er dem Museum El Prado mehrere Besuche ab und kopierte die Werke der großen Meister. Im Laufe seiner Karriere wurden ihm zahlreiche Anerkennungen zuteil – 1970 wurde er zum Adoptivsohn von Arenas (Málaga) ernannt, 1987 zum Adoptivsohn von Navas del Marqués (Ávila).
Im selben Jahr bekam er den Verdienstorden der spanischen Vereinigung der Freunde Goyas verliehen. 1993 wurde er bei den VIII. nationalen Preisverleihungen für plastische Kunst der Zeitschrift Correo del Arte als bester Künstler im Bereich Malerei ausgezeichnet.
Das emblematischste Werk seiner künstlerischen Laufbahn begann Evaristo Guerra im Sommer 1995. Er bemalte den Innenraum der Kapelle Nuestra Señora de los Remedios in Vélez-Málaga mit einem 1.150 Quadratmeter großen Fresko, an dem er bis im Jahr 2007 jährlich neun Monate arbeitete.
Mit religiösen und alltäglichen Szenen verlieh der Künstler den Mauern der Kirche einen transparenten Ausdruck, daher wird dieses Werk auch als ‘La Ermita Transparente’ bezeichnet. Die Wallfahrtskirche ist seitdem nicht nur eine Pilgerstätte für die Gläubigen, sondern ebenso für Liebhaber der Malerei.
Ein Komponist aus Benamocarra
Eduardo Ocón Rivas war ein berühmter Komponist, der am 12. Januar 1833 in der Calle Pilar in Benamocarra das Licht der Welt erblickte. Er entstammte einer bescheidenen Familie. Sein Vater war Schlosser und er hatte fünf Geschwister – darunter auch der Maler Emilio Ocón y Rivas.
Die musikalische Laufbahn Ocóns begann in sehr jungen Jahren in der Kathedrale von Málaga unter der Leitung des Kapellmeisters Mariano Reig. Dort erlernte er auch das Orgel- und Klavierspiel. 1848 wurde er zum Chorleiter der Kathedrale ernannt, ein Amt, das er sechs Jahre später aufgab, um sich dem Unterricht, der Komposition sowie der Organisation und Aufführung von Musikveranstaltungen zu widmen.
Mit 21 Jahren bekam Eduardo Ocón die Stelle als zweiter Organist der Kathedrale von Málaga, die er bis 1867 beibehielt. In dieser Zeit komponierte er Werke wie Motete al Santísimo (1854) oder Quam Pulchri Sunt (1856).
Weitere wichtige Werke sind die Kantate, die 1857 zur Geburt von Alfons XIII. komponiert wurde, und die Zarzuela (span. Operette) El Grito Español. ‘Miserere’ ist ein bekanntes religiöses Werk des Musikers, und auch die Rapsodia andaluza Op.9 ist eine herausragende Produktion Eduardo Ocóns.
Ein Stipendium ermöglichte dem Musiker ein Studium in Paris. Doch nach drei Jahren zog es ihn 1870 in seine andalusische Heimat zurück. Noch im selben Jahr heiratete er die Deutsche Ida Borchardt, mit der er drei Kinder hatte: Eduardo, Ida und Cecilio.
In Málaga wurde er Direktor der 1869 gegründeten Philharmonischen Gesellschaft, wo er 1871 die Gründung einer Musikschule förderte, die den Ausgangspunkt für das zehn Jahre später gegründete Konservatorium der Stadt bildete: das Königliche Konservatorium María Cristina, das am 15. Januar 1880 im ehemaligen Franziskanerkloster San Luis el Real (heute Saal María Cristina) eingeweiht und von Ocón selbst geleitet wurde.
Ocón wurde mit hohen Auszeichnungen belohnt und in die Königliche Akademie der schönen Künste von San Fernando aufgenommen. Er starb am 28. Februar 1901 an einer Lungenentzündung.
Seit den 1950er Jahren befindet sich im Park von Málaga das Auditorium Eduardo Ocón, neben dem eine Büste an den Musiker erinnert. Sein Heimatort Benamocarra feiert im Gedenken an seinen Ehrenbürger jedes Jahr den Día de la Música. Im Dorf erinnert zudem ein Monolith an den berühmten Komponisten.
Und das Geburtshaus von Eduardo Ocón, das heute als Museum zugänglich ist, gehört zu den bedeutendsten Denkmälern der Ortschaft.
Ein berühmter Bandit aus El Borge
Wer sich für die Banditen und Wegelagerer interessiert, die sich einst hier tummelten, und für die Legenden, die sich um diese illustren Persönlichkeiten ranken, ist in El Borge richtig. Denn einer der berühmtesten Banditen des 19. Jahrhunderts kommt aus diesem Dorf – El Bizco de El Borge (dt. der Schielende aus El Borge). Luis Muñoz García kam am 2. September 1837 als das einzige Kind armer Bauersleute zur Welt und wurde zu einem der bekanntesten Gesetzlosen.
Er war von außergewöhnlicher und gut entwickelter Statur, wurde jedoch schielend geboren, was ihm seinen Spitznamen eintrug. Dennoch war er ein sehr guter Schütze, ob mit dem Karabiner oder der Pistole.
El Bizco heiratete seine erste große Liebe, Josefa Fernández Marín. Zusammen mit Manuel Melgares aus Torrox, der sich in Algarrobo niederließ, und mit Frasco Antonio aus Vélez-Málaga, bildete El Bizco eine furchterregende Bande, zu der sich Jahre später drei weitere Mitglieder gesellten.
Viele Schriftsteller berichteten über die Abenteuer dieses Banditen, einige beschreiben ihn als gnadenlos und rücksichtslos, andere als mutig, rebellisch und gerecht. Sicher ist, dass sein Name in die Geschichte des andalusischen Banditentums einging, und dass seine Landsleute ihn stets als großzügigen Banditen bezeichneten.
El Bizco de El Borge starb am 21. Mai 1889 in Lucena (Córdoba), nachdem er zuerst vergiftet und anschließend von der Guardia Civil getötet wurde. El Bizcos Geburtshaus, eine Mühle in El Borge, wurde restauriert und beherbergt heute das Landhotel und Restaurant Posada del Bandolero, das auch ein Banditenmuseum mit kuriosen Gegenständen, Zeichnungen und Gemälden beinhaltet, die das Leben der einstigen Banditen aufzeigen.
Ein Flamenco-Sänger aus Totalán
Der Flamenco-Sänger und Schauspieler Antonio Molina de Oses wurde am 9. März 1928 in Málaga als das jüngste von vier Geschwistern geboren. Seine Eltern wurden beide in Totalán geboren, ebenso wie seine Geschwister. Die Familie war in der Landwirtschaft tätig, bis der Vater schließlich Arbeit in der Bleifabrik in Málaga bekam, und sie dorthin umzogen.
Antonios gesangliches Talent offenbarte sich schon in jungen Jahren. Seine Mutter, die in Totalán Verdiales tanzte, bekräftigte, ihr Sohn habe sein Gesangstalent von seiner Familie geerbt, da einer ihrer Brüder sehr gut Flamenco und Verdiales sang.
Noch heute erinnern sich einige Bewohner an die improvisierten Lieder des jungen Antonio, die einst in den Gassen des Dorfes ertönten, und an seine wiederholten Besuche in seinem Heimatdorf. Denn seinem Dorf blieb er immer treu, auch noch als er weltbekannt war. Ein Teil seiner großen Familie ist bis heute in Totalán ansässig.
In seiner Jugendzeit lieferte Antonio mit einem Esel Milch in Málaga und Totalán aus, hütete Schweine und verdingte sich als Kellner. Um dieser Situation zu entkommen, und sich dem Potential seiner Stimme bewusst, ging er nach Beendigung des Militärdienstes nach Madrid, wo er sich bei einem Wettbewerb von Radio España einen Namen machte.
Er ging als Sieger hervor und unterzeichnete seinen ersten Plattenvertrag, für den er etwas mehr als 100 Peseten bekam. Schon bald wurden seine Lieder zu Hits, und die Tür zum Erfolg stand ihm offen. 1952 brachte er seine eigene Show mit dem Titel ‘Así es mi cante’ auf die Bühne, bei der die besten Sänger volkstümlicher Folklore mitwirkten.
Mit seiner gewaltigen Stimme sorgte er für ausverkaufte Theater und Arenen. Er kreierte seinen eigenen Copla-Stil, der auf seiner kristallklaren Stimme und einem langen Atem basierte. Später drehte Antonio Molina zahlreiche Filme, die ebenfalls von Erfolg gekrönt waren.
Doch war der Sänger nicht nur ein großartiger Künstler, sondern ein ebenso guter Ehemann und Vater von acht Kindern. Molina verstarb am 18. März 1992 in Madrid. Seine besondere Stimme wird jedoch unvergesslich bleiben. Seine Söhne und Töchter setzen die künstlerische Geschichte der Familie Molina fort und kehren immer wieder in das Dorf zurück, dem ihre Familie entstammt.
Totalán setzte seinem Ehrenbürger ein Denkmal: auf der nach ihm benannten Plaza Antonio Molina erinnern seit 2017 eine 2,40 Meter hohe Bronzestatue und eine Gedenktafel aus Keramik an den Künstler. Und im örtlichen Tourismusbüro thront ihm zu Ehren eine Büste.