Weißer Fleck vor grünen Hügeln
Der Weg in das weiße Dorf in den Bergen von Cádiz ist kurvig. Wer nach Grazalema in Andalusien reisen möchte, muss erst einmal einige Höhenmeter und enge Schleifen hinter sich bringen. Auf 800 Metern liegt das kleine Dorf innerhalb des andalusischen Bergmassivs der Sierra de Grazalema, die hier zur Provinz Cádiz gehört.
Schon von weitem sieht man Grazalema als weißen Fleck vor grünen Hügeln und schroffen Felsen liegen. Einmal angekommen, entdeckt man ein kleines ruhiges Dörfchen mit etwa 2.000 Einwohnern, einem Dorfplatz mit Kirche und Rathaus, Apotheke, Bars und Restaurants – all dem, was für das Leben in einem Dorf unerlässlich ist.
Der Ursprung Grazalemas geht auf phönizische und römische Siedlungen zurück, die unter maurischer Herrschaft weiter ausgebaut wurden. Die weiß getünchten Häuser und engen verwinkelten Gassen erinnern an diese Zeit. Der Ort erhielt von den Arabern den Namen Gran Zulema. Im Jahre 1485 wurde er von den Katholischen Königen zurückerobert und erhielt den Namen Zagrazalema, bis sich dann das heutige Grazalema einbürgerte.
Bei einem Spaziergang durch die kleine Altstadt entdeckt man die typische Architektur Andalusiens mit engen Gassen, mit Nelken und Geranien geschmückte Balkons und plätschernden Brunnen. Im Ortszentrum befindet sich die barocke Kirche Nuestra Señora de la Aurora, auf dessen Vorplatz sich die Einwohner zu einem Café con leche oder einer Tapa treffen.
Viele Geschäfte bieten die typischen Produkte der Gegend an: handgewebte Decken aus Schafwolle, farbige Schals und Ponchos. Der Tourismus ist neben dem Handwerk die wichtigste Einnahmequelle in Grazalema.
Sierra de Grazalema ist Naturpark
Das Gebiet um Grazalema – die Sierra de Grazalema – wurde im Jahr 1984 als erster in Andalusien zum Naturpark ernannt. Das war aber nicht für alle Bewohner positiv: “Die Auszeichnung als Parque Natural hat dazu geführt, dass viele Bewohner das Dorf verlassen haben, weil es seitdem strikte Bauvorschriften gibt und andere Industrie nicht mehr möglich war”, sagt Christobalina Pérez Oliva.
Die Unternehmerin aus dem Nachbarort Ubrique macht Führungen durch die Dörfer der Sierra de Grazalema und setzt sich dafür ein, dass nicht nur Besucher, sondern auch Bewohner heimische Produkte kaufen.
Außer der Zugehörigkeit zum Naturpark ist Grazalema noch aus einem weiteren Grund bekannt: Grazalema gilt als der regenreichste Ort der iberischen Halbinsel. Das liegt daran, dass sich vom Atlantik oft häufig Niederschlagsfronten nähern, die von den Bergketten der Sierra aufgehalten werden.
Die Wolken steigen in die Höhe und regnen sich ab. Das Gute: Die Regenschauer sind heftig, aber meist nur von kurzer Dauer. “Nach fünf Minuten ist der Regen meist auch schon wieder vorbei”, sagt Christobalina.
Wer nach Grazalema kommt, muss eines probieren: Den typischen Payoyo-Käse, der aus der Milch der einheimischen Schafe und Ziegen hergestellt wird und eigentlich aus dem anliegenden Villaluenga del Rosario kommt. Andere beliebte gastronomische Produkte der Region sind Wildgerichte, Wurstwaren, Suppen oder Rührei mit Spargel.
Grazalema ist ideal für Wanderer
Grazalema ist auch ein ideales Ziel für Wanderer. Die Berge rund um das kleine Dorf erreichen eine Höhe von über 1.000 Metern, die Wanderrouten sind in der Regel gut ausgeschildert, der höchste Berg Torreón ist 1.654 Meter hoch. Es gibt viele spektakuläre Aussichtspunkte, von denen man einen Panoramablick über das Gebiet erhält.
Ein Ausflug in die Sierra de Grazalema ist auch ein Ausflug in die Natur. Protagonist dieses Gebirgszugs ist ohne Zweifel der Pinsapo, die spanische Tanne, eine alte Tannenart, die es nur in den höheren Lagen der Gebirgszüge von Cádiz, Málaga und Marokko gibt.
Wer genug von Grazalema gesehen hat, der kann weiter nach Ubrique fahren. Das kleine Dorf ist etwa 30 Kilometer von Grazalema entfernt und vor allen Dingen bekannt als das Mekka des Leders. Viele internationale Firmen wie Gucci und Dior lassen hier ihre Produkte herstellen.