Preissteigerung in Spanien
Auch in Spanien sind die Folgen der Inflation sichtbar. Nachdem der Verbraucherpreisindex im März auf die Rekordzahl von 9,8 Prozent gestiegen ist, versuchen Unternehmen, weitere Preissteigerungen zu vermeiden, aber trotzdem Gewinne zu machen. Was ist die Lösung? Sie heißt Shrinkflation und besteht darin, für das gleiche Geld weniger anzubieten.
Insbesondere Lebensmittelhersteller greifen dabei zu diesem Trick, der auch bei Hygiene- und Drogeriewarenverkäufern genutzt wird. Sie erhöhen nicht die Preise ihrer Produkte, sondern verringern die Packungsgröße. Die Shrinkflation (Spanisch: Reduflación) ist eine Kombination aus dem englischen Wort shrink, also schrumpfen, und Inflation.
Beispiel Kartoffelchips oder Nudeln: Der Verbraucher merkt nicht, dass in einer Packung weniger Chips oder Spaghetti enthalten sind, aber er merkt, wenn die Packung teurer wird. Das ist eine bekannte Taktik und nach Angaben des spanischen Verbraucherministeriums auch völlig legal, solange die neuen Mengen auf den Etiketten angegeben werden.
Manchmal wird dieses Vorgehen noch mit Sonderangeboten kombiniert, um zur weiteren Verschleierung beizutragen. Umso wichtiger ist es für Verbraucher, immer wieder mal einen Blick auf Packungsgröße und Preise zu werfen.
Der Sprecher der spanischen Verbraucherorganisation OCU, Enrique García, sagt dazu: “Wir empfehlen den Verbrauchern, immer den Preis pro Maßeinheit zu vergleichen. Die Praxis der Packungsverkleinerung ist legal, aber wir halten sie für irreführend. Die Preise könnten stärker steigen, als es den Anschein hat”.
Produkte werden kleiner
Die OCU hat eine ganze Reihe von “Shrinkflation-Fällen” festgestellt. Etwa sieben Prozent der untersuchten Produkte in Spanien haben sich verkleinert. Dazu gehörten Activia-Joghurts (5 Gramm leichter), Seehechtfilets von Pescanova (40 Gramm weniger), Kakaopulver Cola-Cao (40 Gramm weniger), Tulipán-Margarine (50 Gramm weniger), sowie Gallo-Spaghetti und -Makkaroni, die je 10 Gramm weniger in der Packung haben.
“Es ist das Gewicht, das sinkt und die Preissteigerung in Spanien verdecken soll”, so die OCU in ihrer Schlußfolgerung. Dieser Trend gilt laut der OCU besonders für Herstellermarken. Unternehmen, die ihre Produkte für Handelsmarken herstellen, behalten im Regelfall ihre Größe bei.
Spanien ist nicht das einzige Land, in dem die Shrinkflation beobachtet wird. Der Begriff wurde 2018 in Grßbritannien geprägt und bezog sich hauptsächlich auf Schokoladenriegel und Süßigkeiten. Die britische BBC analysierte die Produkte von 19 Herstellern und stellte fest, dass 18 davon ihre Größe reduziert hatten.
Früher war es schwieriger, die Praxis der Produktverkleinerung aufzudecken. Dank des Internets ist dies nun einfacher. So hat die Gruppe “Shrinkflation” auf der Social-Media-Seite Reddit 21.000 Mitglieder, die Vorher-Nachher-Fotos von Produkten posten, die nicht mehr so groß sind wie früher.
Quellen: OCU, RTV.es, Diario SUR