Die Altststadt von Marbella – ein Rundgang durch den historischen Stadtkern

In den verwinkelten Gassen aus der maurischen Epoche kann man sich wunderbar verlieren

Altstadt von Marbella

Die Altstadt von Marbella

Der Nimbus dieser Stadt scheint immerwährend. Aus allen früheren Korruptionsskandalen, der Immobilienblase oder der Banken- und Wirtschaftskrise ist Marbella recht schnell aufgetaucht wie Phönix aus der Asche, und die Pandemie scheint den Run der Touristen und potentieller Neusiedler auf den mondänsten Badeort der Costa del Sol noch beschleunigt zu haben.

Kein Wunder also, dass die Bauindustrie wieder floriert. Eine Stelle ist allerdings von der neuen frenetischen Bautätigkeit weitgehend unberührt: der historische Kern, die Altstadt von Marbella.

Hauch der Geschichte

Ein Spaziergang durch das Labyrinth aus engen Gassen und kleinen Plätzen ist wie ein Ausflug in die sagenumwobene Epoche der Mauren, die das einstige Marbil-la fast 900 Jahre lang prägen sollte.

Im 10. Jahrhundert hatte Abderrahman III, der erste Kalif des Al-Andalus, auf einer 30 Meter über dem Meeresspiegel liegenden Anhöhe eine Zitadelle errichten lassen, die Alcazaba. Innerhalb ihrer gewaltigen, noch heute recht passabel erhaltenen Trutzmauern befand sich die Medina.

Direkt gegenüber erhebt sich die prachtvolle Barockkirche Iglesia de la Encarnación. Sie wurde nach der Reconquista und der Vertreibung der Araber auf Geheiß der Katholischen Könige über den Grundmauern der vormaligen Hauptmoschee errichtet.

Von dort aus sind es nur ein paar Schritte bis zum Museo del Grabado, das Kenner für das beste Grafikmuseum Spaniens halten.

Tatsächlich beherbergt der in einem sehenswerten Renaissance-Gebäude untergebrachte Kunsttempel weit über 4.000 zeitgenössische Grafiken, darunter auch zahlreiche Werke von Picasso, Dalí, Miró, Tapiés, Chillida oder Barceló.

Eine fast meditative Erfahrung

Wer die besinnliche Stille in diesem Teil der Altstadt von Marbella noch etwas länger auskosten möchte, bewegt sich im Schatten hoher Bäume gemächlich auf der Calle de Arte hügelaufwärts.

Links erhebt sich die stark zerfallene, Zinnen bewehrte Ostflanke der Alcazaba, während geradeaus das allgegenwärtige Massiv von La Concha, dem Hausberg Marbellas, gegen den tiefblauen Himmel kontrastiert.

Rechts hingegen, aus östlicher Richtung, ist die moderne Zivilisation mit belebten Straßen und Wohnvierteln nähergerückt. In der nächsten Linkskurve ragt ein noch ziemlich intakt wirkender Turm in die blauen Lüfte, wiewohl auch an der daran anschließenden Nordmauer der Zahn der Zeit heftig nagt.

Dicht an sie gebaut müssen etliche Wohnhäuser gestanden haben, doch die wurden nach der Vertreibung der Araber im Jahr 1485 ebenso zerstört wie die Medina selbst.

An ihrer Stelle entstanden Häuser im typisch andalusischen Stil: meist zweistöckig mit schmalen, steilen Treppen, beneidenswerten Dachterrassen, schmiedeeisernen Fenster- und Balkongittern und teils mit schattigen Patios. So zeigen sich auch die herrschaftlichen Fassaden der Calle Ancha (Breite Straße), der Verbindung zwischen dem historischen Viertel mit den neueren Stadtteilen im Norden.

Sie endet auf dem schmucken Platz der Ermita del Santo Christo. Folgt man der Calle Ancha jedoch in südlicher Richtung, öffnen sich zu beiden Seiten enge stille Gassen mit üppigen Bougainvilleas, Geranien in bunten Blumentöpfen, Palmen und anderen Gewächsen, die von den Bewohnern liebevoll gepflegt werden.

Hin und wieder kann man dort einen Blick in einen Patio oder ins Foyer einer Pension oder eines der kleinen Boutique Hotels erhaschen, die auch an anderen Stellen der Altstadt zu finden sind.

Erst kürzlich wurde ein weiteres innerhalb der alten Stadtmauern eröffnet. Und natürlich laden die belebteren Bereiche wie die Plaza de Ronda am unteren Ende der Calle Ancha und die anliegenden Gassen mit unzähligen Terrassenrestaurants, Cafés, Tapasbars oder Pubs zum Verweilen ein.

Vielseitige Gastronomie

Der repräsentativste Platz des historischen Stadtkerns ist die weit über die Grenzen Marbellas bekannte Plaza de los Naranjos. Auf dem von vielen Orangenbäumen, gepflegten Blumenrabatten und einem Renaissance-Brunnen gezierten Rechteck bewirten die umstehenden Restaurants ihre Gäste vom frühen Morgen bis spät in die Nacht.

Die Nordseite wird vom Rathaus flankiert, einem schönen Beispiel der spanischen Renaissance-Architektur aus dem Jahr 1572, während die zeitgleich bezogene Casa del Corregidor (Haus des von der Krone eingesetzten Wirtschaftsprüfers) architektonische Elemente aus der Spätgotik, der Renaissance und dem Mudejar-Stil vereint.

Die Altstadt von Marbella
Die Plaza de los Naranjos liegt im historischen Zentrum von Marbella.

Und an der Südwestecke steht der älteste christliche Tempel der Stadt, die schlichte kleine Ermita de Santiago. Die restlichen Gebäude sind repräsentative Patrizierhäuser mit typischer andalusischer Architektur.

Das größte Open-Air-Einkaufszentrum Andalusiens

Und nicht zu vergessen die 400 Läden und Boutiquen, die sich in den verwinkelten Gassen aneinanderreihen. Souvenirs kann man hier ebenso gut erwerben wie Fashion von Flamenco über Ibiza und Bali bis Secondhand, ausgefallenes Kunsthandwerk, Deko, Modeschmuck und ausgewählte kulinarische Erzeugnisse.

Für internationale Ketten oder gar Ein-Euro-Shops ist die einzigartige Altstadt von Marbella allerdings nicht der richtige Standort. Mehr Informationen zum historischen Kern und der beliebten Küstenstadt gibt es beim Tourismusamt unter diesem Link.

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