Interview mit Sophie von Schönburg
Für den kultigen Marbella Club war 2024 ein entscheidendes Jahr. Vor 70 Jahren wurde das Hotel von Prinz Alfonso von Hohenlohe als kleines, einfaches Hotel mit 20 Zimmern gegründet. Er konnte sich damals nicht vorstellen, dass er damit den Grundstein für den Jetset in Marbella gelegt hatte.
1956 übernahm Graf Rudolf von Schönburg die Leitung des Hotels, ein Cousin der Familie und Absolvent der Schweizer Hotelfachschule in Lausanne. Binnen kurzer Zeit kamen Berühmtheiten aus der ganzen Welt, und die Promis gaben sich damals die Klinke in die Hand.
Unter anderen amüsierten sich Jackie Kennedy, Sean Connery, Audrey Hepburn, Brigitte Bardot und Gunter Sachs prächtig in dem kleinen Paradies in Südspanien, während der Marbella Club für die beiden Kinder von Rudolf von Schönburg und Prinzessin Marie-Louise von Preußen zu ihrem zu Hause werden sollte.
Die Kindheit von Friedrich und Sophie ist sehr eng mit Marbella verbunden, und sogar Spaniens damalige Königin Sofia reiste eigens in den charmanten Küstenort, um bei der Taufe ihres Patenkindes Sophie von Schönburg dabei zu sein.
Wir haben mit Sophie von Schönburg über ihre Kindheit und ihre aktuellen Projekte gesprochen.
Wie war es für Sie, in Marbella aufzuwachsen?
Ich hatte großes Glück, in Marbella aufzuwachsen und habe sehr viel von meinen Eltern für meine Arbeit gelernt, die sich beide sehr im Hotelbereich und in der Charity engagiert haben. In meinem Beruf kommt mir auch sehr das internationale Ambiente zugute, mit dem ich aufgewachsen bin. Zu Hause haben wir Deutsch gesprochen und mit den Freunden natürlich Spanisch.
Wie haben Sie dieses Ambiente als Kind erlebt?
Marbella gibt dir die Möglichkeit, eine internationale Perspektive zu haben, was mich sehr geprägt hat.
Wie kam es, dass Ihre Familie in Marbella gelandet ist?
Der erste Teil des Lebens meines Vaters ist nur wenigen bekannt, als meine Großmutter mit ihren acht Kindern fliehen musste. Es war wirklich im letzten Moment, bevor die Russen alles übernommen haben. Sie sind gerade noch rechtzeitig weggekommen, aber nur mit dem, was sie am Leib trugen. Die Familie Fürstenberg hat alle aufgenommen und nicht nur das, sondern sie haben sie das ganze Leben lang unterstützt.
Deswegen besteht auch diese ewige natürliche Dankbarkeit den Familienmitgliedern und vor allem der Familie Fürstenberg gegenüber, die meinem Vater auch ermöglicht haben, in Lausanne zu studieren, was den Anfang seiner Karriere bedeuten sollte. Alfonso von Hohenlohe hat ihn dann kennengelernt, als er in seinem ersten Job im Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg gearbeitet hat. Alfonso hat gesagt: “Was machst Du hier? Komm mit mir nach Marbella. Ich eröffne da das schönste Hotel und Du musst mir dabei helfen.”
Sie haben als Kind die Anfänge des berühmten Marbella Club miterlebt?
Mein Bruder Friedrich und ich hatten das Glück, sehr eng mit dem Marbella Club aufzuwachsen, da mein Vater immer die Arbeit mit der Familie verbinden wollte. So sind wir aufgewachsen. Mein Vater war am glücklichsten, wenn er alles miteinander kombinieren konnte. Für uns Kinder war das teilweise ein bisschen langweilig, weil wir oft immer das Gleiche machten oder immer im Hotel waren. Wir wollten gerne auch mal woanders essen dürfen oder andere Sachen machen. Aber für ihn war es optimal, wenn er seine Familie nahe bei sich haben und gleichzeitig arbeiten und auch die Kunden sehen konnte, und alles im Hotel gut lief. Das war dann für ihn sozusagen die perfekte Kombination.
Woran erinnern Sie sich besonders?
In meiner Kindheit hatte meine Mutter den Junior Club gegründet, welcher heutzutage der Kids Club ist und da gab es viele Aktivitäten für uns. Die Verkleidungsfeste wurden nicht nur für Erwachsene, sondern auch in der Kinderdisco veranstaltet, wo wir uns genauso wichtig gefühlt haben. Oder die Ostereiersuche im großen Garten vom Hotel. Und wir haben auch viele Ausflüge unternommen, etwa mit den Eseln in die Sierra, wo wir Picknick gemacht haben. Dass du dort als Kind den ganzen Tag verbringen konntest während die Eltern ihren Sachen nachgehen konnten – das ist alles ziemlich idyllisch gewesen und ich kann sagen, dass ich ein sehr glückliches Kind war und ich bin sehr dankbar, dass ich so aufwachsen durfte.
Ihre Mutter Marie-Louise von Preußen ist die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers. Ging es da auch manchmal preußisch zu?
Meine Mutter sagte immer: “Aristokratin zu sein bedeutet Verantwortung, man muss ein Vorbild sein und Gutes tun”. Das hat mich sehr geprägt. Sie ist ein Beispiel, dem man folgen sollte. Sie widmete ihr ganzes Leben, um anderen zu helfen und sich um uns zu kümmern. Zuerst war es das Rote Kreuz, dann war sie 18 Jahre lang die Präsidentin von Unicef und später setzte sie sich für Concordia ein.
Gab es auch schwierige Zeiten?
Es war nicht einfach, in einem Umfeld aufzuwachsen, in dem jeder deine Geschichte kennt. Im Guten wie im Schlechten spielst du immer eine Rolle. Das einzige Mal, dass Königin Sofia nach Marbella kam, war zu meiner Taufe und alle erinnern sich noch heute daran. Es hieß immer: “Es la ahijada de la reina“ (Sie ist die Patentochter der Königin). Aber wenn du ein Kind bist, ist das schwierig, denn Kinder können ziemlich brutal sein. Es war in der Zeit, als ich zehn, elf Jahre alt war. Sie sagten “du musst ja wahnsinnig reich sein” oder “du glaubst, du bist was Besseres wegen deines Titels” und solche Sachen. Ich wurde deswegen gemobbt, vor allem in der Schule.
Als Kind ist es sehr viel schwieriger, mit solchen Sachen umzugehen. Das wünsche ich niemandem, aber nicht nur meinetwegen als Gräfin oder wer meine Familie ist, sondern das passiert Kindern in allen möglichen Situationen und dann ist man auf einmal ganz alleine. Alle sind gegen dich und es gibt dann auch niemanden, der dann tapfer genug ist, sich an deine Seite zu stellen.
Was bedeutet Ihnen Marbella?
Für mich ist Marbella zu Hause und weiterhin in meinem Herzen. Meine Kinder lieben es, wir verbringen sehr viel Zeit dort. Zu einem gewissen Zeitpunkt war der Marbella Club, ich würde nicht veraltert sagen, aber eher etwas für ältere Leute. Für die jüngere Generation war es natürlich zum einen sehr teuer, aber auch, weil es viel cooler war, vielleicht ins Puente Romano zu gehen. Inzwischen hat das Marbella Club Hotel es wirklich geschafft, mit dem Patio und den verschiedenen Restaurants, die es jetzt gibt, auch wieder für jüngere Menschen attraktiv zu sein. Der Kids Club ist ein Traum und es ist schön, all das mitzuerleben, woran ich mich als Kind erinnern kann.
Sie haben Marbella im Alter von 18 Jahren verlassen, um nach Paris zu gehen?
Ja, ich habe für Escada gearbeitet. Das war wichtig für mich, denn während meines Aufwachsens war ich immer die Tochter von und zu und das wollte ich sehr schnell loswerden. Ich wollte meine eigenen Sachen machen und nicht mehr die Tochter von Conde Rudi sein, sondern für meine eigenen Qualitäten und Arbeit anerkannt werden.
Ich wollte nie ein Kind sein, das in irgendeiner tollen Familie geboren wurde. Ich habe Privilegien, aber auch eine große Verantwortung übernommen. Ich wollte mir selbst etwas aufbauen, worauf ich sehr stolz bin, und ich glaube, dass ich es jetzt verdient habe, den Familiennamen zu benutzen.
Warum sind Sie ausgerechnet in Valencia gelandet?
Zuerst ging ich zurück nach Deutschland. Aber ich wollte unbedingt nach Amerika. Es war nicht einfach, in New York einen Job zu finden. Ich habe 300 Lebensläufe verschickt, bis es bei Lladró geklappt hat. Dort hat man mir angeboten, nach Valencia zu gehen, weil Lladró hier während des America‘s Cups das chinesische Team gesponsert hat. Dadurch war während dieser zwei Jahre dann hier mein Fokus. So bin ich in Valencia gelandet. Ich habe dann noch drei weitere Jahre für Lladró gearbeitet und hier meinen Mann kennengelernt, besser gesagt den Mann, der sieben Jahre später mein Mann werden sollte. Ich habe dann eine Event-Firma gegründet, von der ich mich 2020 getrennt habe. Mit meinen Businesspartnern habe ich zusammen eine neue Firma gegründet, sozusagen mit dem gleichen Team. Die Agentur heißt jetzt Signne Creative House. Wir machen weiterhin Events.
Sie sind Inhaberin Ihrer eigenen Agentur. Wie kam es dazu?
Aufgrund der Pandemie hatten Fátima Ateyeh, meine Partnerin, und ich endlich die Zeit, zu reflektieren und in die Zukunft zu projizieren. So begann der Traum von Signne Creative House, mit dem Hintergrund und der Erfahrung des gleichen Teams, aber mit dem Energieschub, der immer entsteht, wenn man neu anfängt. Wir wechseln Häuser und Kleider, aber das kreative Talent bleibt dasselbe.
Sie leben jetzt seit vielen Jahren in Valencia. Gibt es etwas, was Sie vermissen?
Ich glaube, dass alles, was ich erlebt habe, mich zu dem macht, was ich heute bin. Mit seinen Erfolgen, Misserfolgen, Rückschlägen, dem Lächeln und den Tränen. Meine größte Errungenschaft sind ohne Zweifel meine Kinder, aber auch das Unternehmen, das ich mit Hilfe derer, die mich umgeben und mich auf diesem großen Abenteuer begleiten, aufbauen konnte. Ich vermisse viele Dinge, viele Menschen, viele Orte und viele Momente. Ich erinnere mich mit Nostalgie und Zuneigung an sie, aber ich habe verstanden, dass man nicht alles gleichzeitig haben kann und dass das Leben in Abschnitten gelebt wird und dass jeder wunderbare und komplexe Dinge mit sich bringt.
Was ist das Geheimnis ihres Erfolgs?
Wir sind ein Kreativhaus und im ständigen Dialog und in Bewegung. Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg liegt in unserem Fall darin, sich mit Leib und Seele einzusetzen und mit Leidenschaft und Hingabe mit gutem Beispiel vorangehen. So haben wir es geschafft, uns mit einem Team zu umgeben, das unsere Werte teilt und verteidigt. Ich denke, das ist die größte Errungenschaft.
Haben Sie einen Ratschlag, den Sie gerne an andere weitergeben möchten?
Behandeln Sie jeden immer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Widmen Sie sich dem, was Sie wollen, aber wofür auch immer Sie sich entscheiden, tun Sie es von ganzem Herzen.
Das Interview mit Sophie von Schönburg führte Dana Nowak.