Weiße Dörfer Andalusien
Wer durch Andalusien reist, stößt unweigerlich auf ein Bild, das sich tief ins Gedächtnis einprägt: Dörfer mit blendend weißen Häusern, die sich an die Hänge schmiegen, überragt von Kirchtürmen und durchzogen von engen Gassen.
Ob Frigiliana in der Axarquía, Mijas im Hinterland der Costa del Sol oder Grazalema an der berühmten Ruta de los Pueblos Blancos in der Provinz Cádiz – die „weißen Dörfer“ sind ein Sinnbild andalusischer Identität. Doch warum sind die Häuser in diesen Orten eigentlich weiß getüncht?
Praktischer Hitzeschutz mit Tradition
Der wichtigste Grund liegt im Klima. In vielen Regionen Andalusiens klettern die Temperaturen im Sommer regelmäßig über 35 Grad, in den Tälern und an der Mittelmeerküste werden sogar bis zu 45 Grad erreicht.
Das Weiß der Fassaden wirkt dabei wie ein natürlicher Schutzschild: Die Kalkfarbe reflektiert einen Großteil des Sonnenlichts und verhindert, dass sich die Häuser zu stark aufheizen. So bleibt es im Inneren der Gebäude deutlich kühler – lange bevor Klimaanlagen verbreitet waren, sorgte dieser einfache Trick für erträgliche Wohnverhältnisse.
Beispielhaft ist dies in den Bergdörfern der Axarquía zu sehen, etwa in Cómpeta, Canillas de Aceituno oder Árchez, wo die engen, weißgetünchten Gassen auch an heißen Sommertagen angenehm schattig bleiben.
Kalk, Hygiene und Gemeinschaft
Das Weiß diente aber nicht nur dem Sonnenschutz. Über Jahrhunderte war Kalk das günstigste und am leichtesten verfügbare Baumaterial in der Region. Gelöschter Kalk wirkt zudem antibakteriell und desinfizierend – ein entscheidender Vorteil in Zeiten, in denen Seuchen wie Cholera oder Typhus ganze Landstriche bedrohten.
Bis heute pflegen viele Dorfbewohner die Tradition des Encalado: Einmal im Jahr, meist vor den Sommerfesten oder der Semana Santa, werden die Fassaden gemeinsam nachgekalkt – ein sozialer Brauch, der zugleich das Dorfbild erhält.
Erbe der maurischen Architektur
Die Ursprünge der weißen Bauweise reichen bis in die Zeit der Mauren zurück. Die islamische Architektur bevorzugte helle, klare Flächen und funktionale Schlichtheit. Nach der christlichen Rückeroberung hielten die Bewohner an diesem Stil fest – teils aus praktischen, teils aus ästhetischen Gründen.
Heute achten viele Gemeinden streng darauf, dass Neubauten und Renovierungen die traditionelle Optik beibehalten.
So bleibt das charakteristische Weiß ein verbindendes Element zwischen Geschichte, Klima und Kultur.
Magnet für Besucher

Das einheitliche Weiß verleiht den Dörfern einen unverwechselbaren Reiz. In Kombination mit blumengeschmückten Balkonen, Kopfsteinpflaster und der intensiven Sonne Andalusiens entsteht eine Atmosphäre, die Besucher aus aller Welt anzieht.
Besonders beliebt sind Orte wie Frigiliana, Mijas, Casares, Ronda oder Zahara de la Sierra – sie gehören zu den meistfotografierten Flecken Südspaniens.
Auch an der Costa de la Luz gibt es viele weiße Dörfer wie Tarifa oder Conil de la Frontera.
Viele dieser Dörfer sind heute Teil von touristischen Routen, wie der Ruta de los Pueblos Blancos oder der Ruta Mudéjar de la Axarquía, die authentische Einblicke in das ländliche Andalusien bieten.





















































