Auch deutsche Immobilienmakler registrieren starkes Interesse
Covid-19 hinterlässt Spuren in jedem Bereich. Auch im Immobiliensektor sind die direkten Auswirkungen der Hauskäufe und Verkäufe an der Costa del Sol mit einem Rückgang von 30 Prozent in diesem Jahr zu spüren. Dennoch bleibt der Sektor optimistisch, denn es gibt eine starke Nachfrage von Spaniern und Ausländern, die an ihrem Wunsch festhalten, ein Haus oder eine Wohnung an der Costa del Sol zu kaufen. Sie warten lediglich darauf, dass der Sturm etwas nachlässt. Das sind die Schlussfolgerungen, die Ignacio Peinado, Präsident der Vereinigung von Bauherren und Maklern in Málaga, auf der Immobilienmesse Simed vorgestellt hat. An der 16. Ausgabe der Messe in Málaga nahmen vergangene Woche 70 Unternehmen und zahlreiche Experten teil.
Dass die Nachfrage groß ist, bestätigen auch deutsche Immobilienmakler an der Küste: „Nach dem ersten Lockdown haben wir befürchtet, dass der Markt aufgrund von Reisebeschränkungen und der Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zusammenbricht. Aber ganz das Gegenteil war der Fall. Wir waren selbst überrascht, wie groß das Interesse bei den Ausländern an Immobilien in unserer Region war. Wir hatten deutlich mehr Kunden als vor dem Lockdown“, sagt Thomas Kuhl von Sunny Palm Properties, der sich auf Immobilien in der Axarquía spezialisiert hat. Allerdings merke man nun die Auswirkungen der zweiten Welle. „Es ist offensichtlich, dass nicht mehr so viele Menschen nach Andalusien kommen wie vorher. Ich hoffe, wir kommen da schneller durch als beim ersten Mal.“
Ähnlich äußert sich Thomes Mengel vom Immobilienbüro Mengel & Partners aus La Herradura an der Costa Tropical. „Wir haben während und nach dem ersten Lockdown viel mehr Anfragen bekommen als es sonst in der Zeit gab. Das Problem ist lediglich, keiner kann oder will kommen. Wir bereiten nun spezielle Video/Virtual Tours vor, um die Objekte besser zu präsentieren. Da sich nun die zweite Welle über uns ergießt, werden sich noch weniger Leute mit dem Gedanken anfreunden, in absehbarer Zeit nach Spanien zu kommen.“
An der westlichen Costa del Sol sieht es nicht anders aus. Doris Kavcic, Inhaberin von Residencias Lujosas Vitalux S.L., vermittelt Luxusimmobilien rund um Marbella. Sie sagt: „Die Lage im Umkreis von Marbella mit Gebieten bis Málaga und einschließlich Estepona ist derzeit stark nachgefragt. Wir konnten innerhalb der letzten Monate einige Verkäufe erfolgreich abschließen. Kunden, welche erst aufgrund Flugabsagen nicht einreisen konnten, suchten Möglichkeiten Ihre Anreise doch durchzuführen.“ Allerdings, so schränkt die Maklerin ein, ist „die Preisdynamik bei Gewerbeimmobilien beinahe zum Erliegen gekommen. Vor diesem Hintergrund erwarten wir für das vierte Quartal 2020, dass die Schere bei der Preisentwicklung von Wohn- und Gewerbeimmobilien noch weiter auseinandergehen wird.“
Nach Angaben von Ignacio Peinado ist der Preis für eine Wohnimmobilie in diesem Jahr nicht nur nicht gesunken, sondern im Schnitt um 3,5 Prozent gestiegen, im Landesinneren sogar noch mehr. „Die Preise für neue Wohnungen steigen, was die Stärke dieses Gebiets zeigt. Die Nachfrage steigt, und wir stehen vor der Herausforderung, den Bedürfnissen gerecht zu werden“, erklärt Peinado. Ein Grund für das Interesse von ausländischen Kunden ist für ihn auch die Tatsache, dass diese immer mehr ortsunabhängig im Home Office arbeiten können und flexibel sind.
Davon geht auch der Präsident der Provinzregierung von Málaga, Francisco Salado, aus. Er erklärte auf der Simed, dass die Provinz Málaga auf die Ausweitung der Möglichkeiten zur Telearbeit setzt, um sich als ideales Ziel für Leben und Arbeit zu positionieren. „Der Immobiliensektor spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie für die wirtschaftliche Wiederbelebung der Provinz“, sagte Salado und erinnerte an die Stärke des Sektors, der in der Region rund 50.000 Arbeitsplätze bietet und zur Schaffung von Wohlstand beiträgt. Man werde aus dieser komplizierten Situation gestärkt hervorgehen, wenn die Vorteile der Provinz Málaga und der Costa del Sol effizient genutzt werden.
Doris Kavcic von Vitalux sieht das ähnlich: „Wir sehen die jetzige Situation vor allem für Kaufinteressenten, welche sich vor Ort befinden, sehr positiv, da das Angebot in allen Preislagen breit gefächert ist, und das eine oder andere Eigentum mehr verhandelbar ist als noch vor der Pandemie.“
Auch Thomas Mengel von Mengel & Partners bleibt optimistisch: „Wir bleiben am Ball, hoffen aber auf den einen oder anderen Abschluss. Irgendwann wird sich die Lage schon stabilisieren, wenn wir alle unseren Beitrag dazu leisten. Und dann werden bald wieder mehr Leute ein ruhiges, entspanntes Leben an der schönen spanischen Küste einem Aufenthalt in einer Großstadt vorziehen“.