Im Gespräch mit Wolfgang Stephan
Am 8. Juni feiert der deutschsprachige Lions Club in Marbella sein 20-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum wird mit einer Jubiläums-Charity-Gala im Hapimag Resort in Marbella gebührend gefeiert.
Wir haben vor dem Event mit dem aktuellen Präsidenten Wolfgang Stephan gesprochen.
Sie haben 40 Jahre im hohen Norden gelebt. Was hat Sie dazu bewogen, an die Costa del Sol zu ziehen?
Die Menschen, das Klima, die Atmosphäre, der Spirit, die Toleranz und die gute Flugverbindung nach Hamburg.
Was verbindet Sie mit Spanien?
Spanien war seit vielen Jahren unser Urlaubsziel. Ibiza war immer der Zufluchtsort, wenn das Hamburger Wetter mal wieder nicht so war, dass sich ein Süddeutscher wohlfühlen konnte. Die Ferien unserer Kinder haben wir immer an der Cala Tarida auf Ibiza verbracht. Doch Ibiza ist eine Insel. Irgendwann hatte ich das Gefühl, jeden Stein zu kennen.
Pendeln Sie nach wie vor oder haben Sie an der Küste eine Heimat gefunden?
Heimat ist ein Begriff, mit dem ich sehr vorsichtig umgehe. Heimat ist für mich kein Ort, sondern ein Zustand. Für mich sind das viele Orte in Europa, an denen ich mich wohl fühle und mit denen ich mich identifizieren kann. Ein Teil meiner Heimat liegt in der Pfalz, da bin ich aufgewachsen, Heimat war und ist das Alte Land bei Hamburg an der Elbe, aber seit zehn Jahren auch Andalusien.
Heimat verbinde ich mit dem Gefühl der Sicherheit, ein Ort, an dem man so sein kann und so akzeptiert wird, wie man ist. Um die Frage anders zu beantworten: Ja, ich habe auch an der Küste ein Stück Heimat gefunden, pendele aber nach wie vor nach Hamburg, da lebt meine Familie, da habe ich auch ein eigenes Lifestyle-Magazin, das mich als Journalist fordert.
Sie sind freier Journalist, spezialisiert auf Fußball und Luftfahrt. Was sind die Themen, die Sie heute bewegen?
Mich bewegen schon immer die Menschen. Ich finde es wahnsinnig spannend, neue Leute zu treffen, Typen, die eine interessante Lebensgeschichte haben, sie zu hören, sie zu verstehen und daraus zu lernen. Deshalb schreibe ich vor allem Porträts: in Zeitungen, aber auch in Büchern. Zwei Biografien sind in den vergangenen zwei Jahren erschienen, die dritte Biografie ist gerade in Arbeit.
Ich begleite auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft seit 2006 bei allen Turnieren, auch bei der beginnenden EM werde ich vor Ort über die Protagonisten schreiben. Über das, was die Fußballfans nicht im Fernsehen sehen.
Sie sind jetzt der Präsident des deutschsprachigen Lionsclubs. Wie sind Sie auf die Lions gestoßen?
Letztlich war das eine schicksalhafte Begegnung am 3. Oktober 2019 am Paseo. Die Lions feierten traditionell das Fest der Deutschen Einheit als Fest Europas. Da trällerten vor allem Songs von Helene Fischer und Andrea Berg. Mein Einwand bei der damaligen Präsidentin, dass das nicht unbedingt die deutsche Kultur verkörpert, fand Gehör: “Kommen Sie zu uns und machen Sie es besser.”
Das war der Beginn eines wunderbaren sozialen Engagements. Als im vergangenen Jahr die designierte neue Präsidentin kurzfristig absagte, blickten alle auf mich. Mir fehlten die Argumente, um zu widersprechen. Vor kurzem wurde ich für ein weiteres Jahr wiedergewählt, was auch daran liegt, dass wir in diesem Jahr 19 neue Mitglieder aufgenommen haben, die es zu integrieren gilt. Auch das ist spannend, ebenso wie unser Ziel, in diesem Jahr über 20.000 Euro Spendengelder zu generieren. “We serve” – helfen macht auch Spaß.
Was ist Ihnen wichtig im Leben?
Als Journalist habe ich diese Frage auch vielfach gestellt und fast immer die gleiche Antwort bekommen: Gesundheit und Familie. Das setze ich jetzt einfach mal voraus bei meiner Antwort, die nicht im üblichen Sinne pathetisch ausfallen wird. Wichtig ist mir schon immer das Schreiben. Ich war schon als Jugendlicher Chefredakteur einer Schülerzeitung und habe den Schulabschluss – vermutlich – nur bekommen, weil die Lehrerschaft froh war, den kritischen Schreiber verabschieden zu können. Mit 18 Jahren war ich Betriebsratsvorsitzender einer mittelständischen Druckerei mit 160 Beschäftigten, und nach dem Studium war völlig klar, dass ich Journalist werde.
Seither schreibe ich nahezu jeden Tag. Am liebsten Geschichten, mit denen ich etwas bewegen kann. Für mein journalistisches Engagement für bessere Bedingungen für Bahn-Pendler im Hamburger Umland und gegen die Defizite im Rettungswesen habe ich zwei anerkannte Journalistenpreise bekommen, was für mich die Bestätigung dieses gesellschaftlichen Engagements war.
Das gilt natürlich auch für politische Kommentare, aber auch für Porträts, wenn ich Lebenswege aufzeige, die meine Leserschaft zum Nachdenken bringen. Henning Scherf, der ehemalige Bremer Bürgermeister, hat mir einmal die dringende Bitte unterbreitet: “Sorgen Sie dafür, dass jeder Mensch im Alter noch eine Aufgabe hat”. Wenn ich hier an der Costa viele Menschen sehe, die offensichtlich keine Aufgabe mehr für sich definieren, dann weiß ich, dass ich noch viel schreiben muss.
Wie sieht Ihr Alltag an der Küste aus?
Der ist klar strukturiert: ausschlafen, ab 10 Uhr mit Kaffee am Schreibtisch sitzen und schreiben, ab 14 Uhr abwechselnd Sport, ich jogge leidenschaftlich gerne auch bei 30 Grad, ich spiele seit einem Jahr Golf und gehe auch ins Fitnessstudio.
Gibt es Lieblingsplätze oder Lieblingsaktivitäten hier?
Mein favorisierter Lieblingsplatz ist in meiner Küche, ich koche mit Blick auf die Küste leidenschaftlich gerne, gehe freudig einkaufen und bewirte natürlich meine Gäste oder die Familie entsprechend. Ich sitze aber auch gerne in einem Strandcafé oder in meiner Lieblingsdestination “Sohomarket” in Guadalmina und beobachte Menschen. Natürlich nur klammheimlich.
Gibt es etwas, was Ihnen an Marbella besonders gut gefällt und etwas, was Ihnen vielleicht weniger gefällt?
Gut gefällt mir ziemlich viel, vor allem die Internationalität der Menschen, dazu das Flair in der Altstadt oder am Paseo, auch San Pedro und “mein Dorf” Benahavis. Da ich nach dem Motto eines meiner Buchtitel lebe: “Optimismus ist auch eine Entscheidung”, will ich nicht meckern. Da treffe ich Landsleute, die das im Übermaß für sich in Anspruch nehmen.