“Man sollte in Spanien als Ausländer kein Geschäft ohne einen Anwalt machen”

Seit mehr als 25 Jahren berät Fernando Frühbeck seine Kunden in und um Marbella in Zivilrechtsfragen.

Anwalt Fernando Frühbeck

Interview mit Rechtsanwalt Fernando Frühbeck

Seit mehr als 25 Jahren berät Fernando Frühbeck seine Kunden in Marbella in Zivilrechtsfragen sowohl nach spanischem als auch nach deutschem Recht. Bis zum Sommer vergangenen Jahres arbeitete der Rechtsanwalt in der familiengeführten Kanzlei Dr. Frühbeck Abogados.

Im September letzten Jahres hat Fernando Frühbeck nun seine eigene Kanzlei in San Pedro de Alcántara eröffnet. Wir haben mit dem deutschsprachigen Rechtsanwalt über seine aktuellen Aktivitäten gesprochen.

Herr Frühbeck, seit September gehen Sie jetzt eigene Wege, warum?

Dr. Frühbeck Abogados ist eine Familienkanzlei. Ich habe viele Jahre mit meinen zwei Brüdern zusammengearbeitet, aber manchmal muss man im Leben Entscheidungen treffen. Ich habe mich schlussendlich für mehr Unabhängigkeit entschieden. Daher habe ich jetzt meine eigene Kanzlei mit dem Namen Fernando Frühbeck Abogados auf der zentral gelegenen Avenida Marqués de Duero in San Pedro de Alcántara. Nach einem knappen halben Jahr bin ich fest davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und fühle mich sehr wohl hier.

Sie betreuen seit mehr als zwei Jahrzehnten vor allem deutschsprachige Klienten in Marbella. Mit welchen Anliegen kommen diese zu Ihnen?

Im Wesentlichen suchen mich tatsächlich deutschsprachige Personen auf. Aber ich habe auch viele Mandanten mit anderen Staatsangehörigkeiten, da ich meine Dienste nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Spanisch, Englisch und Französisch anbiete. Bei den meisten Deutschsprachigen geht es anfangs um Immobilien. Diejenigen, die hier schon mehrere Jahre ansässig sind, kommen auch mit anderen Anliegen. Sie möchten hier investieren, eine Firma gründen, ein Testament machen, eine Erbschaft antreten, etc..

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Als Anwalt ist man im Grunde genommen Anwalt 24 Stunden, jeden Tag, sieben Tage in der Woche. Wir müssen Fristen einhalten und unsere Mandanten kommen oft mit einem dringenden Fall und da ist es egal, ob gerade Feiertag ist oder nicht. Wenn ich am Sonntag oder mitten in der Nacht zum Beispiel einen Anruf von der Guardia Civil bekomme, weil ein Mandant wegen Trunkenheit am Steuer festgesetzt wurde, muss ich umgehend handeln.

In diesem Jahr sollen die Promillegrenzen weiter gesenkt werden oder?

Genau, denn vier von fünf Unfällen werden durch Alkohol am Steuer verursacht. Ab 0,5 Promille ist Alkohol am Steuer ein Verbrechen, das bleibt. Aber die Geldstrafen werden erhöht. Bei mehr als 0,1 Promille beim Atemtest beträgt die Strafe dann 500 Euro und ab 0,3 Promille sind es 1000 Euro. Das Gesetz wird gerade vorbereitet und ist daher noch nicht in Kraft getreten.

Sie sind ehrenamtlich sehr aktiv und Präsident der Deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe Costa del Sol (DNCS) sowie des Deutschen Wirtschaftsforums Andalusien (DWA).

In Málaga arbeiten viele Anwälte für das deutsche Konsulat. Ich wurde, als das Deutsche Wirtschaftsforum Andalusien gegründet werden sollte, von dem damaligen Konsul Arnulf Braun angesprochen, ob ich nicht die Präsidentschaft übernehmen wolle. Ich habe das angenommen, denn ich möchte etwas für die deutschsprachige Community hier tun, auch ehrenamtlich.

Und die Deutschsprachige Nachbarschaftshilfe Costa del Sol ist ein Verein, der mir sehr am Herzen liegt, da es auch an der Costa del Sol viele einsame Menschen gibt, die aus verschiedenen Gründen alleine nicht zurecht kommen.

Wie sieht Ihre Arbeit beim DWA aus?

Das Deutsche Wirtschaftsforum Andalusien arbeitet sehr eng an einer künftigen Partnerschaft zwischen dem Freistaat Sachsen und der Region Andalusien mit. Aktuell ist ein Projekt im Gespräch, bei dem spanischen Universitätsschülern ein Praktikum oder eine Arbeit in Sachsen vermittelt werden soll. In Andalusien ist die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen nach wie vor recht hoch und so könnte man helfen, diese Arbeitslosigkeit ein bisschen herunterzuschrauben, denn jeder kleine Schritt hilft.

In ganz Andalusien gibt es 2.870 deutsche Selbstständige. Wenn wir nur die Hälfte oder ein Drittel als Mitglieder gewinnen könnten, würde das Wirtschaftsforum sehr viel wichtiger werden. In Málaga sind wir institutionell in den letzten vier Jahren sehr bekannt geworden, und auch in Granada und Sevilla. Besonders durch die Networking-Events entstehen immer wieder Synergien.

Wir haben jetzt schon das Programm für 2025 zusammengestellt, wo wir alle zwei Monate wieder ein Networking-Mittagessen veranstalten. Auch in Cádiz oder in Torrox gibt es sehr viele Deutsche und vielleicht kleinere Betriebe, die nicht in einem Verein mitmachen möchten, der für ganz Andalusien arbeitet, aber sie würden sich über einen Stammtisch freuen, um einige Kontakte in ihrer Umgebung zu haben, denn auch hier können Synergien und Freundschaften entstehen. Unser Ziel ist es, in den wichtigsten Provinzen in Andalusien präsent und aktiv zu sein.

Mit welchen Problemen sind Sie bei der Nachbarschaftshilfe konfrontiert?

Bei der Deutschsprachigen Nachbarschaftshilfe Costa del Sol bin ich schon sehr lange Präsident. Es gab eine Zeit von fast 10 Jahren, in der der Verein nicht mehr tätig war, aber jetzt gibt es wieder eine große Gruppe, die sehr aktiv ist.

Ein Beispiel: Wir hatten einen tragischen Fall mit einem deutschen Ehepaar, das hier an der Küste sein Haus an Betrüger verloren hat. In dem Fall war es ein Spanier, der mit einem Russen zusammengearbeitet hat. Der Spanier konnte das Ehepaar überzeugen, dass es keinen Anwalt benötige, weil das angeblich unnötig Geld kosten würde. Ich weiß nicht warum, aber sie haben das akzeptiert. Alle Verträge, die sie beim Notar unterzeichnet haben, hatten schlussendlich nichts mit dem zu tun, was vorher abgesprochen war.

Wenn dann noch der Übersetzer von der betrügerischen Partei ist, übersetzt dieser, was er will. Im Endeffekt haben die Betroffenen die Übersetzung akzeptiert und eine Urkunde unterzeichnet, in der steht, dass sie diesen Übersetzer selber gewählt haben und dass das Rechtsgeschäft so ist, wie es im Vertrag drin steht, beglaubigt von einem Notar.

Letztendlich hat das betrogene Ehepaar die Immobilie übertragen, ohne etwas dafür zu bekommen, kein Geld und auch kein Apartment, wie es vorher mündlich versprochen worden war.

Das heißt, man sollte vor Betrügern in Spanien auf der Hut sein?

Es gibt verschiedene Probleme hier in Spanien an der Küste. In diesem Fall war es ein Spanier, aber man muss wissen, dass die Deutschsprachigen normalerweise bevorzugt Deutschsprachige betrügen, die Englischsprachigen, die Englischsprachigen und so weiter. Das hatte mir schon mein Vater vor mehr als 30 Jahren gesagt, denn in der Regel vertraut man den eigenen Landsleuten und fällt dann oft auf ebendiese rein.

Worauf sollten Deutsche noch in Spanien aufpassen?

Man sollte gerade als Ausländer in Spanien kein Geschäft ohne einen Anwalt machen. Das System ist hier ähnlich und doch anders. In Deutschland übernimmt der Notar viel mehr Arbeit. Er ist zum Beispiel für die korrekte Abwicklung des Kaufs und des Übertrags der Immobilie zuständig. In Spanien beurkundet der Notar nur den Vertrag. Es sind hier die Anwälte, die die ganze Abwicklung vornehmen. Dieser kleine Unterschied ist sehr wichtig.

Auch bei Mietverträgen muss man aufpassen und sollte einen Anwalt hinzuziehen, da das Mietrecht hier sehr kompliziert ist. Als Vermieter einen Mietvertrag zu kündigen ist sehr schwer und eine Räumungsklage langwierig, auch wenn der Mieter nicht zahlt und nicht ausziehen will.

Aber auch die Mieter müssen aufpassen. Aus Angst machen viele Vermieter vermehrt kurzfristige Verträge. Doch wenn dieser Vertrag jedes Jahr erneuert wird, kann ich als Anwalt nachweisen, dass hier ein langfristiger Mietvertrag vorliegt, der mindestens fünf Jahre gilt.

Was machen Sie, wenn Sie gerade mal nicht arbeiten?

Ich versuche viel Zeit mit meiner Tochter zu verbringen, die jetzt zehn Jahre alt ist und ein sehr aktives soziales Leben hat, mit sehr vielen Kinder-Geburtstagen und anderen Aktivitäten. Meine Tochter ist das Beste, was mir passiert ist. Ein spätes Glück in meinem Leben, das ich sehr genieße.

Ansonsten gehe ich gerne spazieren. Ich lebe in Marbella oben am Berg, und wenn ich zum Beispiel am Wochenende ins Zentrum von Marbella gehe, laufe ich gerne durch die Stadt. Ich finde dann plötzlich Geschäfte, die es heutzutage kaum mehr gibt, wie zum Beispiel einen Uhrmacher in einer engen Gasse, der noch alte Uhren repariert. Diese Kleinigkeiten gefallen mir sehr.

Marbella bietet leider sehr wenig Kultur. Ich komme aus Madrid und da ist eine Stunde im Auto nichts. Ich fahre daher gerne nach Málaga, das ist eine Stadt der Museen, aber es gibt auch Musik, es gibt Opernkonzerte oder klassische Konzerte – natürlich nicht so viele wie in Madrid – aber man hat schon vielfältige Möglichkeiten in Málaga.

Haben Sie an der Küste einen Lieblingsplatz, wo Sie gerne sind?

Ich bin sehr gerne am Meer. Ich komme ja aus Madrid und ich war immer im Urlaub am Meer, seit ich einen Monat alt war. Wenn ich auf das Meer schaue, dann bekomme ich eine Ruhe, die ich sonst nicht habe, und das kann man in Marbella auch sehr gut machen.

Das Interview führte Dana Nowak für das Portal Costa del Sol ONline.

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