
Al-Thani-Prozess: Scheich vor Haftstrafe
Die spanische Staatsanwaltschaft hat am gestrigen Mittwoch, den 11. Juni 2025, überraschend stringent reagiert und eine Gesamthaftstrafe von 14 Jahren für Abdullah bin Nasser Al‑Thani, den ehemaligen Besitzer des FC Málaga, sowie für seine drei Söhne – Nasser, Nayef und Rakan – beantragt.
Drei massive Vorwürfe stehen im Raum:
Unterschlagung (apropiación indebida) – 6 Jahre
Untreue in der Geschäftsführung (administración desleal) – 6 Jahre
Durchsetzung missbräuchlicher Verträge – 2 Jahre
Es handelt sich also um eine Strafforderung, die für alle vier Angeklagten jeweils 14 Jahre Gefängnis bedeutet. Zudem verlangt die Staatsanwaltschaft umfangreiche Schadensersatzzahlungen sowie ein Berufs- und Geschäftsführungs-Verbot in Spanien.
Hintergründe: Jahre der Finanzmisere
Zwischen 2012 und 2019 wird den Al‑Thanis vorgeworfen, auf Kosten des Klubs Luxusausgaben in Millionenhöhe beglichen zu haben. In Berichten ist etwa von fast 4 Millionen Euro für Mieten, Reisen, Fahrzeuge und astronomische Gehälter die Rede.
All das passe kaum mit der damaligen prekären wirtschaftlichen Lage Klubs zusammen. Die Staatsanwaltschaft spricht gar von „unrechtmäßiger Bereicherung auf Kosten des Vereins“.
In diesem Kontext wurden bereits im Jahr 2020 umfassende polizeiliche Ermittlungen eingeleitet. Die Folge war, dass Al Thani und seine Söhne unmittelbar von ihren Ämtern entbunden wurden.
Auch damalige Klub-Mitarbeiter in der Führungsetage wie Moayad Shatat, Vicente Casado, Manuel Novo, Joaquín Jofre und Roberto Cano stehen auf der Anklageschrift – mit Strafen von mehreren Jahren Haft wegen Beihilfe in den oben erwähnten Taten.
Seit Februar 2020 steht der FC Málaga daher unter gerichtlicher Verwaltung, geleitet vom Wirtschafts- und Rechtsfachmann José María Muñoz. Fünf Jahre lang bewahrte er den Verein nicht nur vor dem finanziellen Abgrund, sondern erreichte trotz zwischenzeitlichem Abstieg in die dritte Liga auch eine gewisse sportliche Stabilität.
Das aktuelle Jahresbudget des spanischen Traditionsclubs beträgt laut mehreren Medienberichten etwa 18 Millionen Euro.
Weg zum Urteil
Bis zum Abschluss des Hauptverfahrens wird es wahrscheinlich noch einige Monate dauern. Aktuell befindet sich das Verfahren in der Ermittlungsphase, doch ein Übergang zur Anklageschrift steht unmittelbar bevor.
Abhängig von der Entscheidung der Gerichte könnte das Urteil Ende 2025 fallen – mit weitreichenden Folgen: Jenseits der Gefängnisstrafen droht ein endgültiger Ausschluss der Al‑Thanis vom Geschäftsleben in Spanien.
Fraglich bleibt dabei, ob ein Rückgriff auf private Vermögenswerte der Scheich-Familie erfolgt – inklusive einer möglichen Beschlagnahmung von über 8,5 Millionen Euro. Dies Summe legte die Richterin im Februar 2024 als Kaution für Al-Thani fest.
Ex-Präsident Fernando Sanz, der in Spanien momentan als Experte für einige Sportmedien arbeitet, zeigte sich bei der Bekanntgabe des Berichtes im letzten Jahr „sprachlos“ über die Höhe des angeklagten Schadens seines einstigen Clubs und forderte klare Konsequenzen. Sanz hatte den Club seinerzeit 2010 genau an eben jenen Abdullah bin Nasser Al‑Thani verkauft.
Die Chance für einen Neuanfang
Die Anhänger des FC Málaga sehen das Verfahren indessen als längst überfällig. Die Hoffnung ist groß, dass der Klub unter stabiler Führung endlich freie Fahrt nehmen kann – fernab von persönlichen Bereicherungsversuchen.
Das Strafbegehren der Staatsanwaltschaft ist mehr als nur ein juristischer Akt. Es ist ein Weckruf, auf den die Fans und das Umfeld bereits viele Jahre warten. Der anstehende Prozess markiert möglicherweise den endgültigen Befreiungsschlag.
Und das Interesse am Verein von der Costa del Sol, der in Kürze mit dem Beginn des neuen Stadions für die WM 2030 beginnt, könnte größer kaum sein. Neben PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi an der Spitze ist immer wieder auch die Rede von britischen, amerikanischen und spanischen Investoren.
Reaktion von Al-Thani
Nur wenige Stunden nach der Bekanntmachung der Anklage der Staatsanwaltschaft mit der geforderten Haftstrafe im Al‑Thani‑Prozess, hat sich der Scheich aus Katar auf seinem Lieblings-Medium X (ehemals Twitter) geäußert.
Mit einer seiner typisch kryptischen Nachrichten schrieb Al Thani: „Sie hätten aufhören können. Es gab Zeitfenster. Momente. Doch sie entschieden sich weiterzumachen, bis die Lüge die einzige Wahrheit war, die ihnen noch blieb. #GerechtigkeitFürMalaga„.
Die Interpretation dieses Tweets bleibt jedem selbst überlassen.
They could have stopped.
There were windows.
Moments.
But they chose to continue
until the lie
became the only truth they had left.#JusticeForMalaga— Abdullah N Al Thani (@ANAALThani) June 11, 2025