“Es macht mich glücklich, wenn ich Menschen bei Problemen helfen kann”

Die Deutsche Katja Thirion arbeitet seit 18 Jahren im Residentenbüro von Mijas

Katja Thirion aus dem Residentenbüro in Mijas
Katja Thirion in ihrem Büro in Mijas.

Katja Thirion aus dem Residentenbüro in Mijas

Katja Thirion arbeitet seit nunmehr 18 Jahren im Residentenbüro von Mijas und ist in der deutschen Gemeinschaft an der Costa del Sol ein bekanntes Gesicht. Als gelernte Hotelfachfrau hat sie etliche Jahre erst im internationalen Hotelfach, dann auf Kreuzfahrtschiffen und bei der Lufthansa verbracht.

In Mijas machte sie sich zunächst mit einer Sushi-Bar in Mijas Pueblo selbständig, und durch ihr kleines Restaurant kam sie in Kontakt mit dem Residentenbüro des Ortes, das ihr nach einigen zeitlich begrenzten Arbeitsvertretungen einen dauerhaften Vertrag anbot. Wir haben mit Katja Thirion über ihre Arbeit gesprochen.

Sie sind seit über 18 Jahren im Residentenbüro von Mijas. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge?

Zu Beginn bestand das Team aus mehreren Mitarbeitern und betreute sowohl Touristen als auch ausländische Residenten. Einige Jahre danach fand eine Trennung statt in zwei verschiedene Abteilungen. Zu der Zeit entschied ich mich für die Tätigkeit im Residentenbüro statt im Fremdenverkehrsamt, weil der Aufgabenbereich weiter gefächert ist.  

Wie hat sich Ihre Arbeit im Laufe der Jahre geändert?

In der Anfangszeit haben wir vor allem Veranstaltungen organisiert, wie das Internationale Völkerfest, das 30 Jahre lang stattfand oder auch die jährlichen Gastronomietage. In dieser Epoche gab es noch nicht viel kulturelles Angebot an der Küste, das sich auch an internationales Publikum richtete. Es gab kaum Reiseagenturen, die Ausflüge anboten. Insofern organisierten wir auch Bustouren ins Hinterland und später sogar in Zusammenarbeit mit lokalen Anbietern geführte Reisen nach Granada zum Musikfestival oder andere Städtetouren. Aber mit dem Zuwachs der vor allem ausländischen Bevölkerung erweiterte sich auch das Freizeit- und Kulturangebot. Damit stieg auch die Anfrage nach Informationen über den Umgang mit spanischen Behörden und neue Aufgabengebiete ergaben sich für uns.

Aus welchen Ländern kommen die Einwohner in Mijas?

Mijas ist innerhalb der Provinz von Malaga die Gemeinde, die den größten Ausländeranteil an Briten aufweist, gefolgt von Marokkanern, Skandinaviern und Deutschen. Auch Bürger aus Beneluxländern melden sich verstärkt an, sowie natürlich Flüchtlinge aus der Ukraine.

Welche Probleme kamen im Laufe der Jahre immer wieder auf?

Das Hauptproblem war und bleibt die Sprachbarriere, vor allem für Rentner, die hier ihren Lebensabend verbringen. Im Alter fällt es meist schwer, noch eine neue Sprache zu erlernen. Weiterhin wird die ohnehin oft nicht einfache spanische Bürokratie zunehmend digitalisiert, was neben der Sprachbarriere ein weiteres Hindernis darstellt, wenn man nicht über ausreichende Informatikkenntnisse verfügt. Vor der Corona-Pandemie konnte man noch persönlich die Sozialversicherung oder das Finanzamt aufsuchen und Antragsstellungen abgeben. Doch viele dieser Anträge können mittlerweile ausschließlich digital eingereicht werden. Natürlich geben wir im Residentenbüro Hilfestellung für alle uns direkt betreffenden Kommunalangelegenheiten, aber für andere Behörden ist dies meist nur allgemein möglich. Glücklicherweise gibt es aber in Spanien Administrationsbüros, die sogenannten “Gestorias” oder “Asesorias”, die ihre Dienstleistungen meist mehrsprachig anbieten und ihren Kunden somit viele sonst komplizierte Amtsgänge ersparen können.

Gibt es unterschiedliche Probleme bei den verschiedenen Nationalitäten?

Für EU-Bürger gibt es kaum Unterschiede, wohl aber für die Briten, die unter den Brexit-Einschränkungen leiden. Die limitierten Aufenthaltszeiten bringen leider auch den vielen gemeinnützigen Vereinen enorme Nachteile, denn viele der freiwilligen Helfer sind in ihrer Tätigkeit zeitlich begrenzt. In der Flüchtlingsfrage konnten wir in Mijas ein gutes Kontaktnetz aufbauen für Neu-Ankömmlinge aus der Ukraine. Es ist bewundernswert, wie gut die Hilfestellung unter den Landsleuten funktioniert.

Was war die schwerste Zeit im Residentenbüro?

Ohne Zweifel war es die Covid-Pandemie, vor allem die Zeit des Lockdowns, als wir von heute auf morgen auf das Homeoffice umsteigen mussten. In diesen Wochen gab es eine Flut von Anfragen per E-Mail und Telefon, die bewältigt werden mussten auf verbalem oder schriftlichem Weg. Bedingt durch damalige Reisebeschränkungen und auch geltendem Datenschutzgesetz verkomplizierten sich Amtsanträge plötzlich –  besonders auch für Ausländer, die kein digitales Zertifikat auf ihrem Rechner installiert haben.

Katja Thirion in Mijas
Die Zeit der Corona-Pandemie war eine große Herausforderung im Residentenbüro in Mijas.

Woran denken Sie gerne zurück?

Da gibt es viele schön Momente… es macht mich immer glücklich, wenn ich Menschen bei Problemen und Schwierigkeiten helfen kann. Ich denke besonders gern an einen Deutschen, den ich viele Jahre begleitet habe bei seinen Bemühungen, einen jungen Mann aus Ägypten zu sich nach Spanien zu holen, was schließlich auch gelang. Ich übersetzte damals bei der standesamtlichen Trauung, die in Mijas zum ersten Mal mit einer Person in Vertretung vollzogen wurde, wodurch die Ausstellung des Visums zur Ausreise möglich wurde. Kurz danach wiederholten wir die Zeremonie des nun endlich vereinten glücklichen Paares.

Über Mijas und Probleme unter den Residenten

Was ist ihr Lieblingsort in Mijas?

Die Sierra von Mijas mit den vielen schönen Wanderwegen! Aber auch das “Campo”, also die ruralen Gebiete von Mijas, wie Atalaya oder Entrerrios zum Beispiel, wo es noch so viel aus der Vergangenheit zu sehen gibt wie Überreste alter Wassermühlen oder auch Kalköfen. Und auch der Küstenweg, der von La Cala am Meer entlang bis an die Grenze nach Cabopino führt. Mijas hat so viel Schönes zu bieten, dass ich mich nicht auf einen einzigen Lieblingsort festlegen kann.

Was steht als nächstes an in Mijas?

Die Kommunalwahlen Ende Mai sind zweifellos ein wichtiges Datum für alle Gemeinden. Hier für Mijas empfehlen wir besonders das neue Programm von “Mijas Secrets”. Damit sind kulturelle Spaziergänge gemeint, um mehr über Kunsthandwerk, Geschichte, Gastronomie etc. zu erfahren.

Welche Probleme sehen Sie unter den Residenten?

An der Costa del Sol ist das Leben für ausländische Residenten wunderschön, so lange der Lebensunterhalt gesichert ist und die Gesundheit stimmt. Wer sich dazu entscheidet, die Brücken zu seinem Heimatland abzubauen und Spanien als sein endgültiges Aufenthaltsland wählt, dem sei unbedingt zu empfehlen, seine Residencia zu beantragen, sich im Einwohnermeldeamt anzumelden und sich voll in das spanische Sozialversicherungssystem einzugliedern. Denn nur dann können auch öffentliche Hilfeleistungen beantragt werden, die bekannterweise langwierig sind und dann leider vielmals nicht ausreichen. Vor allem wenn einer der Lebenspartner verstirbt und das Alter voranschreitet, dann gibt es zunehmend Probleme der Vereinsamung und auch finanzieller Art.

Wie sieht die Unterstützung für Residenten aus?

Ausländische Residenten in Not können meist nicht auf ansässige Familienmitglieder oder den Freundeskreis zurückgreifen. Aus diesem Grund unterstützen wir besonders die lokalen sozialen Vereine und Clubs, die sich tatkräftig um alleinstehende Rentner kümmern wie Age Care, Age Concern, Lions Club etc. Allerdings können sie nur älteren Menschen helfen, die über gute englische Sprachkenntnisse verfügen. Zunehmend wächst aber auch der Bedarf an Hilfestellung für ausschließlich deutschsprechende Rentner. Mein Wunsch wäre es, wieder eine Art “Deutsche Nachbarschaftshilfe” zu aktivieren – eine fantastische Initiative, die leider vor vielen Jahren zum Stillstand gekommen ist. Sicher gibt es deutsche, bzw. deutschsprechende Residenten, die gerne einen Teil ihrer Freizeit widmen würden, um ihren Landsleuten bei Einkäufen zu helfen oder sie zu Arztterminen fahren. Ich glaube, dass der Bedarf an sozialer Hilfestellung in Zukunft zunehmen wird. Insofern würde ich mich sehr freuen über Interessenten, die an diesem Projekt mitwirken möchten. Melden Sie sich gerne bei mir im Residentenbüro per Email an: [email protected]
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1 KOMMENTAR

  1. Liebe Katja, mit großer Freude habe ich den Bericht gelesen und MO und ich wir sind so stolz, dass du dich an uns ( mich ) erinnerst. Ich weis du hast für uns fast 5 Jahre lang gekämpft und für mich warst du Die Stütze- Mo und ich möchten uns nochmals für deine ganze Hilfe bedanken, ohne dich wäre das nie möglich gewesen. In unseren Augen bist du eine Perle für Mijas -und ein hilfsbereiter Mensch mit großen Herzen. Danke Mo und Heinz

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