FC Málaga beendet turbulentes Jahr mit Neuverpflichtung von Alexander González

Ein Rückblick auf das große Jahr der Veränderungen beim Team von der Costa del Sol

FC Málaga - Manolo Gaspar und Alexander González
Sportdirektor Manolo Gaspar mit dem jüngsten Neuzugang Alexander González. // Foto: malagacf.com

Gerichtlicher Eingriff beim FC Málaga rettet den Club, der jetzt wieder positiv in die Zukunft blicken kann

Es war ein turbulentes Jahr für alle, aber die Geschehnisse beim FC Málaga setzten dem ungewissen Treiben rund um die Corona-Pandemie noch einmal die Krone auf. Im Endeffekt war der Eingriff per Gerichtsentscheid beim Club von der Costa del Sol der Wendepunkt einer Talfahrt, bei der es lange Zeit nach dem Ende der jungen Geschichte des Málaga Club de Fútbol aussah.

Begonnen hatte alles bereits am 7. Januar. Im Internet kursierte plötzlich ein Video von Málagas damaligem Trainer Victor Sánchez del Amo. Darauf war der Übungsleiter im Club-Shirt zu sehen, wie er sich sein bestes Stück aus der Unterhose zog und in die Kamera hielt. Angeblich hatten Hacker Zugriff auf sein Handy gehabt und den Trainer auf Lösegeld erpresst. Del Amo ging zur Polizei und erstattete Anzeige.

Bis heute ist nicht geklärt, wer hinter der Hacker-Attacke auf Sánchez del Amo steckte. Für Präsident Al Thani war die Geschichte allerdings ein gefundenes Fressen. Sein Stadthalter Richard Shaheen, der zu diesem Zeitpunkt mehr schlecht als recht den Verein führte, entließ den bei den Fans geschätzten Übungsleiter wenige Tage danach – trotz zahlreicher Proteste aus dem Umfeld und aus der Sportwelt in Spanien. Del Amo war Al Thani schon lange ein Dorn im Auge, weil sich dieser seit dem verpassten direkten Wiederaufstieg in die erste Liga im Sommer 2019 immer wieder negativ über die Vereinsführung des Scheichs äußerte.

Polizei im Rosengarten

Die vermeintliche Freude bei Al Thani und Shaheen sollte allerdings nicht lange Bestand halten. Am 23. Januar steht die Polizei ohne Vorwarnung vor den Büroräumen des Stadions La Rosaleda. Es folgte eine über 12-stündige Durchsuchung und die Beschlagnahmung vieler verdächtiger Unterlagen und Dokumente.

Zeitglich erhöhen die Kleinaktionäre den Druck auf Al Thani. Sie erstatten offiziell Anzeige gegen den Scheich vor dem Gericht in Málaga an und werfen ihm dabei unter anderem Untreue, Geldwäsche und Misswirtschaft vor. Wie sich im Verlaufe des Jahres herausstellen sollte, hatte Al Thani den Verein jahrelang dazu benutzt, um sich selbst zu bereichern. Er gab sich selbst Kredite in Höhe von mehr als fünf Millionen Euro, ließ sich Autos und Villen auf Vereinskosten anschaffen bzw. anmieten sowie private Reisen für sich und seine Söhne, die im Aufsichtsrat “saßen”, finanzieren.

FC Málaga - Scheich Al Thani
Scheich Al Thani geht es derzeit ordentlich an den Kragen. // Foto: malagacf.com

Dann geht es erstaunlich schnell für spanische Verhältnisse: Am 20. Februar wird Al Thani per Gerichtsbeschluss die Vereinsführung entzogen. Bereits einen Tag später zieht der vom Gericht eingesetzte Geschäftsführer José María Muñoz in die Büroräume des Rosengartens ein. Seine erste Amtshandlung ist, dass er mithilfe der Polizei den verdutzten Richard Shaheen vor die Tür setzt. Es ist der Anfang vom Ende der Ära von Al Thani beim FC Málaga. Auch wenn der Scheich noch nicht endgültig vom Club getrennt ist, drängen ihn die Ermittlungen im Verlauf von 2020 immer weiter in eine Ecke, aus der es keinen Ausweg mehr gibt.

Zusammenschwur und Klassenerhalt

Mit der Absetzung von Al Thani geht ein riesengroßes Aufatmen durch den Verein. Sie wirkt wie ein Befreiungsschlag für Mitarbeiter, Spieler, Trainerteam und Verantwortliche. Geschäftsführer Muñoz und Sportdirektor Manolo Gaspar nehmen umgehend die Zügel in die Hand, müssen zu Beginn allerdings gleich drastische Entscheidungen treffen. Sturmhoffnung Antoñín wird an Erstligist FC Granada verkauft, um liquide Mittel zu erhalten. Bis zu 50 Mitarbeiter werden entlassen, weil die Vereinsstruktur schlichtweg zu groß und kostenaufwändig ist für einen Zweitligisten.

Trotzdem ziehen beim FC Málaga jetzt alle an einem Strang. Trainer ist inzwischen Sergio Pellicer, der Anfang des Jahres noch die zweite Mannschaft führte. Die Blau-Weißen, die mit maximal 18 Profis auskommen müssen, schaffen dank einer starken Rückrunde am 17. Juli vorzeitig den Klassenerhalt. Damit bewahren sie den Club vor einem weiteren finanziellen Einbruch, der wohl nur schwer aufzufangen gewesen wäre.

Um das extrem überlastete Gehaltsgefüge zu entlasten, werden im Sommer zwölf Spieler entlassen – ein Präzedenzfall im spanischen Profifußball. Insgesamt werden in der Transferperiode 32 Spielerwechsel vollzogen. Neben der nach wie vor bestehenden Strafe von LaLiga, nur mit 18 Profis in die Saison gehen zu dürfen, muss Sportdirektor Gaspar zudem die Spielergehälter von 10 auf drei Millionen Euro reduzieren. Trotzdem gelingt es dem Ex-Spieler aus Málagas Stadtteil El Palo mit dem geringsten Budget der gesamten zweiten Liga eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen.

FC Málaga - Hauptversammlung
Málagas Geschäftsführer José María Muñoz bei der kürzlich abgehaltenen Jahreshauptversammlung der Aktionäre. // Foto: malagacf.com

Der FC Málaga beendet das Jahr 2020 im gesicherten Mittelfeld und hat sogar Anschluss an die Playoff-Ränge. Trotz leeren Rängen wegen Covid-19 gelingt es den neuen Verantwortlichen, einen großen Zusammenhalt zwischen Club, Fans und dem gesamten Umfeld zu schaffen. Die Blau-Weißen zehren einmal mehr von ihrer hervorragenden Nachwuchsarbeit. Im aktuellen Kader stehen zahlreiche Talente aus der Region, die zusammen mit dem Rest der Mannschaft sprichwörtlich in jeder Partie das letzte Hemd geben.

Nationalspieler aus Venezuela

Am vergangenen 28. Dezember konnte der FC Málaga die Verpflichtung von Alexander González bekannt geben. Der Rechtsverteidiger ist Nationalspieler Venezuelas und kommt ablösefrei von Dinamo Bukarest. Die Blau-Weißen durften auf dem Transfermarkt trotz der 18-Profi-Regel tätig werden, da sich Iván Calero kürzlich das Kreuzband gerissen hatte und für den Rest der Spielzeit ausfällt.

González steht seit zwei Tagen im Training und könnte bereits am kommenden Spieltag zum Einsatz kommen. Am Sonntag, den 3. Januar muss der FC Málaga zum Tabellenschlusslicht Albacete. Pay-TV-Sender Movistar überträgt live auf seinem Kanal LaLiga. In Deutschland kann man die Spiele des FC Málaga über den YouTube-Kanal von LaLiga Smartbank gratis verfolgen.

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