Fachkräftebedarf in Andalusien
In Andalusien fehlt es vielen Unternehmen an Fachkräften, um die offenen Stellen zu besetzen. Laut einem kürzlich herausgegebenen Bericht der Personalvermittlungsagentur Adecco ist dies die größte Herausforderung für die kommenden Monate, noch mehr als die allgemeine Wirtschaftslage.
Demnach erklären 53 % der Personalleiter in ganz Spanien, dass sie Probleme haben, Talente für ihr Unternehmen zu finden.
Adecco hat in seinem Bericht auch die Bereiche aufgezeigt, in denen in Andalusien der größte Fachkräftemangel herrscht – obwohl die Arbeitslosenquote in der autonomen Region laut der letzten Statistik des Arbeitsamtes bei 19 % liegt. Die Gründe für dieses Ungleichgewicht liegen laut Adecco in der fehlenden Ausbildung, der Abwanderung von Fachkräften in andere Länder, der mangelnden Attraktivität von Branchen mit härteren Arbeitsbedingungen und dem fehlenden Generationswechsel.
Bei den Branchen in Andalusien mit der größten Nachfrage nach Arbeitskräften steht – ebenso wie in ganz Spanien – der Technologiesektor an erster Stelle. In den Provinzen Sevilla und Málaga besteht ein Mangel an Cybersecurity-Profilen, Webentwicklern und ähnlichen Positionen wie Programmierern oder Webdesignern.
Der Studie zufolge ist das Haupthindernis für die Besetzung dieser Stellen in der Region das damit verbundene hohe Qualifikationsprofil. Auf neue Technologien spezialisierte Personen sind auf dem Markt rar, genießen praktisch Vollbeschäftigung und gehören zu einem Prototyp von Bewerbern, die auf Projektbasis arbeiten, was die Schwierigkeit erklärt, neue Fachkräfte zu gewinnen.
Der Adecco-Bericht verweist auch auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede in diesem Sektor, dem es trotz hoher Gehälter und zahlreicher freier Stellen nicht gelingt, weibliche Talente für seine Positionen zu gewinnen. So ist kaum einer von vier Arbeitsplätzen in MINT-Berufen (Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik) mit Frauen besetzt.
Fachkräftemangel im Gastgewerbe und Tourismus
Auch im Hotel- und Gaststättengewerbe herrscht ein Mangel an Fachleuten. Laut Adecco weist der Sektor bereits seit zwei Jahren einen dringenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften auf, insbesondere seit der vollständigen Erholung des Tourismus nach der Covid-Pandemie.
In dem Bericht wird hervorgehoben, dass einer der Gründe für die Schwierigkeiten, Arbeitskräfte im Tourismussektor zu finden, darin liegt, dass die Entlassungen im Zusammenhang mit der Pandemie viele Arbeitnehmer dazu veranlassten, sich andere Tätigkeiten zu suchen. Dies wird durch die Saisonabhängigkeit in vielen Gebieten und die geringe interne Mobilität noch verstärkt. Insbesondere im Hotel- und Tourismusgewerbe werden vor allem Kellnergehilfen, Küchenhilfen und Köche benötigt.
An dritter Stelle steht in Andalusien der Agrar- und Ernährungssektor: Der andalusische Agrarsektor ist der größte in Spanien. Aufgrund der kontinuierlichen Obst- und Gemüsekampagnen in verschiedenen Teilen der Region und zu verschiedenen Zeiten im Jahr – die Region verfügt über die größte Fläche, die dieser Tätigkeit in Spanien gewidmet ist – werden regelmäßig Pflücker, Verarbeiter und Verpacker gesucht.
Im Industriesektor stechen in Andalusien zwei Berufsbilder besonders hervor: Elektromechaniker und Wartungstechniker. Das Fehlen von Experten in diesen Berufsgruppen ist zum einen auf den Mangel an qualifizierten und erfahrenen Arbeitskräften zurückzuführen, zum anderen auf ihre hohe Mobilität aus Gehaltsgründen aufgrund der Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage.
Vor allem im Vertrieb und im Einzelhandel werden Verkäufer, Kassierer und Lageristen gesucht. In der Logistik und im Transportwesen werden dagegen Kommissionierer, Gabelstaplerfahrer mit offiziellen Qualifikationen und Auslieferungsfahrer gesucht.
Im Dienstleistungssektor erklärt Adecco, dass der kaufmännische Bereich Schwierigkeiten hat, Verkaufspersonal zu finden, insbesondere für Positionen, die Fremdsprachenkenntnisse erfordern.
Fachkräftebedarf in Spanien
In Spanien insgesamt sind – wie in Andalusien – Fachkräfte im Bereich der neuen Technologien seit vielen Jahren am schwersten zu finden. Tatsächlich wächst der Bedarf laut Adecco hier exponentiell, und die Universitäten und Berufsbildungszentren sind nicht in der Lage, den gesamten Bedarf des Arbeitsmarktes zu decken.
Auch an Gesundheitspersonal mangelt es im Land: Das medizinische Personal ist nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gefragter denn je, und zwar auf allen Ebenen (Assistenten, Laboranten, Ärzte usw.). Außerdem sind in Andalusien und Spanien Techniker oder Personen mit einer Berufsausbildung, die mit der Entwicklung der Industrie verbunden ist, sehr gefragt, wie zum Beispiel Elektromechaniker, Gabelstaplerfahrer, Schweißer sowie Qualitäts- und Wartungstechniker.
Duale Berufsausbildung in Andalusien
Um dem Fachkräftemangel in Andalusien entgegenzuwirken, haben in Andalusien lebende deutsche Unternehmer im Jahr 2021 das deutsche Wirtschaftsforum Andalusien (DWA) gegründet, um die Wirtschafts- und Geschäftsbeziehungen zwischen andalusischen und deutschen Unternehmen und Institutionen zu fördern.
Im Dezember 2022 trat das Wirtschaftsforum der Allianz bei, einer Initiative, die unter anderem von der Bertelsmann-Stiftung gefördert wird und die Entwicklung einer hochwertigen dualen Berufsausbildung in Spanien unterstützen soll.
Quellen: Adecco, Forbes, Cadena Ser, Cinco Dias.
