“Die Kombination aus Meer und Bergen in Málaga ist beeindruckend”

Der deutsche Konsul Franko Stritt ist seit bald fünf Monaten im Amt. Wir haben nachgefragt, wie er die erste Zeit in Málaga erlebt hat.

Konsul Franko Stritt in Málaga
Konsul Franko Stritt bei einem Empfang auf der Terrasse des AC-Hotels in Málaga. Foto: sas

Interview mit Konsul Franko Stritt in Málaga

Seit dem 11. August ist Franko Stritt als Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Málaga zuständig für alle acht andalusischen Provinzen sowie die autonomen Städte Ceuta und Melilla. Für den gebürtigen Schramberger aus dem Schwarzwald folgt die Station an der Costa del Sol auf Lissabon, wo er vier Jahre lang als Kanzler tätig war. Wir haben mit dem Konsul über seine ersten Monate an der Costa del Sol gesprochen.

Ihre ersten fünf Monate im Amt sind bald vorbei. Haben Sie sich schon eingelebt?

Noch nicht so ganz. Das liegt auch daran, dass unser Haus in Benalmádena Pueblo immer noch nicht fertig ist. Als Termin für die Fertigstellung war der August vorgesehen, also der Monat, in dem ich im Konsulat angefangen habe. Mein Mann und ich haben dann auch entsprechend geplant: warme Kleider, Drucker oder Weihnachtsdekoration wurden erst einmal eingelagert. Da liegen die Sachen leider immer noch, denn inzwischen ist der Termin für die Fertigstellung auf März 2024 verschoben worden. Wir leben also in unserer inzwischen dritten Mietwohnung immer noch aus dem Koffer.

Kennen Sie Málaga schon?

Durch die verschiedenen Mietwohnungen, von denen ich teilweise in die Stadt hineinlaufen konnte, habe ich Málaga schon kennengelernt und einen tollen Eindruck bekommen. Im Gegensatz zum ersten Besuch bei einem Urlaub vor einigen Jahren – da hat es die ganze Zeit geregnet. Es ist eine schöne Stadt, die mir sehr gut gefällt. Man kann, wenn man hier lebt, so viel machen: am Hafen entlanglaufen, die Restaurants kennenlernen, durch die kleinen Gassen schlendern oder auch mal neue Gegenden zu Fuß erkunden.

Gibt es schon Lieblingsorte, die Sie in der Provinz Málaga entdeckt haben?

Dazu ist es noch zu früh. Ich war zwar in Almeria, in Torrox und auch oft in Marbella, aber das waren zum großen Teil dienstliche Termine. Einen richtigen Lieblingsort habe ich noch nicht entdeckt. Das kommt dann sicherlich, wenn wir in unserem Haus in Benalmádena eingezogen und richtig angekommen sind. Aber egal, wo ich hinfahre, ich finde es überall sehr schön. Wenn ich Richtung Deutsche Schule nach Marbella unterwegs bin, in den Sonnenuntergang fahre und die Berge, das Meer und auch Gibraltar sehe, das ist schon etwas Besonderes.

Die Kombination aus Meer und Bergen in Málaga und die vielen kleinen Städtchen hier finde ich beeindruckend. Auch Málaga-Stadt finde ich schön, die Hafenmeile Muelle Uno ist gut gemacht und man hört dort auch viel Spanisch. In Málaga herrscht noch eine gute Mischung zwischen Einheimischen und Touristen vor.

Ihre ersten Wochen im Konsulat hatten es in sich: Der Besuch der Baden-Württembergischen Delegation in Sevilla, Kanzler Scholz in Granada, der Tag der Deutschen Einheit…Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

Es war tatsächlich sehr viel los in den ersten Monaten und ich war bei allen Vorbereitungen stark involviert, auch beim Besuch der Delegation aus Baden-Württemberg, die direkt nach dem 3. Oktober gekommen ist. Da bin ich leider krank geworden und konnte nicht mit nach Sevilla zum Empfang fahren. Das fand ich sehr schade, ich hätte gerne Herrn Kretschmann, den baden-württembergischen Ministerpräsidenten, kennengelernt. Aber drei deutsche Delegationen haben schon ihren Besuch für das erste Halbjahr 2024 angekündigt, es geht also weiter mit den Besuchen.

Welche Delegationen kommen 2024 nach Andalusien?

Das ist ganz einfach: Sachsen, Sachsen, Sachsen. Also Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen, die jeweils für eine Woche nach Andalusien kommen. Sie wollen sich austauschen zum Thema alternative Energie und ähnlich wie Baden-Württemberg eine wirtschaftliche Zusammenarbeit andenken. Die Sachsen haben übrigens schon einen Beauftragten für eine künftige andalusisch-sächsische Kooperation: Meinen Vorgänger Arnulf Braun, der dazu immer mal wieder in Sevilla ist. Das Interesse an Andalusien ist sehr groß. Ich kann mir gut vorstellen, dass noch mehr Bundesländer folgen werden.

Sie sprechen perfekt Spanisch. Woher kommt das?

Es kommt langsam wieder. Zu Beginn meiner Ausbildung war ich vier Jahre in La Paz in Bolivien, dann vier Jahre in Paraguay, dann auch in Miami, wo man damals besser mit Spanisch als mit Englisch zurechtkam. Seit 2001 war ich nicht mehr auf spanischsprachigen Posten, habe aber immer versucht, die Sprache nicht zu vergessen. Ich bin also das erste Mal seit 20 Jahren wieder im spanischsprachigen Raum.

Hat sich Ihre Arbeit in Málaga im Gegensatz zu Ihrem vorherigen Posten verändert?

Meine Arbeit hat sich komplett verändert. In Lissabon war ich Kanzler, also Verwaltungsleiter. Ich bin jetzt von der zweiten Reihe in die erste gekommen. Als Konsul habe ich viel mehr repräsentative Aufgaben. Ich mache jetzt all das, was ich die letzten 40 Jahre nicht gemacht habe: Kultur, Wirtschaft, Presse, Protokoll…Ich bin aber auch hier im Konsulat der Verwaltungsleiter und muss Personalgespräche führen und schauen, dass beispielsweise die Brandschutzbestimmungen umgesetzt werden. Viele der Verwaltungstätigkeiten mache ich zusammen mit meinem Team, damit wir immer auf dem neuesten Stand sind. Ein Großteil der Verwaltungstätigkeiten wird zentral von der Botschaft in Madrid gemacht, aber eben nicht alles. Und was wir hier machen können, das machen wir hier auch.

Gibt es spezielle Projekte oder Initiativen, die Sie während Ihrer Amtszeit fördern möchten?

Vieles wird einem erst einmal von außen vorgegeben. Jede Delegation aus Deutschland möchte etwas zu Wirtschaftsthemen wissen und wir bereiten das dann vor. 

Mein Vorgänger Arnulf Braun hat bei der Gründung des deutschen Wirtschaftsforums geholfen. Das fand ich eine tolle Idee, denn so haben wir im Konsulat immer geeignete deutschsprachige Ansprechpartner, wenn es um wirtschaftliche Themen geht.

Ich würde gerne mehr im Bereich Kultur machen, aber da sind die Mittel begrenzt. Ich weiß nicht, wie viel Geld ich für den Kulturhaushalt habe. Deshalb sind wir da ein wenig im Schwebezustand. Ein Großteil meiner Aufgabe wird sein, trotzdem Geld für wichtige Dinge zusammenzubekommen.

Ein wichtiges Thema ist auch das Netzwerken: Wer kennt wen, wer kann wo helfen…Ich habe gerade in meiner Anfangszeit den Bürgermeister von Málaga fast jede Woche getroffen und das war sehr wichtig, da ein vertrauensvolles Verhältnis entstanden ist.

Sie haben ja ein großes Projekt in Gedenken an die Gneisenau vor…

Am 16. Dezember 2025 jährt sich zum 125. Mal der Untergang der Gneisenau, des deutschen Kriegsschiffes, das im Hafen von Málaga in Seenot geriet. Die Hilfsbereitschaft der Einheimischen bei der Rettung der deutschen Seeleute war der Beginn eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Deutschland und Málaga, das den Titel: Cuidad hospitalario (gastfreundliche Stadt) erhalten hat. Ein Sohn eines der Überlebenden des Schiffes, der in Málaga blieb, hat sich als Komponist einen Namen gemacht: Emilio Lehmberg Ruiz. Hier werden wir sicherlich gemeinsam mit Málagas Partnerstadt Passau ein Projekt in die Wege leiten, beispielsweise ein gemeinsames deutsch-spanisches Orchester, das in Málaga Werke von Lehmberg Ruiz aufführt.

Málaga ist Ihre letzte Station. Wissen Sie schon, wo Sie in vier Jahren leben werden?

Ja, bis dahin wird unser Haus in Benalmádena dann hoffentlich fertig sein und dort werden mein Mann und ich dann auch bleiben.

HINTERLASSE EINE ANTWORT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein