Hubertus von Hohenlohe im Interview
Hubertus von Hohenlohe verkörpert wie kaum ein anderer die Verbindung von Adel, Kunst, Sport und kosmopolitischer Lebensart.
Der 1959 in Mexiko geborene Sohn von Prinz Alfonso von Hohenlohe und Prinzessin Ira von Fürstenberg studierte Philosophie und Wirtschaftswissenschaften und nahm für Mexiko an sechs Olympischen Winterspielen teil.
Der charismatische Weltbürger ist eine Ski-Ikone, Designer, Fernsehmoderator, ein Fotograf mit Tiefgang, der zugleich Popmusik macht – und ein Aristokrat, der sich selbst nie zu ernst nimmt.
Costa del Sol ONline hat Hubertus von Hohenlohe bei der Eröffnung seiner neuen Ausstellung in Marbella getroffen. Ein Gespräch über weltoffene Lebensart und Kunst als Lebenselixier – und darüber, warum es heute mehr denn je Mut zur Individualität braucht.
Herr von Hohenlohe, in Ihrer ersten Ausstellung in der Galerie Isolina Arbulu haben Sie Porträts gezeigt, in denen Sie auch immer selbst auftauchten. Sie und ihre Familie waren ein Leben lang von Paparazzi umgeben. Wollten Sie sich mit dieser Serie auch ein wenig über diese Welt lustig machen?
Ja, und vor allem habe ich etwas erfunden. Eigentlich bin ich der Erfinder der XXL-Selfies. Was ich bereits seit 2001 gemacht habe, wurde zehn Jahre später Mode: Selfies zu machen oder sich selbst wiederzuspiegeln.
In ihrer aktuellen Ausstellung zeigen Sie Alltagsgegenstände, die als Kunstwerke präsentiert werden…
Diese Serie zeige ich nicht so oft, aber ich verfolge dieses Thema schon seit 2005 und ich finde sie sehr interessant, weil sie sich um die Zufälligkeit der Schönheit dreht. Man kann ein Glas halb voll oder halb leer sehen und in diesem Sinn finde ich im komplett Banalen und im Lächerlichen auch eine Schönheit. Es sind eigentlich malerische Bilder, die ich einfach nur sehe, einfange und dadurch zum Kunstwerk mache.
Das heißt, alle Bilder die wir in dieser Ausstellung sehen, haben Sie gefunden?
Es steckt schon stundenlange Arbeit dahinter. Ich habe Fabriken aufgesucht, wie diese Aluminiumfabriken in Amerika, in Kartonfabriken in Österreich, Paletten von Künstlern, die ihre Farben wegwerfen und in Italien habe ich Zeitungsstände aufgesucht, wo Zeitungen weggeschmissen worden sind. Orte, wo man nicht erwartet Schönheit zu finden.
Wie kommt man überhaupt auf die Idee, in Fabriken und im Weggeworfenen Schönheit zu suchen?
Mein Onkel hat eine Papierfabrik in Österreich. Wir haben manchmal Golf gespielt mit seinen Kindern. Es war Sommer und immer sehr heiß, und ich habe mir gedacht, ich kann meine Zeit nicht so vertrödeln und mache besser Übungen mit meiner Kamera. Ich habe mir gedacht, statt Bälle zu schlagen gehe ich lieber Fotos machen.
Im Grunde genommen war es nur eine Übung für das Auge, um die Kamera besser kennenzulernen. Und so bin ich dann darauf gekommen, dass das, was eigentlich Abfall ist, eine seltene und schon fast magische Schönheit hat. Und so habe ich dieses gefundene Nichts, dass niemand gesehen hat vor der Bedeutungslosigkeit gerettet.

Sie sind auch Designer und sind in dieser Kollektion noch einen Schritt weitergegangen, indem Sie in Zusammenarbeit mit der Möbelmanufaktur Treforma Ihre Kunst mit Gebrauchsgegenständen verbunden haben…
Dies ist der erste Versuch, meine Kunst mit einer großen Möbelfirma zu kombinieren, sodass man sie auch verwenden kann. Ich bewege mich ein bisschen im Stil der Wiener Session, also der angewandten Kunst, und habe Möbel und Gebrauchsgegenstände basierend auf meinen Bildern gebaut und inszeniert.
Ich finde es einfach auch lustig, sich von einem Künstler etwas zu kaufen, was man auch im Haus verwenden kann, wie Sofas, einen Spiegel oder einen Paravant. Und diese Ausstellung ist der erste Versuch, das zu zeigen.
Sie sind viel in der Welt herumgekommen. Wo leben Sie und Ihre Frau Simona Gandolfi im Moment?
Wir wohnen in Österreich, Marbella und Ronda und dazwischen sind wir in Wien, Bologna oder in Madrid, man kann sagen Österreich, Spanien und Italien.
Wenn man so viel unterwegs ist, gibt es einen Platz, der für Sie Heimat ist?
Marbella natürlich. Mein Vater hat mit dem Marbella Club etwas Besonderes geschaffen. Mittlerweile ist das Ganze sehr kommerzialisiert worden und sehr viele Leute haben durch seine Initiativen sehr viel Geld gemacht.
Mein Vater hat darauf geschaut, diesem Ort einen eleganten Schick zu geben, der trotzdem etwas Simples und Organisches hat. Das ist jetzt ein bisschen verloren gegangen, aber trotzdem ist es meine Heimat, mehr als Österreich oder Mexiko. Ich kenne Österreich besser, aber ich habe das Gefühl, ich gehöre mehr hierher.
Sie haben ihren Geschwistern die alte Villa ihres Vaters Alfonso in Marbella abgekauft und komplett neu eingerichtet?
Ja, ich wollte ein Haus haben, das voller Lebensfreude ist und ein Mix aus Popkultur und Andalusien.
Gibt es Orte in Marbella an denen Ihr Herz hängt?
Ich gehe nach wie vor gerne in die Altstadt, um auf der Plaza de Naranjos in der Früh Churros zu essen, und ich gehe auch ein bisschen shoppen in der Altstadt.
Ich mag das Trocadero Petit, wenn nicht zu viele Leute am Strand sind, und wir gehen auch gerne ins La Perla und natürlich in den Marbella Club. Also eigentlich Plätze, die jetzt nicht so neureich und branded sind. Mir gefällt das alte Marbella.
Das heißt, es gibt das alte Marbella noch?
Das alte Marbella gibt es noch und es ist sehr schön. Ich würde mir wünschen, dass die Altstadt so bestehen bleibt, und dass man das zelebriert. Und dass wieder schöne Geschäfte reinkommen, die authentisch sind und coole Sachen verkaufen. So wie in Sevilla oder Málaga, wo es noch Pepe den Schuhmacher gibt.
Neben der Fotografie, gibt es andere aktuelle Projekte im Moment?
Wir machen viel Musik. Anfang des Jahres habe ich in Kooperation mit Juan Motos den Song: „Puente de Ronda“ veröffentlicht. Das ist ein Liebeslied, das an den berühmtesten und bekanntesten Orten der Stadt spielt. Und natürlich als Designer. Ich richte gerade in Rom zwei Apartments mit meinen Sachen ein.
Ihr Vater Alfonso von Hohenlohe war nicht nur in Marbella ein Pionier, sondern auch in Ronda, wo er als Erster in der damals verlassenen Weinregion ein Weingut betrieben hat…
Mein Vater war Pionier in Ronda und dann sind alle anderen natürlich wieder nachgekommen und haben das Geld gemacht, wie immer. Aber früher oder später werde ich die Finca von meinem Vater wieder zu etwas Schönem machen.
Das heißt, wir können uns demnächst auf Wein aus Ronda freuen?
Absolut. Ich habe auch schon Etiketten gemacht und werde die von meinem Vater wieder aufleben lassen. Die Idee ist, dass wir dem Weingut in Ronda wieder Leben einhauchen.
Ausstellung von Hubertus von Hohenlohe: Peinture Trouvée. Vom 6. Juni bis 14. August 2025. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 14 Uhr. Galería Isolina Arbulú. Kontakt: E-Mail: [email protected], Web: www.isolinaarbulu.com
Das Interview führte Dana Nowak.